Artikel 29/01/2022

Das jameda-Interview: 8 Fragen an Dr. med. Ines Ruck

Dr. med. Ines Ruck Internist, Infektiologe
Dr. med. Ines Ruck
Internist, Infektiologe
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. med. Ines Ruck interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Infektiologin.

jameda: Frau Dr. Ruck, was hat Sie motiviert, Ärztin zu werden und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Frau Dr. Ruck: Schon als Kind hatte ich den Wunsch, Medizin zu studieren. Mich interessierte, wie der menschliche Körper, aber auch die Seele funktionieren, was krank macht und wie man heilen kann.

Nach dem Studium begann ich die Ausbildung zur Ärztin für Innere Medizin am Klinikum St. Georg in Leipzig. Im letzten Abschnitt war ich in der 2. Klinik für Innere Medizin / Infektionsklinik tätig und habe dort durch meinen damaligen Chef Dr. Kirsch und die Oberärztin Dr. Winter entdeckt, wie spannend, umfangreich und fachübergreifend das Gebiet der Infektiologie ist.

Nach meiner Facharztprüfung hatte ich das Glück, im Anschluss mehrere Jahre im stationären Bereich und später in der Infektionsambulanz tätig sein zu dürfen. Ich habe während dieser Zeit den 3-monatigen Tropenkurs am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg besucht und nach entsprechender Ausbildung die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin erworben.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?

Frau Dr. Ruck: Im Januar 2005 habe ich eine Hausarztpraxis übernommen und zunächst neben der hausärztlichen Behandlung vor allem arbeitsmedizinische Untersuchungen, Reiseberatungen und Impfungen angeboten.

Mein Tätigkeitsschwerpunkt änderte sich noch einmal, weil uns in den folgenden Jahren immer mehr Patient*innen mit HIV und AIDS aufsuchten und wir uns inzwischen zu einer großen Schwerpunktpraxis in Leipzig entwickelt haben.

Seit 2018 bieten wir die HIV-PrEP an, anfangs noch als IGEL-Leistung. Seit 9/2019 werden die Kosten der HIV-PrEP von den gesetzlichen Krankenkassen und auch von immer mehr privaten Krankenkassen übernommen, so dass auch hier der Bedarf deutlich gewachsen ist.

Für die Zukunft planen wir, unseren Schwerpunkt in der Behandlung von HIV-Patient*innen, HIV-PrEP und -PEP, Diagnostik und Behandlung von STI (sex. übertragbare Infektionen) zu einer queer-freundlichen Praxis auszuweiten und mehr Angebote machen zu können. Wir bieten allen Patient*innen an, neben der schwerpunktmäßigen Behandlung auch die hausärztliche Betreuung zu übernehmen.

Als besonderes Angebot besteht eine Kooperation mit der Psychologischen Praxis Christiane Katharina Darlatt. Weil Körper und Seele eng zusammenwirken, ist in Krisensituationen ein unverzügliches Aktivwerden möglich.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Frau Dr. Ruck: Meine Chefs in der Infektionsklinik St. Georg (ChA Dr. Kirsch, später ChA Dr. Ruf), die damalige Oberärztin (OÄ Dr. Winter) und ihr Nachfolger (OA Dr. Grünewald – jetzt Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin in Chemnitz).

Ich habe von meinen Lehrern viel Fachwissen erlangt, aber auch gelernt, dass man die zunächst gestellte Diagnose manchmal hinterfragen sollte. Nicht immer ist das scheinbar Naheliegende auch die tatsächliche Ursache für die Erkrankung. Besonders das empathische Eingehen auf die Patienten wurde in der 2. Klinik für Innere Medizin gelebt.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Frau Dr. Ruck: Impfungen gegen viele Infektionskrankheiten und inzwischen sehr gute medikamentöse Behandlungen für Menschen mit HIV sind segensreich. Viele Krankheiten haben so ihren Schrecken verloren oder kommen gar nicht mehr vor. Dies führt fatalerweise aber dazu, dass sie auch aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis verschwinden (Präventionsparadox).

Mit der Corona-Pandemie hat das Fachgebiet Infektiologie deutlich an öffentlichem Interesse gewonnen. Für die Zukunft werden die Diagnostik, Behandlung, vor allem aber auch die Prävention von Infektionskrankheiten einen bedeutenden Stellenwert erhalten.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Frau Dr. Ruck: Die Mitarbeiterinnen (derzeit 3) sind freundlich, hilfsbereit und stets bemüht, auf Anliegen unserer Patient*innen einzugehen. Wir haben ein durchdachtes Bestellsystem mit Akutsprechzeiten und Terminsprechstunden. So können wir zum einen bei akuten Problemen sehr zeitnah agieren und haben andererseits in der Terminsprechstunde genügend Zeit für die Belange unserer Patient*innen.

Also: in aller Regel kurze Wartezeiten – genügend Zeit im Gespräch wird sehr geschätzt. Die offene und wertschätzende Kommunikation in sensiblen Bereichen, wie z. B. Sexualität und bei seelischen Problemen schafft ein hohes Maß an Vertrauen.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Frau Dr. Ruck: Wir freuen uns, wenn Patient*innen auch uns Tipps geben (z. B. wo queer-freundliche Therapeuten und Ärzt*innen sind), wenn wir positives Feedback bekommen oder auch konstruktive Kritik erhalten.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Frau Dr. Ruck: Vor einigen Jahren wurde ein schwerkranker Patient vom Krankenhaus in ein Hospiz entlassen. Obwohl es eigentlich nicht erlaubt ist, habe ich in Abstimmung mit der Partnerin eine medikamentöse, kausale Behandlung durchgeführt. Dem Patienten ging es zunehmend besser. Nach 6 Monaten muss das Hospiz verlassen werden.

Inzwischen lebt der Patient (zwar mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen) mit seiner Frau zu Hause. In diesem speziellen Fall dachte ich, dachten wir, dass noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und dass wir diese Chance noch nutzen wollen. Dazu gehört Mut, auch einmal nonkonformistisch zu handeln.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Frau Dr. Ruck: Nutzen Sie die segensreiche Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Wenn man die Geschichte der Medizin betrachtet, sind Impfungen die beste Vorsorge, um schwere Krankheiten und Tod zu vermeiden.

Manche Krankheiten, wie die Pocken, konnten eliminiert werden, andere sind so selten geworden, dass kaum noch jemand das Leid durch diese Infektionen kennt, z. B. Kinderlähmung, Tetanus, Masern. Inzwischen gibt es sogar Impfstoffe, die bestimmte Krebsarten verhindern können (Hepatitis B, Humane Papillomviren = HPV). Nutzen Sie die HIV-PrEP – denn leider gibt es immer noch keinen Impfstoff gegen HIV.

Zur Person

Meine universitäre Ausbildung habe ich an der Karl-Marx-Universität in Leipzig begonnen. Meine Facharztausbildung in Innerer Medizin habe ich am Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig absolviert. Anschließend arbeitete ich als Stationsärztin in der Infektionsabteilung der 2. Klinik für Innere Medizin am Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig, später dann als Fachärztin in der Infektionsambulanz / Tollwutimpfstelle sowie im Zentrum für Reisemedizin.
Meine Niederlassung als Ärztin für Innere Medizin, hausärztliche Versorgung, Infektiologie und Betriebsmedizin erfolgte seit 2005.

Zur Praxis

Unsere Praxis befindet sich in Leipzig Käthe-Kollwitz-Str./Ecke Gottschedstr., ganz nah am Stadtzentrum in einem Geschäftshaus in der 6. Etage (Bilder von unserer Praxis sind auf der Webseite). Die Parkplatzsituation ist zwar schwierig, es gibt aber einige Parkhäuser ganz in der Nähe. Im Haus sind weitere Haus- und Facharztpraxen, außerdem eine Apotheke, so dass eine gemeinsame Behandlung von Patient*innen koordiniert werden kann. Gerne nutzen wir die Fachkompetenzen der Kolleg*innen. Siehe auch www.gesundheit-im-centrum.de

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