Artikel 09/01/2020

Krampfadern - Langzeitergebnisse nach dem Venenkleber

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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In vielen Veröffentlichungen, die sich mit dem Thema Krampfadern befassen, wird gerne darauf hingewiesen, dass keine Langzeitergebnisse für den Venenkleber als sanfte Krampfadertherapie existieren.

Wie werden Krampfadern für gewöhnlich behandelt?

Die bekannteste Methode, die Stripping-Operation, steht seit ungefähr 100 Jahren zur Verfügung und es werden ständig neue Modifikationen veröffentlicht. Es bleibt jedoch Fakt, dass der Chirurg ohne Narkose nicht operieren kann. Des Weiteren, dass in der Nachbehandlung zwei Monate oder länger Kompressionsstrümpfe getragen werden müssen. Der Chirurg kann es nicht ändern, es liegt an der invasiven Technik mit mechanischen Schäden durch die Methode.

Eine Narkose bedeutet jedoch auch, dass Patienten mit Narkoserisiken oder anderen Einschränkungen, überhaupt nicht operiert werden können. Die endovenösen thermischen Verfahren, wie Laser oder Radiowelle, arbeiten mit hohen Temperaturen von circa 120° Celsius. Daher sind hier auch eine ausgedehnte Betäubung, oft auch mit Vollnarkose, und wegen der Schwellneigung Kompressionsstrümpfe erforderlich.

Die Patienten erholen sich schneller, aber diese Bedingungen (Narkose, Kompressionsstrümpfe) sind immer einzuhalten.

Alternative Behandlungsmethoden: Der Venenkleber

Operationsmethoden oder Verfahren, die neu auf den Markt gebracht werden, unterliegen natürlich einer skeptischen, konkurrierenden und kritischen Beobachtung. Der Venenkleber als Verfahren zur Therapie des Krampfaderleidens existiert seit 2010 in Europa.

Entgegen der immer wieder vertretenen Auffassung ist der Venenkleber nicht gefährlich, wenn der Operateur über die entsprechende Erfahrung verfügt. Der Venenkleber, ein Acrylat, ist nicht giftig, nicht krebserregend, führt nicht zu Allergien und ist biokompatibel. Das heißt, er wird aus dem Körper eliminiert, wenn er seine Aufgabe erledigt hat. Dies ist ungefähr nach 12 Monaten der Fall.

Der Venenkleber wird verstoffwechselt und über Nieren und Lunge abgegeben. Es handelt sich auch nicht um ein Implantat.

Ein weiterer Punkt der kritischen Betrachtung sind die Langzeitergebnisse. Die typische Definition hierfür ist eine Untersuchung der Ergebnisse nach fünf Jahren.

Kurzes Fazit: Der Venenkleber bietet die selben Ergebnisse wie alle anderen Verfahren. Die moderne Krampfaderbehandlung braucht also keine Narkose und auch keine Kompressionsstrümpfe. Narkoserisiken und andere Einschränkungen kennt der Venenkleber nicht.

Auch der Patient mit einem Herzschrittmacher oder einer Therapie mit Marcumar muss sich keine Sorgen machen. Patienten, die sich nicht selbstständig Strümpfe anziehen können, brauchen sich bei der Krampfaderoperation mit dem Venenkleber keine Gedanken machen. Denn Kompressionsstrümpfe werden nicht benötigt.

Wie sind die Ergebnisse nach fünf Jahren?

Seit 2013 wende ich den Venenkleber in der Behandlung des Krampfaderleidens an. Dies sind mittlerweile sieben Jahre. Als Facharzt für Gefäßchirurgie und als Phlebologe war das Arbeiten mit endovenösen Kathetern in verschiedenen gefäßchirurgischen Kliniken tägliche Routine. Eine typische Behandlungsmethode in den Kliniken und vielen ambulanten Einrichtungen war die Stripping-Operation. Eine anspruchsvolle Operation in Narkose.

Oft trugen die Patienten ihre Strümpfe nicht. Entweder weil sie es nicht konnten oder die Strümpfe zu eng waren. Mit dem Venenkleber änderte sich viel. Narkoserisiken störten nicht und Kompressionsstrümpfe benötigte der Patient ebenfalls nicht. Der Patient muss nicht nüchtern sein und kann alle Medikamente nehmen, die er nehmen muss, ohne Einschränkungen, ohne Absetzen.

Die Patienten änderten sich nicht, nur die Methode.

Nach fünf Jahren waren über 1.000 Eingriffe durchgeführt. Zu einem Rezidiv, also einem Wiederkehren von Krampfadern, kam es in 3 bis 4 Prozent der Fälle. Das ist identisch mit den Ergebnissen aller anderen am Markt verfügbaren Methoden. Nach fünf Jahren sind also 96 Prozent der behandelten Patienten frei von Rückfällen.

Mit welchen Komplikationen ist der Venenkleber verbunden?

Nerven- oder Lymphbahnverletzungen finden sich beim Venenkleber nicht, da hier keine mechanischen oder thermischen Schäden im Gewebe gesetzt werden.

Typisch ist in den ersten 14 Tagen nach dem Eingriff das Auftreten von entzündlichen Veränderungen (Phlebitis) im Verlauf der behandelten Vene. Jeder zehnte Patient berichtet davon. Das ist jedoch keine Komplikation. Es handelt sich hier um eine Begleiterscheinung, wie auch durchaus an der Punktionsstelle für den Katheter ein Bluterguss auftreten kann.

Gibt es eine Situation, in der der Venenkleber in der Behandlung von Krampfadern nicht einsetzbar war oder ist?

Eine Altersbeschränkung gibt es für den Venenkleber nicht. Die jüngste Patientin war 16 Jahre, der älteste 95 Jahre.

Wenn eine Stripping-Operation, eine Laser- oder Radiowellentherapie möglich sind, kann das Krampfaderleiden auch mit dem Venenkleber behandelt werden.

Weiteres finden interessierte Leser in meinen Veröffentlichungen bei jameda.

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