Artikel 09/03/2018

Reisekrankheit bei Kindern - Vorbeugende Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten

Team jameda
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Viele Kinder ab zwei Jahren leiden unter der Reisekrankheit, auch Kinetose genannt. Besonders bei kurvenreichen Autofahrten, plötzlichem Bremsen, im Flugzeug oder stärkerem Wellengang auf Schiffen kommt es zu Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufproblemen. Hervorgerufen wird die Reisekrankheit durch „Fehlmeldungen’ zwischen dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr und dem Gehirn.

Normalerweise erzeugt jede Bewegung durch verschiedene Sinneswahrnehmungen (Sehen, Hören, Tasten) und das Gleichgewichtsorgan ein stimmiges Bild im Gehirn. Passen aber für das Gehirn verschiedene Sinnesreize nicht zusammen, entstehen die typischen Symptome der Reisekrankheit. Ein Beispiel hierfür ist das Lesen während der Autofahrt. Das Auge richtet sich auf die ruhigen Buchseiten im Auto und signalisiert dem Gehirn Stillstand, doch gleichzeitig wird durch andere Sinnesorgane Bewegung vermittelt. Durch diesen Widerspruch im Gehirn entstehen dann Beschwerden wie Übelkeit und Brechreiz. Bei Säuglingen ist der Gleichgewichtssinn noch nicht vollständig entwickelt. Die Reisekrankheit tritt daher in der Regel erst bei Kindern ab zwei Jahren auf, wobei Mädchen scheinbar empfindlicher reagieren als Jungen.

Reiseübelkeit kann plötzlich auftreten, meist jedoch kündigt sie sich durch Vorboten wie Müdigkeit, zwanghaftes Gähnen, vermehrter Speichelfluss, Kopfschmerzen oder kalten Schweiß an. Im Anschluß wird den Betroffenen dann schwindlig, übel und nicht selten müssen sie erbrechen. Bei schweren Formen kann es auch zu einem Kreislaufkollaps kommen.

Vorbeugende Maßnahmen gegen die Reisekrankheit

  • Vor Fahrtantritt nur leichte Speisen essen (Brot, Zwieback…)
  • Das Kind am ruhigsten Platz des Fahrzeuges in aufrechter Körperhaltung sitzen lassen (z. B. im Bus möglichst weit vorne und in Fahrtrichtung; im Flugzeug in der Mitte, in Höhe der Flügel)
  • Nicht lesen oder Spiele spielen, sondern aus dem Fenster schauen oder über Kopfhörer Musik oder ein Hörspiel hören
  • In gleichmäßigem Tempo fahren
  • Mindestens alle 2 Stunden eine Pause machen, eine Kleinigkeit essen und trinken und das Auto lüften
  • Im Auto nicht rauchen
  • Bonbons lutschen/ Pfefferminzkaugummis kauen

Treten trotz oben genannter Tipps Symptome der Reisekrankheit auf, gibt es verschiedene Möglichkeiten zu helfen:

Allgemeine Maßnahmen

  • Tief durch den Mund atmen, nicht durch die Nase
  • Frisches Wasser trinken und salzige Cracker essen
  • Ruhig hinlegen und eventuell die Füße hochlagern (vor allem bei Kreislaufbeschwerden)
  • Kalte Tücher/ Waschlappen auf die Stirn und in den Nacken legen
  • Eine längere Pause einlegen
  • Frische Luft einatmen

Mit Medikamenten die Beschwerden lindern und vorbeugen

Mittel der Wahl sind hier Antihistaminika, vor allem der Wirkstoff Diphenhydramin. Dieser Wirkstoff ist ohne Rezept in Form von Tabletten, Kaugummis (auch für Kinder ab dem Alter von 6 Jahren), Tropfen oder Zäpfchen erhältlich. Bei Kaugummis setzt die Wirkung bereits nach wenigen Minuten ein. Sie helfen deshalb besonders gut, wenn bereits die ersten Symptome aufgetreten sind.

Zäpfchen eignen sich vor allem für kleinere Kinder und stehen in verschiedenen Stärken, je nach Alter, zur Verfügung.

Die beste Wirkung erzielt man, wenn das Arzneimittel bereits eine halbe Stunde vor Reiseantritt gegeben wird. So kann das Auftreten von Reiseübelkeit meist komplett vermieden werden.

Diphenhydramin ist sehr gut verträglich, macht aber müde. Die meisten Eltern sehen das, gerade auf längeren Fahrten, allerdings eher als Vorteil.

Weitere Nebenwirkungen sind Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Mundtrockenheit, Muskelschwäche, Stimmungsschwankungen, Sehstörungen, Pulsbeschleunigung und besonders bei Kindern Unruhe und Erregung, Schlaflosigkeit, Angstzustände oder Zittern.

Mit Homöopathika vorbeugen und behandeln

Folgende homöopathische Mittel haben sich bei der Behandlung und Vorbeugung der Reisekrankheit bewährt:

Cocculus D12 (Das wichtigste Mittel bei Reisekrankheit.)
Symptome: Das Kind leidet vor allem beim Autofahren unter starker Übelkeit und Brechreiz. Die Beschwerden bessern sich im Liegen und nehmen beim Aufrichten wieder zu. Häufiges Erbrechen, Schwindel und Erschöpfung. Abneigung gegen Essen.

Borax D12
Symptome: Das Kind reagiert vor allem auf plötzliche, schnelle Abwärtsbewegungen empfindlich (z. B. „Luftlöcher’ beim Fliegen, steile Abwärtsfahrten mit dem Auto, mit dem Fahrstuhl nach unten fahren).

Petroleum D12
Symptome: Vor allem im Auto, aber auch auf dem Schiff und im Flugzeug wird dem Kind übel und schwindlig (besonders beim Aufstehen). Es hat trotz starker Übelkeit einen guten Appetit. Essen bessert die Beschwerden. Symptome entstehen und verschlimmern sich auch durch Fahrzeugabgase und „stop and go’-Verkehr. Das Kind klagt über Sodbrennen mit saurem Aufstoßen.

Tabacum D12
Symptome: Starke Übelkeit, das Kind ist schwach und fühlt sich „sterbenselend’. Schon wenn es die Augen aufmacht wird es ihm schwindlig und übel. Das Gesicht ist blass und mit kaltem Schweiß bedeckt. Wärme, Tabakrauch und die geringste Bewegung verschlimmern die Beschwerden. Das Kind verlangt nach frischer Luft. Nach Erbrechen geht es ihm besser.

Dosierung für alle oben genannten homöopathischen Mittel:

Akutfall: 3-mal je 5 Globuli im Abstand von 10-15Minuten
Vorbeugung: 2-3 Tage vor Reiseantritt 3-mal täglich 3 Globuli

Homöopathisches „Notfallmittel’ bei akuten Kreislaufbeschwerden:

Veratrum album  D6
Symptome: Das Kind/der Patient fühlt sich sehr schwach und erschöpft, neigt zur Ohnmacht, Kältegefühl am ganzen Körper, kalter Schweißausbruch, blasses Gesicht, Durst auf kalte Getränke, evtl. auch Bauchschmerzen/ -krämpfe, Durchfall, Erbrechen

Dosierung: 3-mal im Abstand von 2-3 Minuten 3 Globuli

Quellen:
„Homöopathie für Kinder’, Werner Stumpf, GU-Verlag
Homöopathie für Ärzte und Apotheker, Markus Wiesenauer, DAV
pta-Forum, Ausgabe 3/2009, Beilage der Pharmazeutischen Zeitung

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