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Lässt sich der Ellenbogen nach einem komplizierten Bruch oder aufgrund von starkem Verschleiß nicht mehr retten, ist die Ellenbogenprothese eine Option. Sie kann die oft unerträglichen Schmerzen lindern und Alltagsaktivitäten wieder ermöglichen. Eine Belastbarkeit wie bei einem jungen, gesunden Ellbogen darf man mit dem Kunstgelenk allerdings nicht erwarten.

Das Ellenbogengelenk gibt dem Arm eine ganze Menge Freiheiten: Er lässt sich dadurch strecken und beugen und der Unterarm kann ein- und auswärts gedreht werden. Das ermöglicht eine Unzahl von Bewegungen und – zusammen mit dem Schultergelenk – einen riesigen Aktionsradius.

Wenn der Ellenbogen nicht mehr mitmacht

Mit dieser Bewegungsfreiheit ist es bei starken Schäden im Ellenbogengelenk meist vorbei. Haarekämmen, Autofahren und viele andere Alltagsbeschäftigungen sind kaum noch möglich. Zusätzlich quälen die Betroffenen meist starke Schmerzen, sowohl in Ruhe als auch bei Beanspruchung des Arms. Ursachen für solch eine starke Schädigung sind beispielsweise komplizierte Ellenbogenbrüche sowie massiver Verschleiß durch Ellenbogenarthrose oder Rheuma.

Wie bei den meisten Gelenken gilt es auch beim Ellenbogen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zunächst mit konservativen und gelenkerhaltenden Verfahren anzugehen. Sind alle Möglichkeiten ausgereizt und ist trotzdem keine Besserung in Sicht, kommt der Gelenkersatz ins Spiel.

Ausnahme sind bestimmte Formen von Ellenbogenbrüchen. Hier ist es manchmal sinnvoll, anstelle einer Knochenrekonstruktion sofort eine Ellenbogenprothese einzusetzen. Infrage kommt das vor allem bei älteren Menschen mit eingeschränkter Knochenheilung. Denn auf diese Weise kann der Patient seinen Arm schneller wieder bewegen und vorsichtig belasten.

Knackpunkt Belastung

Genau diese Belastung ist bei der Ellenbogenprothese der Knackpunkt. Im Vergleich zu Knie- und Hüftprothesen ist beim künstlichen Ellenbogengelenk das Risiko noch höher, dass es sich lockert. Dann stellen sich erneut Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ein. Gefördert wird die Lockerung durch Überlastung. Deshalb sind schweres Heben und Tragen mit einer Ellenbogenprothese verboten und der Richtwert liegt bei nur 3 bis 5 kg.

Aus diesem Grund wird eine Ellenbogenprothese bei jüngeren, körperlich aktiven Menschen meist so lange wie möglich hinausgezögert. Für ältere Semester ist sie eine gute Option. Denn sie senkt die oft unerträglichen Schmerzen, stabilisiert das Gelenk und ermöglicht leichtere Alltagsaktivitäten.

Gekoppelt oder ungekoppelt?

Ellenbogenprothesen gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen. Auf diese Weise kann das Kunstgelenk ganz individuell an seinen Träger angepasst werden. Ist das gesamte Gelenk geschädigt, wird eine Totalendoprothese eingesetzt. Sie besteht aus zwei Metallschenkeln, einer wird im Oberarmknochen, einer in der Elle fest verankert. Sie ersetzen dort jeweils die geschädigten (und entfernten) Knochenanteile, die das natürliche Gelenk geformt haben.

Zwei Varianten stehen bei der Totalendoprothese zur Auswahl: Die gekoppelte und die ungekoppelte Ellenbogenprothese. Bei der gekoppelten Prothese sind die beiden Metallschenkel durch ein Scharniergelenk miteinander verbunden. Auf diese Weise wird die Beugung des Ellenbogens ermöglicht. Weil die Koppelung das Gelenk zusätzlich stabilisiert, wird diese Form der Prothese gerne bei fortgeschrittener Gelenkzerstörung gewählt.

Einen Pferdefuß hat die gekoppelte Prothese. Auch wenn es zunächst paradox anmutet – durch die stärkere Belastung der Prothesen-Knochen-Verbindung ist das Lockerungsrisiko bei dieser Variante höher als bei ungekoppelten Prothesen.

Bei der ungekoppelten Prothese sind die beiden Metallschenkel frei gegeneinander beweglich. Geführt werden sie durch den körpereigenen Bandapparat. Das bedeutet, dass eine solche Prothese nur eingesetzt werden kann, wenn Bänder und Sehnen intakt sind. Der ungekoppelte Gelenkersatz lockert sich weniger leicht als die gekoppelte Prothese und wird deshalb bei jüngeren und aktiven Patienten bevorzugt.

Manchmal muss nur das Radiusköpfchen ersetzt, also eine Teilprothese (Radiusköpfchenprothese) eingepflanzt werden. Das ist z. B. der Fall bei schwerem Verschleiß des äußeren Ellenbogengelenks (zwischen Oberarm und Speiche) oder einem Trümmerbruch des Radiusköpfchens.

So lange hält das gute Stück

Wie alle Prothesen hat auch die Ellenbogenprothese eine begrenzte Haltbarkeit. Diese auch Standzeit genannte Dauer beträgt im Normalfall 10 bis 15 Jahre. Sie hängt von Gewicht, Alter und Knochenqualität des Patienten ab sowie von seiner körperlichen Aktivität. Eine besonders wichtige Rolle spielt die Belastung der Prothese, die zu einer Lockerung führen kann.

Wird die Prothese schadhaft oder lockert sie sich, kann der Operateur das künstliche Gelenk in einer Revisionsoperation ersetzen. Manchmal reicht es auch, einzelne Komponenten auszutauschen. Schadhafte oder gelockerte, ungekoppelte Prothesen werden häufig auch durch gekoppelte Varianten ersetzt, um die Stabilität des Ellenbogens zu gewährleisten.

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