Artikel 30/11/2010

Mamma-Elastographie - die neue strahlenfreie Brustkrebsvorsorge-Methode

Prof. Dr. med. Claus Schulte-Uebbing Frauenarzt (Gynäkologe), Onkologe, Akupunkteur
Prof. Dr. med. Claus Schulte-Uebbing
Frauenarzt (Gynäkologe), Onkologe, Akupunkteur
elastographie

Herr Prof. Schulte-Uebbing, um welche neuartige Methode handelt es sich bei der Mamma-Elastographie?

Prof. Schulte-Uebbing: Die Mamma-Elastographie ist eine sehr wertvolle Ergänzung und Weiterentwicklung des Hochfrequenz- Brust-Ultraschalls.

Welche Vorteile bringt die Elastographie?

Prof. Schulte-Uebbing: Die Elastographie kann vor allem bei (fraglichen) Knoten oder Verdichtungen zusätzliche Kriterien bringen, um gutartige von bösartigen Befunden besser unterscheiden zu können und ggf. Eingriffe zu vermeiden.

Welche Befunde lassen sich zum Beispiel eher unterscheiden?

Prof. Schulte-Uebbing: Es gibt diverse fragliche Knoten oder Verdichtungen, die wir erst mit unserem 4-D-Hochfrequenz-Ultraschall und dann auch noch mit der Elastographie abklären können, z. B. Fibroadenome, Lipome (gutartig) und z. B. intraduktale oder lobuläre Karzinome (bösartig), aber auch z. B. Narben und Veränderungen nach Operationen.

Aber es gibt doch die Mammographie und auch den Ultraschall. Reichen diese Methoden nicht aus?

Prof. Schulte-Uebbing: Nach wie vor sind die Mammographie und der normale Ultraschall die gängigen Standard-Verfahren. Aber die Diagnostik kann ggf. durch zusätzliche strahlenfreie Verfahren noch verbessert werden.

Welche strahlenfreie Methoden wenden Sie sonst noch an?

Prof. Schulte-Uebbing: Wir haben neben Mammographie, Mamma-Hochfrequenz-Ultraschall und Mamma-Elastographie noch zwei weitere strahlenfreie Methoden: Die 4-D-Hochfrequenz-Ultraschall- Computer-Tomographie und die ebenfalls strahlenfreie Infrarot-Radiographie.

Wann ist die 4-D-Hochfrequenz-Ultraschall-Computer-Tomographie besonders hilfreich?

Prof. Schulte-Uebbing: Bei sehr dichtem Brustdrüsengewebe (ACR Grad 3 und Grad 4), wo der  Mammographie-Befund oft nur eingeschränkt beurteilbar ist, sowie bei allen (potentiell) pathologischen Hochfrequenz-Mamma-Sonographie Befunden, vor allem BIRADS III, IV und V, hat sich die das 4-D- Hochfrequenz-Ultraschall-CT sehr bewährt.

Wann ist die Elastographie besonders hilfreich?

Prof. Schulte-Uebbing: Gerade bei auffälligen Strukturen (=Herden) kann die Elastographie zusätzlich sehr hilfreich sein. Wir sehen bei Herden öfters, dass Elastographie-Befunde in Größe und Struktur von den Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-Befunden  abweichen können. Im Falle von bösartigen Befunden (=Malignomen), die dann operiert werden, zeigt die Untersuchung des Gewebes (=Histologie) häufig, dass die Größe des Herdes in der Elastographie erstaunlich gut der nach der Operation (=postoperativ) ermittelten genauen Größe entspricht.

Ist die Elastographie ein Ersatz für die bisherigen Methoden?

Prof. Schulte-Uebbing: Nein. Die Elastographie kann keinesfalls die gemäß S-3-Leitlinien standardisierten Diagnostik-Verfahren ersetzen, sondern diese lediglich sehr sinnvoll ergänzen können. In unserem privaten Mamma-Zentrum empfehlen wir S-3-Leitlinien gemäß das Mammographie-Screening zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, alle 2 Jahre. Die Evaluierung erfolgt nach BIRADS ( I, II, III, IV, V ) von zwei unabhängigen Ärzt(inn)e(n). Die (Röntgen-) Mammographie hat zur Brustkrebs-Frühdiagnose nach wie vor den wichtigsten Stellenwert.

Wie funktioniert die Elastographie?

Prof. Schulte-Uebbing: Die Elastographie nutzt das Prinzip, dass Tumorgewebe häufig fester, derber, unelastischer oder (teilweise) inhomogener oder unelastischer ist als gesundes Gewebe. Die Kompressions- Eigenschaften sind oft charakteristisch gegenüber dem umgebenden Gewebe verändert. Mittels der Elastographie werden sogenannte visko-elastische Eigenschaften des Gewebes sichtbar.

Sind die Ergebnisse einer normalen Ultraschall-Untersuchung mit den Ergebnissen der Elastographie vergleichbar? Stimmen sie überein? Haben Sie ein oder zwei Beispiele, die ich als Laie auch verstehe?

Prof. Schulte-Uebbing: Wir haben neben dem normalen Hochfrequenz-Brust-Ultraschall auch die Infrarot- Radiographie und die 4D-Hochfrequenz-Ultraschall-Computer-Tomographie. Generell stimmen viele  Befunde der Mamma-Hochfrequenz-Sonographie mit den Mamma-Elastographie-Befunden überein. Gerade bei auffälligen Befunden finden wir öfters Abweichungen in den Ergebnissen. Diese Abweichungen können von großer diagnostischer Bedeutung sein. Ich zeige Ihnen das an zwei Beispielen:

Hier haben wir einen typischen gutartigen Befund, in diesem Fall eine Zyste. Links sehen Sie im Hochfrequenz-Ultraschall eine homogene runde Struktur. Rechts sehen Sie im Elastographie eine gleichgroße ebenfalls runde homogene und harmonische Struktur.

Nun ein weiteres Beispiel. Diesmal ein bösartiger Befund, ein Karzinom. Sie sehen unten ganz links in unserem  Hochfrequenz-Ultraschall-CT mittels 3D-Darstellung einen sternförmige Struktur. Den dazugehörigen Mammographiebefund sehen Sie unmittelbar rechts davon. Ganz rechts sehen Sie in unserer Infrarot-Radiographie ebenfalls einen suspekten Befund, einen sogenannten ‘Hot spider’.

Im Elastogramm zeigt sich eine feste, derbe inhomogene Struktur mit ganz anderen Kompressions-Eigenschaften (im Vergleich zur Umgebung). Die Strukur ist im Elastogramm größer als im Hochfrequenz- Ultraschall.

Als die Patientin operiert wurde, ergab der feingewebliche Befund (=Histologie) leider ein Karzinom (=bösartig). Die vorher im Elastogramm ermittelte Größe entsprach genau der tatsächlichen Größe.

Sehr geehrter Herr Professor Schulte-Uebbing, vielen Dank, dass Sie uns diese neue spannende Methode vorgestellt haben.

Prof. Dr. med. Claus Schulte-Uebbing ist Frauenarzt mit der Spezialisierung Endokrinologie, Immunologie, Onkologie, Umweltmedizin, Autor diverser medizinischer Fach- und Lehrbücher und spezialisiert auf Mamma-Diagnostik nach den S-3-Leitlinien plus zusätzlich Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-CT, Infrarot-Radiographie und Mamma-Elastographie.

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