Artikel 11/09/2018

Leistenbruch-OP: So sollten Sie sich danach verhalten

Team jameda
Team jameda
verhalten-nach-leistenbruch-op-kinder-frauen-maenner

Ihr Termin für die Leistenbruch-OP rückt näher und Sie möchten wissen, ob es Unterschiede bei den einzelnen Verfahren gibt und was Sie wann nach der OP tun dürfen? Lesen Sie hier, welche OP-Methoden es gibt und wie Sie sich danach verhalten sollten.

Wieso ist die Leistenbruch-OP nötig?

Sie würden den bevorstehenden OP-Termin am liebsten absagen? Tun Sie es nicht! Ein Leistenbruch heilt nie automatisch. Das gilt nicht nur für Männer, die Hauptbetroffenen, sondern auch für Kinder, Babys und Frauen. Jeder noch so scheinbar harmloser Leistenbruch sollte laut deutschen Leitlinien operiert werden. Insbesondere wenn er Beschwerden verursacht, um gefährlichen Komplikationen vorzubeugen, wie zum Beispiel die Einklemmung von Darmschlingen im Leistenwandbruch.

So ein Vorfall muss dringend operiert werden, sonst sterben die eingeklemmten Darmteile ab, ein Darmverschluss droht, die Darmwand kann aufbrechen und zu Bauchfellentzündung und Blutvergiftung führen. Darüber hinaus kann die Blutzufuhr zu Hoden beziehungsweise Eierstöcken unterbrochen werden. Nur wenn eine Operation nicht möglich ist, zum Beispiel aufgrund des Alters oder anderer Erkrankungen, trägt der Betroffene ein Bruchband. Ein Bruchband kann auch hilfreich sein, wenn sich der OP-Termin verzögert.

Leistenbruch-OP ist nicht gleich Leistenbruch-OP

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Leistenbruch operativ zu versorgen. Die OP kann offen oder minimalinvasiv durchgeführt werden, je nach Einzelfall. Bei der offenen OP wird ein größerer Schnitt gemacht, wobei bei den minimalinvasiven Verfahren mehrere kleine Schnitte nötig sind. So oder so schiebt der Chirurg das von der Bauchhöhle herausragende Teil wieder zurück und schließt die Bruchstelle.

Beide Methoden gehören zum chirurgischen Routine-Alltag und verursachen meistens keine Komplikationen. Manchmal bilden sich jedoch Rezidive, insbesondere nach den minimalinvasiven Verfahren oder wenn die Leistenwand nicht mit einem Kunststoffnetz oder körpereigenem Gewebe unterstützt wird.

Eine Leistenbruch-OP kann unter Vollnarkose oder Lokalanästhesie durchgeführt werden. Oft reicht eine ambulante Behandlung aus, wobei der Betroffene noch am Tag des Eingriffs nach Hause darf. Bei Kleinkindern jedoch ist manchmal aus Sicherheitsgründen ein Aufenthalt im Krankenhaus über Nacht nötig.

Bei einer offenen Leistenbruch-OP können unterschiedliche Techniken angewendet werden. Die Methoden nach Shouldice und Bassini beruhen auf der Nutzung von Bindegewebe und Muskeln zur Verstärkung der Leistenwand, wobei bei der Lichtenstein-Methode ein Kunststoffnetz zu diesem Zweck implantiert wird. Die Kunststoffnetze sind titan- oder sauerstoffbeschichtet und können theoretisch eine Entzündung verursachen.

Die minimalinvasiven Leistenbruch-Operationen sind laparoskopische-OPs und verursachen dadurch weniger Schmerzen nach dem Eingriff als offene Operationen. Es gibt zwei minimalinvasive Techniken:

  • TAPP-Technik: Hier wird das Kunststoffnetz laparoskopisch durch das Bauchfell eingesetzt, was ein Risiko der Verletzung der inneren Organe birgt.
  • TEP-Technik: Hier wird das Kunststoffnetz zwischen Bauchfell und Muskulatur eingesetzt, ohne dass das Bauchfell eröffnet werden muss.

Verhalten nach einer Leistenbruch-OP

Je vorsichtiger Sie nach der OP sind, desto schneller werden Sie sich erholen und desto kleiner ist das Risiko eines Rezidivs und anderer Komplikationen. Hier sind die wichtigsten Punkte:

  • Trinken Sie viel Wasser! Diese Gewohnheit können Sie auch gerne länger beibehalten. Verzichten Sie außerdem auf Alkohol, mindestens bis Sie keine Medikamente mehr einnehmen müssen.
  • Nehmen Sie leichte Mahlzeiten in den ersten Tagen nach der OP zu sich. Sie sollten Ihre Ernährung so einstellen, dass Ihr Darm nicht besonders belastet wird und kein großer Druck während des Stuhlgangs nötig ist. Hilfreich sind Mittel gegen Verstopfung, die Wasser im Dickdarm binden und den Stuhl aufweichen.
  • Verzichten Sie auf das Rauchen!
  • Kühlen Sie die operierte Stelle und halten Sie sie trocken. Fäden oder Klammern werden innerhalb von 5 Tagen entfernt. 24 Stunden danach können Sie wieder duschen.
  • Wenn Sie Schmerzen haben, nehmen Sie schmerzlindernde Medikamente, die Ihnen der Arzt verschreibt.
  • Nehmen Sie Antibiotika, wenn der Arzt sie nach der OP verordnet hat. Das heißt, dass Sie ein erhöhtes Entzündungsrisiko haben. Eine Entzündung würde Ihre Heilung deutlich erschweren.
  • Der Arzt sagt Ihnen auch, wann genau Sie wieder voll belastbar sind. Mindestens 2 bis 3 Wochen nach der OP sollten Sie keine schweren Lasten heben. Vermeiden Sie Auto- und Fahrradfahren und Sport wie Joggen oder Kraftsport sowie Treppensteigen. Sollten Sie vor der OP Krücken gebraucht haben, nutzen Sie die Hilfsmittel auch weiterhin.
  • In den ersten Tagen nach der OP sollten Sie nicht laut lachen. Vermeiden Sie Husten, indem Sie auf der nichtoperierten Seite schlafen oder Mittel gegen den Husten nehmen.
  • Wie lange Sie arbeitsunfähig sein werden, hängt von der Art Ihrer Arbeit ab. Wenn Sie nicht schwer heben müssen, nicht fliegen und keiner besonderen körperlichen Belastung ausgesetzt sind, können Sie in der Regel innerhalb von 14 Tagen zu Ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Wann genau, bestimmt jedoch der Arzt.
  • Eine Reha ist nach einer Leistenbruch-OP nicht nötig.

Fazit

Eine Leistenbruch-OP kann mit mehreren Techniken durchgeführt werden. Obwohl es sich um eine Routine-Operation handelt, birgt sie Risiken, wie zum Beispiel ein Rezidiv. Vermeiden Sie Komplikationen, indem Sie genau den Anweisungen Ihres Arztes folgen.

Quellen

  • Koch, A et al.: Leistenhernienreparation – Wo wird wie operiert? Zentralbl Chir 2013; 138: 410-417
  • Kulacoglu, H.: Hernia, mesh, and topical antibiotics, especially gentamycin: seeking the evidence for the perfect outcome, Front Surg. 2015 Feb; 1:53 (1-4)
  • Lorenz, R.: Therapie des Leistenbruchs – Einen Goldstandard gibt es nicht, Der Allgemeinarzt, 2013; 35 (19): 42-44
  • Simons, M.P. et al.: European Hernia Society guidelines on the treatment of inguinal hernia in adult patients, Hernia 2009 Jul; 13:343-403

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.