Artikel 22/06/2013

Nabelbruch: Operation ja oder nein? (Teil 4)

Prof. Dr. med. René Holzheimer Facharzt für Allgemeinchirurgie, Sportmediziner
Prof. Dr. med. René Holzheimer
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Sportmediziner
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Wie ist die Vorbereitung für die Nabelbruchoperation?
Körperliche Untersuchung, Erfassung der Krankengeschichte, Untersuchung mit Ultraschall durch den Operateur sollten selbstverständlich sein. In Abhängigkeit vom Alter des Patienten und seinem Allgemeinzustand – Blutbild, Gerinnung, EKG, Transaminasen werden bei uns empfohlen, auch wenn es inzwischen nicht mehr generell gefordert wird – sollte eine Untersuchung des Urins, Rö-Thorax, und ergänzende Untersuchung erfolgen. Die Herzerkrankung muss vorher abgeklärt sein. Bestimmte Medikamente sollten vor der Operation abgesetzt werden, aber immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Aspirin, Plavix sollte, wenn dies möglich ist, etwa 7 Tage vor der Operation abgesetzt werden, Markumar 3-5 Tage vor der Operation. In manchen besonderen Fällen kann das Medikament nicht einfach ersatzlos abgesetzt werden, es erfolgt ein Bridging (Überbrückung) mit einem anderen blutverdünnenden Medikament, z.B. Heparin. In Absprache mit dem Narkosearzt kann die normale Tagesmedikation am Morgen eingenommen werden – bitte fragen. Abends ist normales Essen möglich – 6 Stunden Nahrungskarenz sind einzuhalten.

Wie sieht die persönliche Vorbereitung aus?
Sollten Sie Raucher sein, dann wäre das jetzt ein geeigneter Augenblick darüber nachzudenken, damit aufzuhören. Rauchen verschlechtert die Durchblutung der Wunde und erhöht damit das Risiko einer Wundheilungsstörung. Gut, wenn es nicht geht, dann sollte man aber nicht vor der Operation und auch nicht direkt danach rauchen. Die Narkoseärzte könnten die Operation absetzen. Man sollte einen Chauffeur organisieren, da man nach der Operation nicht selbst fahren kann. Metallgegenstände sollten nicht am Körper sein. Die Kleidung sollte bequem sein.

Welche Narkose für den Nabelbrucheingriff?
Im Fall der laparoskopischen Operation, die im Krankenhaus stattfindet, ist die Vollnarkose unumgänglich. Die Belastung für den Körper ist größer als bei der reduzierten Form mit Larynxmaske und Gabe von intravenösen Narkosemitteln (gegen Schmerz, für Schlaf) bei Spontanatmung. Alternativ kann die Operation in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Fragen Sie den Narkosearzt!

Wie ist der Verlauf nach der Operation?
Immer wieder werden wir gefragt, ob man im Bett liegen muss. Nein, das ist nicht der Fall. Je schneller man wieder aufsteht, desto geringer das Risiko für eine Thrombose (Blutgerinnsel). Nach der Operation wird man auf einer Liege aus dem Op-Saal gefahren und kommt in den Aufwachraum, in dem der Kreislauf und der Allgemeinzustand überwacht werden. Es gibt für kurze Zeit eine Sauerstoffzufuhr. Eigentlich hält man sich dort nur kurz, vielleicht 20-40 Minuten auf. Das Ziel ist es, möglichst schnell wieder Herr seiner Sinne zu sein.

Wenn der Allgemeinzustand so weit stabil ist, erfolgt der Wechsel in den Aufenthaltsraum. Trinken ist meist schon nach 30 Minuten möglich, Essen nach 60 Minuten. Die postoperative Überwachung dauert etwa 4 Stunden. Nach Abschluss dieser Überwachung erfolgt eine Untersuchung. Dann kann der Transport nach Hause erfolgen.

Wie ist das Verhalten nach der Operation zu Hause?
24 Stunden nach der Operation sollte man nicht Auto fahren, Alkohol und den Gang zum Rechtsanwalt vermeiden (Verträge unterzeichnen etc.). Im Fall der Veränderung der Wunde (Rötung, Schwellung, Erwärmung, Schmerz) und Blutung (Wundverband rot und nass) sowie Fieber sollte der Arzt kontaktiert werden, am besten ist es, wenn es sich der Operateur selbst ansieht. Er weiß (hoffentlich), was er getan hat. Die Schmerzmedikation ist, auch wenn wir immer wieder gefragt werden, muss das sein, sinnvoll in den ersten drei Tagen. Der Schmerz, der in den ersten drei Tagen nicht entsteht, kann später auch nicht ursächlich für den chronischen Schmerz sein. Außerdem haben die Tabletten meist auch eine antientzündliche und abschwellende Wirkung.

Nach drei Tagen kann jeder selbst entscheiden, ob er es noch braucht. Duschen ist bereits nach 48 Stunden möglich, manchmal auch früher. Bei Husten und Niesen – kommt vor – hilft es Gegendruck auf der Wunde zu erzeugen, um die Entstehung eines Hämatoms oder Seroms zu vermeiden. Sollten Fäden zum Hautverschluss verwendet worden sein, können diese nach 11-14 Tagen entfernt werden. Schonung in den ersten Tagen ist sinnvoll. Dann kann die Aktivität entsprechend dem Befund und Allgemeinzustand gesteigert werden; sportliche Aktivität ist nach wenigen Tagen möglich. Da manche Veränderungen von außen nicht zu sehen sind, ist die Kontrolle mit dem Ultraschall notwendig.

Fazit: Vor einer Nabelbruchoperation muss man keine Angst haben. Wer es rechtzeitig machen lässt, wird überrascht sein, wie gering die Auswirkungen sind, und kann sich dann getrost anderen Dingen zuwenden. Lassen Sie sich erklären, warum welche Technik mit welchen Risiken eingesetzt wird. Es kann durchaus auch Gründe geben, einen Eingriff laparoskopisch durchzuführen, nur sollten Sie wissen warum.

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