Artikel 01/04/2014

Zeitumstellung im Frühling - Wirkung auf Herz und Kreislauf

Dr. med. Boris Leithäuser Internist, Kardiologe, Angiologe
Dr. med. Boris Leithäuser
Internist, Kardiologe, Angiologe
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Pünktlich zur Umstellung auf die Sommerzeit erscheint seit einigen Jahren die Meldung in den Medien dass die Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen in den ersten drei Tagen nachdem die Uhr über Nacht um eine Stunde vorgestellt wurde, deutlich zunimmt. Der Grund hierfür sei der Schlafmangel und die Änderung des Biorhythmus durch die Zeitumstellung. Die fehlende Stunde würde den Hormonhaushalt durcheinander bringen. Die Erklärung ist richtig, aber doch sehr oberflächlich. Dringen wir an dieser Stelle etwas tiefer in die Thematik ein.

Unsere Körperfunktionen unterliegen sich wiederholenden Schwankungen. Jede Frau kennt den 4-Wochen-Rhythmus ihrer Regelblutung. Jeder Mensch hat Schwankungen im 24-Stunden-Interval also im Tagesrhythmus. Diese Veränderungen werden, da sie sich jeden Tag fast auf die Viertelstunde genau wiederholen gar nicht bemerkt. Dem gesunden Menschen macht die Verkürzung des Tagesrhythmus um eine Stunde bei der Umstellung auf die Sommerzeit kaum etwas aus. Vielleicht ist er am nächsten Tag etwas müde. Deswegen wird die Uhr in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag umgestellt, da bleibt ein Tag zum „Erholen“. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen jedoch können auf diese erzwungene Rhythmusänderung empfindlich reagieren. In Einzelfällen mit dramatischen Folgen.

Blutdruck, Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität (siehe auch „Herzfrequenzvariabilität - eine Begriffserklärung“ bei jameda) und die Fähigkeit der Arterien zur Entspannung verändern rund um die Uhr. Dies hat tatsächlich etwas mit den Stresshormonen zu tun. Der Zustand des Schlafs, die Verlagerung der Körperposition in die Waagerechte und das Fehlen der Muskelaktivität führen zu einer Verringerung der Stresshormone im Blut. Beim Vorgang des morgendlichen Erwachens und der Aufnahme körperlicher Aktivität kommt es zu einem Anstieg der Stresshormon-Werte. Herz und Gefäße sind gerade in dieser Aufwachphase sehr empfindlich gegenüber den Stresshormonen. Hinzu kommt dass auch die Aktivität der Blutgerinnung in den frühen Morgenstunden am größten ist (siehe auch „Blutverdünnung - eine Begriffsklärung“ bei jameda). Vor allem die so genannten Blutplättchen (Thrombozyten) sind in dieser Phase besonders „klebrig“ und neigen dazu sich zu verklumpen und im ungünstigen Fall dadurch ein Blutgefäß zu verschließen. Zusammen genommen haben diese Phänomene Auswirkungen auf die Häufung von Krankheitsereignissen zu der frühmorgendlichen Tageszeit. Herzinfarkte und Schlaganfälle ereignen sich häufiger in den frühen Morgenstunden bis in den Vormittag hinein und sind über den Rest des Tages seltener.

Wird die ‘innere Uhr’ die alle diese Vorgänge regelt von außen umgestellt, kann es sein dass in den zuständigen Hirnzentren eine zusätzliche Stressreaktion entsteht und das zu einer Zeit, nämlich früh morgens, in der wir für den inneren Stress während des Erwachens am empfindlichsten sind. Daher sollten sich diejenigen, die schon an einer Herz- oder Gefäßerkrankung leiden, auf die kommende Zeitumstellung „einstellen“, um so diesen zusätzlich Reiz zu vermeiden. Am besten am Samstag Nachmittag einen ausgedehnten Spaziergang machen oder sogar etwas Sport treiben, am Abend keine reichhaltige Mahlzeit einnehmen, und eine Stunde früher ins Bett gehen. Am nächsten Tag langsam aufstehen also ruhig noch wach ein bisschen liegen bleiben. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und die Medikamente nicht vergessen. Bei der nächsten Zeitumstellung im Herbst ist das alles nicht ganz so wichtig denn da wird die Uhr zurück gedreht und die verlorene Stunde kommt wieder dazu. Das macht alles entspannter.

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