Artikel 15/02/2014

Was sagt uns die Pulswellengeschwindigkeit?

Dr. med. Boris Leithäuser Internist, Kardiologe, Angiologe
Dr. med. Boris Leithäuser
Internist, Kardiologe, Angiologe
pulswellengeschwindigkeit

Die Pulswellengeschwindigkeit (PWG) ist ein Maß für die Steifigkeit der Arterien. An der Steifigkeit lässt sich das biologische Alter der Arterien ablesen und damit das Risiko für Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bestimmen.

Jeder Herzschlag erzeugt eine Druckwelle die über das Blut durch die Arterien unseres Gefäßsystems hinweg läuft. Dies wiederholt sich in körperlicher Ruhe pro Minute 60-70 Mal. In 10 Jahren sind es mehr als 300 Millionen Herzschläge mit Druckwellen denen die Arterien Stand halten müssen.

Zieht sich der Herzmuskel zusammen und erzeugt dadurch eine Druckwelle, dehnen sich die großen Arterien aus und nehmen damit einen Teil der Energie des Drucks in die Gefäßwand auf. Entspannt sich das Herz ziehen sich die Arterien wieder zusammen (wie bei einem aufgeblasenen Luftballon aus dem die Luft entweicht) und geben die aufgenommene Energie zurück an den Blutstrom zurück der dadurch auch in der Phase der Entspannung des Herzens weiter vorwärts fließt. Die Elastizität der Arterien ist in der Jugend am größten und nimmt mit steigendem Lebensalter langsam ab. Je älter wir werden desto härter und steifer werden unsere Arterien. Das ist ein ganz normaler Prozess. Die Verhärtung hat jedoch zur Folge dass weniger Energie aus der Druckwelle des Pulses „abgefedert“ werden kann. Dadurch steigt der Blutdruck und die Geschwindigkeit mit der die Druckwelle durch den Körper läuft wird schneller. Großmütter und Großväter in hohem Lebensalter haben deswegen in der Regel einen höheren Blutdruck als ihre Enkel. Und eben auch eine höhere PWG.

Mittlerweile sind sich die Fachleute weltweit darüber einig dass die Messung der PWG eine zuverlässigere Aussage über den Zustand der arteriellen Blutgefäße liefert als die Messung des Blutdrucks am Oberarm. Denn „der Mensch ist so alt wie seine Arterien“. So sagte es schon der große Arzt Thomas Sydenham im 17. Jahrhundert (siehe auch „Vaskuläre Demenz“ bei jameda).
So hat jedes Lebensjahrzehnt seine PWG. Dies ist aus Untersuchungen von tausenden gesunder Menschen in jeder Altersklasse ermittelt worden. Dabei gibt es nur einen geringen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Das Lebensalter hat also den größten Einfluss auf die Gefäßsteifigkeit und die PWG. Es kommt aber auch darauf an, was wir während unseres Lebens so alles tun oder nicht tun - der Lebensstil ist der zweitgrößte Faktor der den Zustand der Arterien bestimmt. Wenn wir auf sportliche Aktivität verzichten, übergewichtig werden oder rauchen tritt die Versteifung früher ein. Auch die Ernährung spielt eine Rolle. Umso mehr wenn sich aus all den ungünstigen Faktoren eine „Zuckerkrankheit“ (Diabetes) entwickelt.

Die PWG ist einfach zu messen. Es ist nur wenig aufwendiger als die Messung des Blutdruckes am Oberarm. Dafür hat die PWG einen sehr großen Wert für die Einschätzung des Risikos für Herzinfarkt, Schlaganfall und die Entwicklung einer Demenz.

Man kann die PWG auch zur Therapiekontrolle einsetzen. Körperliche Aktivität im Sinne von Ausdauersport, Gewichtsreduktion, Blutdrucksenkung, Verzicht auf Nikotingenuss und Veränderung der Ernährung durch „Mittelmeerkost“, also weniger Fleisch und tierisches Fett, dafür mehr Olivenöl, Gemüse und Früchte bringen den Arterien einen Teil der Elastizität wieder zurück - damit verlangsamt sich auch die PWG wieder. Ist also der Entschluss zur Änderung des Lebensstils gefasst um das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko zu senken, hilft die Messung der PWG dabei, den Erfolg dieser Maßnahmen zu messen. Dem Arzt hilft die Kontrolle der PWG im Verlauf einer medikamentösen Behandlung des Bluthochdruckes, da dieser Wert deutlich geringeren Schwankungen unterworfen ist als der am Oberarm gemessene Blutdruck.

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