Artikel 17/10/2017

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Philipp Kölln

Dr. med. Philipp Kölln Facharzt für Allgemeinchirurgie, Proktologe, Ernährungsmediziner
Dr. med. Philipp Kölln
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Proktologe, Ernährungsmediziner
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Kölln interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Arzt.

jameda: Herr Dr. Kölln, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden?

Herr Dr. Kölln: Die Medizin hat mich von Kindesbeinen an sehr interessiert. Dieses Fach ist stets im Wandel und unterliegt spannenden Neuerungen. Daran teilzuhaben und seine Patienten davon profitieren zu lassen, war für mich ein großer Beweggrund. Bei vielen Beschwerden und Erkrankungen sind einige Patienten durch die zunehmende Überinformation durch verschiedene Medien stark verunsichert. Es ist eine wichtige und tolle Aufgabe, hier mit einem klaren Konzept Partner des Patienten zu sein.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Kölln: Mein Fach ist derart facettenreich, dass kein Tag wie der andere ist. So kommt keine Langeweile auf und man sieht sich an einem Arbeitstag verschiedensten Symptomen und Erkrankungen gegenüber - ergänzt durch altersspezifische Veränderungen. Daher ist es sehr wichtig, jeden Patienten individuell zu betrachten. Viele Patienten fühlen sich bei der koloproktologischen Thematik, die sich hauptsächlich mit dem Enddarm beschäftigt, unbehaglich. Eine große Herausforderung war und ist es, das Unbehagen bei den Patienten aufzubrechen und sie zu motivieren, sich auch bei vermeintlich ‘peinlichen’ Themen zu öffnen. Ferner ist die tägliche Motivation zu Vorsorgekoloskopien und das Abbauen von Vorbehalten ein immerwährendes Thema.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Kölln: Ich begegne nur selten Vorurteilen. Gelegentlich besteht der Glaube, dass man sich schämen muss, zum Proktologen zu gehen, was spätestens nach der ersten Behandlung verfliegt.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Kölln: Ich rate den Patienten, die immerhin einen Leidensdruck haben, weil sie ansonsten keinen Arzt aufsuchen würden, sich der Behandlung zu stellen. In vielen Fällen ist die Erwartung schlimmer als das, was die Patienten dann am Ende tatsächlich „erleiden‘“ müssen. Ferner bringen häufig schnelle Linderungen der Beschwerden die Patienten dazu, beim nächsten Mal entspannter zu uns zu kommen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Kölln: Zunächst stelle ich sicher, dass der Patient den Plan inhaltlich oder semantisch verstanden hat. Ist das der Fall, hinterfrage ich schon, warum er nicht befolgt wird. Gelegentlich sind unbegründete Ängste im Weg, die man durch ein Gespräch ausräumen kann. Es gibt auch die Patienten, die sich einfach nicht an die Abmachungen halten, aber jedes Mal erneut dieselben Beschwerden äußern. In diesen Fällen muss man selten auch mal etwas energischer werden.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Kölln: Ich bin davon überzeugt, dass noch mehr Behandlungen und Operationen ambulant durchgeführt werden können. Man muss Rahmenbedingungen schaffen, das zu ermöglichen. Dabei sollten mehr Fachärzte bereitgestellt und gleichzeitig eine attraktivere Gestaltung der Niederlassung ermöglicht werden. Das Ergebnis wären weniger Wartezeiten für Patienten, Einsparungen im Gesundheitswesen durch weniger Krankenhausfälle, die dort eigentlich nicht hingehören, und mehr Kapazität in Krankenhäusern für die eigentlichen Krankenhausfälle.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Kölln: Die Frage ist zu global gestellt. Ich glaube, dass es viele Kollegen gibt, die ihre Arbeit nahezu perfekt machen. In einzelnen Fällen ist sicher eine Modernisierung von Praxis und Auftritt derselben, wie es sich in unserem Zeitalter gehört, vonnöten, beispielsweise mit einer Website. Allerdings darf bei aller Modernisierung und Digitalisierung die Empathie nicht verloren gehen.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Kölln: Ich halte mich im Wesentlichen an die Leitlinien meiner Fachgruppe. Das ist der evidenzbasierteste Weg der Behandlung, was nicht heißt, dass ich nicht Augen und Ohren nach Neuerungen offenhalte. Durch Kongressbesuche und Fortbildungen findet man schnell heraus, was von den vielen Neuerungen wirklich Sinn macht.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Kölln: Es gibt viele, aber besonders in Erinnerung geblieben ist eine ältere Dame, die aufgrund einer Darmerkrankung jahrelang ans Haus gefesselt war, sich aus Angst vor unwillkürlichen Stuhlentleerungen gar nicht mehr verabredete und sozial abgekoppelt war. Nach der langwierigen Diagnostik und Behandlung machte es mich sehr glücklich, sie eines Tages wieder in der Sprechstunde zu sehen. Sie war beschwerdefrei und berichtete mir glücklich von all den Verabredungen und kulturellen Dingen, die sie jetzt nachholen könne. Die Frau war wie ausgewechselt und wirkte einige Jahre jünger. Toll!

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Kölln: Im Rahmen meiner Ausbildung zum Ernährungsmediziner habe ich selber viel Neues über die Erkenntnisse bezüglich der Wichtigkeit gesunder Ernährung gelernt. Es gibt wirklich beeindruckende Studien über die Reduktion von Prostata-, Brust- und Darmkrebs durch die sogenannte mediterrane Ernährung. Ich kann nur jedem raten, das berühmte „Take Five“ zu beherzigen. Das bedeutet, fünf Mal täglich eine Portion Obst oder Gemüse zu essen. Auch, wenn man es an manchen Tagen nur drei oder vier Mal schafft - es ist immens wichtig für den Organismus, vor allem für die so wichtige Mukosabarriere im Darm.

Zur Person

Mein Studium der Humanmedizin sowie die Promotion legte ich in Hamburg ab. Es folgte eine Facharztausbildung und -tätigkeit für Allgemeinchirurgie im UKE, dem Amalie Sieveking-Krankenhaus und dem Israelitischen Krankenhaus. Es folgten die Zusatzbezeichnung Proktologie, die Fachkunde Endoskopie und die Weiterbildung zum Ernährungsmediziner.

Zur Praxis

Meine Praxis geht aus der Praxis von Dr. Goltzsche hervor. Wir bieten das gesamte Spektrum der Koloproktologie im konservativen Bereich und kleine operative Eingriffe in örtlicher Betäubung an. Ferner führe ich Darmspiegelungen durch, dies allerdings belegärztlich in der Asklepios Klinik Barmbek. Es bestehen Kooperationen mit einer Ökotrophologin sowie einer Firma für Biofeedbackgeräte, Geräte zur Elektrostimulation von Schliessmuskel- und Beckenbodenmuskulatur  bei Inkontinenz.

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