Artikel 16/02/2019

Zysten im Kopf: Ursachen, Symptome, Folgen & Therapie

Team jameda
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Zysten im Kopf klingen bedrohlich, sind aber oft harmlos. Lesen Sie hier, was sie verursacht, wie sie sich entwickeln, und wann Sie zum Arzt gehen sollten.

Was sind Zysten im Kopf?

Zysten sind Hohlräume, die von einer Kapsel umgeben sind und Gewebeflüssigkeit, Blut oder Eiter enthalten. Einige Zysten haben mehrere Kammern. Es gibt echte Zysten und Pseudozysten, die nicht mit einer Zellschicht ausgekleidet sind, sondern nur von einer Bindegewebshülle umgeben sind.

Sie sind meistens ungefährlich und werden zufällig entdeckt. Sie treten in jedem Alter auf und können überall im Körper entstehen. Zum Beispiel in der Niere, der Leber, der Lunge, den Eierstöcken, der Brust, dem Bewegungsapparat oder im Gehirn. Zysten im Gehirn entwickeln sich oft jahrelang symptomlos, so dass der Betroffene nichts davon merkt. In seltenen Fällen können Zysten im Gehirn auf Hirngewebe drücken und zu Sprech-, Geh- oder Sehstörungen führen.

Anders ist es mit Kieferzysten, die sich meistens in entzündeten Wurzelspitzen formen und auf die Zähne und den Kiefer drücken. Zysten können den Ausgang der Nasennebenhöhlen blockieren, sodass der Schleim nicht abfließen kann und sich Keime leichter ansiedeln. Das führt zu wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündungen.

Was sind die Ursachen?

Hirnzysten unterscheiden sich in Arachnoidalzysten, Kolloidzysten, Ventrikelzysten und Pinealiszysten.

  • Arachnoidalzysten entstehen durch eine angeborene Doppelbildung eines Teiles der weichen Hirnhäute, die das Gehirn umschließen. Diese gutartigen Zysten sind mit Hirnwasser gefüllt und können überall im Schädelraum auftreten. Am häufigsten befinden sie sich zwischen dem Stirn- und Schläfenlappen des Hirnes, das auch Sylvische Fissur genannt wird.
  • Kolloidzysten treten meistens im vorderen oberen Bereich der dritten Hirnwasserkammer (auch Ventrikel genannt) auf. Sie sind gutartig, können jedoch die Verbindung zwischen den Seitenventrikeln und dem 3. Ventrikel (auch Foramen Monroi genannt) blockieren und zu einem Verschluss-Hydrozephalus führen. Ein Hydrozephalus ist die abnorme Vergrößerung des Schädels infolge übermäßiger Ansammlung von Flüssigkeit. Er wird auch Wasserkopf genannt und kann gefährlich oder sogar tödlich ausgehen.
  • Ventrikelzysten sind Zysten in Hirnwasserkammern, die meistens aus Membranen der weichen Hirnhaut oder Zellen der Ventrikelwand entstehen. Sie sind Ähnlich wie Kolloidzysten gutartig, können aber durch eine Störung der Hirnwasserzirkulation schwere Folgen verursachen.
  • Pinealiszysten entstehen aus der Zirbeldrüse, auch Pinealis genannt. Wenn sie zu groß werden, blockieren sie die Verbindung zwischen der dritten und vierten Hirnwasserkammer und stören die Hirnwasserzirkulation. Ähnlich wie die Kolloidzysten führen sie dann zu einem gefährlichen Verschluss-Hydrozephalus. Auf bildgebenden Verfahren sind Pinealiszysten schwer von Tumoren der Zirbeldrüse zu unterscheiden.

Augenzysten entstehen aus der Bindehaut, in der Iris, in der Tränendrüse oder den Tränengängen, in der Augenhöhle oder hinter dem Auge. Letztere sind meistens die sogenannten Dermoid-Zysten, die Gewebe wie Haare oder Schweißdrüsenelemente enthalten und aus der Embryonalzeit stammen. Sie treten häufig bei Kindern auf.

Sie sind oft angeboren aber nicht unbedingt vererbbar und werden durch Infektionen, Entzündungen oder Verletzungen verursacht. Selten treten sie als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auf. Zysten der Tränendrüsen treten im jungen bis mittleren Erwachsenenalter auf und betreffen Frauen häufiger als Männer.

Die Zahnwurzelzyste ist die häufigste Kieferzyste. Sie wird auch radikuläre oder odontogene Zyste genannt und entsteht aus der Entzündung der Zahnwurzelspitze, durch die benachbartes Gewebe abstirbt. Follikuläre Zysten sind auch Kieferzysten, die jedoch auf die Zahnentwicklung zurückzuführen sind. Sie entstehen, wenn sich ein Zahn nicht richtig entwickelt, meistens in den unteren Weisheitszähnen.

Eine andere, seltene Art von Kieferzysten sind die Keratozysten, die als ,keratozystischer odontogener Tumor’ bezeichnet werden. Das sind nicht wirklich Zysten sondern gutartige Tumore, die schnell wachsen, gesundes Gewebe verdrängen und sich selten in bösartigen Tumoren entwickeln.

Das sind die Symptome

Zysten entwickeln und vergrößern sich langsam und verlaufen meistens ohne Symptome von der Geburt bis zum Erwachsenenalter. Oft verursachen sie milde Symptome, die in Schüben verlaufen. Das sind die ersten Symptome, die Anzeichen einer Hirnzyste sein könnten. Hirnzysten entdeckt der Arzt meist zufällig, außer sie werden so groß, dass sie Druck auf das Hirngewebe oder die Hirnwasserzirkulation ausüben. Dann kommt es gelegentlich zu

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schwindelgefühl
  • Sehe- & Gleichgewichtsstörungen
  • Einschränkungen der Konzentration und des Gedächtnis
  • epileptischen Anfällen

Wenn ähnliche Symptome auftreten, ist ein Arztbesuch die beste Selbsthilfe. Beim Kind ist eine abnorme Erweiterung der Größe des Kopfes möglich. Bei Extremfällen sind Bewusstseinsstörungen, Koma und Tod möglich.

Größere Augenzysten verursachen die Austrocknung des Auges, wenn sie den Lidschluss stören. Dermoid-Zysten etwa können zum Hervortreten des Augapfels und zu Dopplbildern führen. Zysten an der Iris verursachen erhöhte Lichtempfindlichkeit, verschwommenes Sehen oder Augenschmerzen.

Iris-Zysten können je nach Lage und Größe zu unterschiedlichen Komplikationen wie einem Anstieg des Augendrucks durch einen Grünen Star, zu einer vermehrten Freisetzung von Pigmenten in der Iris, zu einer Entzündung, zu einem Grauen Star oder zu einer Verschiebung der Linse führen.

Typische Symptome einer Zyste der Tränendrüse sind die Schwellung des Augenlids mit leichten Schmerzen und einem Druckgefühl sowie Infektionen. Sehr große Tränendrüsenzysten führen zu einem hängenden Augenlid. Der Augapfel kann hervortreten oder absinken.

Wie werden Zysten im Kopf diagnostiziert?

Die Diagnose der Hirnzysten erfolgt auf Grund von bildgebenden Verfahren:

  • Computertomographie (CT): Hirnzysten sehen wie kleinere oder größere Ballone aus.
  • Kernspinntomographie (MRI): Sie ermöglicht die genaue Darstellung der Zystenarchitektur und mit Hilfe eines Kontrastmittels kann der Arzt den Hirnwasserfluss beurteilen.

Ein Augenarzt erkennt Iris-Zysten mit der Spaltlampe und mit der Ultraschall-Untersuchung. Oft ist mit bloßem Auge ein kleiner Fleck in der Iris sichtbar. Er ist entweder hell und durchsichtig oder dunkler. Dunkelbraune oder schwarze Iris-Zysten können aber auch durch ein Melanom entstehen, deswegen ist hier die Differenzialdiagnose sehr wichtig.

Kieferzysten entdeckt ein Zahnarzt meist zufällig, wenn der Kiefer aus einem anderen Grund geröntgt wird. Wie auch alle anderen Zysten wachsen Kieferzysten langsam und ohne Symptome. Nur wenn sie auf einen Nerv drücken, verursachen sie Schmerzen. Sollten Kieferzysten zu lange nicht entdeckt und zu groß werden, bilden sich Schwellungen, Infektionen und eventuell Eiteransammlungen. Benachbarte Zähne können sogar von großen Kieferzysten verstellt werden.

Therapie: So werden Zysten im Kopf behandelt

Hirnzysten, die keine Symptome verursachen und zufällig entdeckt werden, brauchen keine Therapie sondern nur Verlaufskontrollen mit bildgebenden Verfahren. Zysten sollten entfernt werden, wenn sie Schmerzen oder andere Symptome verursachen und gesundes Gewebe schädigen. Meistens reicht es, die Zyste mit den Hirnwasserräumen zu verbinden. Die sogenannte Fensterung trägt dazu bei, dass sich die Hirnwasserzirkulation normalisiert.

Operiert wird meistens endoskopisch, was den Vorteil hat, dass der Arzt die Zyste ,unter Wasser‘‘ eröffnet. So besteht nicht die Gefahr, dass die Zyste oder benachbarte Strukturen zusammenfallen, was schwere Auswirkungen haben kann.

Die mikrochirurgische Entfernung einer Hirnzyste über eine Schädeleröffnung galt in der Vergangenheit als Standardverfahren, ist aber mit einer schweren Belastung des Patienten verbunden. Das minimalinvasive endoskopische Verfahren ist verträglicher. Es sieht vor, dass ein Endoskop in die seitliche Hirnwasserkammer eingeführt und die Zyste millimetergenau eröffnet oder entfernt wird.

Bei Augenzysten, die keine Beschwerden verursachen, ist keine besondere Behandlung nötig, da sie eine gute Prognose haben. Wenn sie aber das Sehvermögen beeinträchtigen, müssen sie entfernt werden, entweder mit Argon-Laser Photokoagulation oder mit Punktierung und Einspritzen eines sklerosierenden Mittels.

Letzteres therapeutisches Verfahren dient auch zur Vorbeugung des Wiederauftretens der Zyste, was nach einer Laserbehandlung oft passiert. Selten ist die chirurgische Entfernung einer Augenzyste nötig, zum Beispiel bei großen Dermoid-Zysten. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass sie platzen und ihren Inhalt in das Auge entleeren. Das wiederum kann zu einer Entzündung führen oder das Sehvermögen einschränken.

Wenn Kieferzysten entdeckt werden, sollten sie auch entfernt werden, zur Vorbeugung von Komplikationen. Die Entfernung erfolgt operativ, indem der Kiefer eröffnet und die Zyste entnommen wird. Manchmal entsteht dadurch ein größerer Hohlraum, der mit speziellem Material aufgefüllt wird, so dass sich der Knochen wieder nachbilden kann. Die OP findet ambulant unter lokaler Anästhesie statt.

Dabei wird auch der betroffene Zahn entfernt, wenn es sich um eine follikuläre Zyste handelt. Bei Verdacht auf Keratozysten wird das entnommene Gewebe histologisch untersucht und falls nötig mit Bestrahlung behandelt. Das ist nötig, da dieser Typ von Kieferzysten eine hohe Rückfallrate von bis zu 30 Prozent hat.

Fazit

Zysten im Kopf sind sehr unterschiedlich und betreffen hauptsächlich das Gehirn, die Augen und den Kiefer. Viele Zystenarten sind angeboren und die meisten entwickeln sich sehr langsam und verursachen bis ins Erwachsenenalter keine Symptome.

Selten lösen sie Kopfschmerzen, Sehbehinderungen und andere Beschwerden aus, je nach Lokalisation. Insbesondere dann, wenn Zysten auf gesundes Gewebe drücken, wie zum Beispiel das Gehirn, das Auge oder den Kiefer, Die meisten Zysten werden zufällig entdeckt und behandelt werden sie nur, wenn sie Symptome auslösen, mit Ausnahme von Kieferzysten, die immer entfernt werden sollten.

Literatur

  • Weber and H. Knopf: Incidental findings in magnetic resonance imaging of the brains of healthy young menIn: J Neurol Sci. 240, Nr. 1-2, 2005, S. 81-84
  • Leitlinie ‘Keratozystischer odontogener Tumor (KZOT)’ der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
  • Harris, P. Toller: The pathogenesis of dental cysts. In: British medical bulletin. Band 31, Nummer 2, Mai 1975, S. 159–163

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