Das jameda-Interview: 9 Fragen an Herrn Dr. med. Oliver Seibertinfo_plain_20gr

Herr Dr. Seibert praktiziert als Orthopäde in Bad Vilbel. (© Seibert)

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Oliver Seibert interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Seibert, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden? 

Herr Dr. Seibert: Ich war schon als Kind handwerklich geschickt und habe die Vespa meiner Kumpels immer wieder zum Laufen gebracht. Ich wollte beruflich aber auch mit Menschen zu tun haben. Da war es naheliegend, mich zum Unfallchirurgen/Orthopäden ausbilden zu lassen.

Ich liebe an dem Beruf, dass ich meine Hände brauche. Sei es in der Diagnostik von Verletzungen und Läsionen des Knochens oder in der konservativen sowie operativen Therapie.

Die Tätigkeit in der Praxis hier ist abwechslungsreich und das Schöne an meinem Fachgebiet ist, dass ich den Erfolg meiner Therapie oft schnell zurückgemeldet bekomme. Als operativ ausgebildeter Chirurg ist es für mich tagtäglich ein Erlebnis, wie man auch mit Alternativen zu einer Operation Erfolge verzeichnen kann.

Daher bin ich nicht nur Schulmediziner, sondern habe auch die Akupunkturausbildung und die Zusatzbezeichnung Chirotherapie. Mit diesen Therapieformen kann man wahre Wunder vollbringen.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?

Herr Dr. Seibert: Ich behandle die gesamte Bandbreite an orthopädisch/unfallchirurgischen Krankheitsbildern. Sicherlich bin ich besonders motiviert Krankheitsbilder mit konservativen Therapien wie Akupunktur, Neuraltherapie und Stoßwellentherapie schnell und effektiv zu heilen.

Die Ermächtigung der Berufsgenossenschaften, Arbeits-, Wege- und Schulunfälle behandeln zu dürfen, macht den Alltag manchmal nicht planbar, aber auch interessant. In Rahmen der ambulanten Eingriffe wie z. B. beim Karpaltunnelsyndrom oder beim Schnappfinger ist es immer wieder erstaunlich, wie jahrelange Beschwerden mit einem Mini-Eingriff behoben werden können und Lebensqualität zurückgeben.

Ich bin gerne in der Praxis und hoffe, mit der Art und Weise meiner Behandlung vielen Menschen helfen zu können. Zum "Ausgleich" fahre ich noch als Notarzt im Hochtaunuskreis und bin dort auch als Leitender Notarzt tätig.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Dr. Seibert: Da gibt es sicher viele, die die gesamte Medizin geprägt haben. Es gab für mich nie das eine Vorbild, das mich geprägt hat. Ich habe immer wieder Menschen bewundert, sei es dass sie besondere Fachleute auf Ihrem Gebiet waren oder besonders gut operiert haben.

Sicherlich habe ich oft die Gabe meiner Chefärzte bewundert, für komplexe Dinge schnellstmöglich richtige Lösungen parat zu haben.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Dr. Seibert: Die zunehmende Digitalisierung in unserer Praxis (elektronische Patientenakte usw.) stellt uns momentan vor neue Herausforderungen. Ich hoffe, dass wir davon in Zukunft profitieren und dass es uns die Arbeitsschritte erleichtert sowie die Bürokratie abnimmt. 

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Dr. Seibert: Wir kämpfen alle oft gegen das Gesundheitssystem, das teilweise unsere Leistungen nicht adäquat honoriert. Viele Patienten wissen sicher nicht, dass wir bei der Erstvorstellung von einem Patienten einen Pauschalbetrag bekommen und dann für jede weitere Vorstellung im selben Quartal keinen Cent mehr bekommen. Es ist aber manchmal auch nötig, dass ein Patient öfters kommt, das bekommen wir jedoch nicht vergütet.

Ich kenne keine Berufsgruppe, die das so akzeptiert. Für mich persönlich ist die heutige Zeit insgesamt eine Herausforderung. Die Patienten sind durch das Internet meistens bestens über ihr Krankheitsbild informiert und wissen auch schon, wie man das therapieren muss.

Hier muss man die Patienten ernst nehmen, ihnen aber auch die Grenzen von Suchmaschinen und Co. aufzeigen. Was die Bewertungsportale betrifft, würde ich mir wünschen, dass viele Leute überlegen, bevor sie anonym schlechte Bewertungen abgeben.

Ich bin der Meinung, dass man zunächst das Gespräch suchen sollte, um etwas, was nicht gut gelaufen ist, zu klären. Das wünsche ich mir für die Zukunft.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Dr. Seibert: Ich bin ein sehr persönlicher Arzt, tausche mich mit den Patienten auch mal über private Dinge wie Urlaubsziele oder Kinder und Hobbys aus. Und wenn ein Patient nach Monaten dann mal wieder bei mir ist und wir auch mal außerhalb des Krankheitsbildes über ein paar Dinge sprechen, finde ich das schön.

Ich glaube, die Patienten schätzen an mir, dass ich nicht nur auf die Krankheit fokussiert bin. Des Weiteren bekommen wir oft die positive Rückmeldung, dass die Stimmung in der Praxis so gut sei. Das freut uns dann sehr, denn jeder von uns macht seinen Job sehr sehr gerne.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Dr. Seibert: Wie oben geschrieben, tausche auch ich mich gerne mal mit den Patienten über aktuelle Themen aus und finde das auch sehr schön. Ich mag Patienten, die auch mal sagen, was gut gelaufen ist und auch, wenn es nicht gut gelaufen ist. Nur so können wir etwas ändern. Zum Glück haben wir viele Patienten, die uns das mitteilen und der Beruf macht noch mehr Spaß, wenn man auch mal zu hören bekommt, was gut ist. 

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Seibert: Das hat nichts mit meiner Praxistätigkeit zu tun. Ich habe in einem meiner letzten Dienste als Hubschrauber-Notarzt in der BGU Frankfurt mit meinem Team ein damals 2,5 Jahre altes Mädchen nach dem Ertrinken erfolgreich reanimiert. Der Kontakt zu dem heute 7 Jahre alten Mädchen besteht noch immer und sie hat den Unfall fast folgenlos überstanden.

Der Empfangsbereich des MVZ Bad Vilbel. (© Seibert)
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben? 

Herr Dr. Seibert: Ich habe momentan viele Home-Office-Geschädigte, die über die unterschiedlichsten Schmerzen an Gelenken und vor allem der Wirbelsäule klagen. Ich denke, jeder weiß, dass Bewegung guttut.

Hier empfehle ich den Menschen, immer mal kleine Übungseinheiten zu machen. Wir haben hier in der Praxis Übungsblätter mit leicht durchzuführenden Übungen, die jeder durchführen kann.

Wenn man sich einfach zweimal am Tag eine Auszeit nimmt und ein bisschen was für sich tut, kann das schon viele Beschwerden mildern bzw. verhindern. Ansonsten sind wir natürlich für Sie da.

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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