Artikel 18/10/2017

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Ryszard van Rhee

Dr. med. Ryszard van Rhee Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Fußchirurg
Dr. med. Ryszard van Rhee
Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Fußchirurg
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. van Rhee interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. van Rhee, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden?

Dr. van Rhee: Der direkte Kontakt mit dem Patienten und die zwischenmenschliche Wechselwirkung zwischen Arzt und Patienten fand ich von Anfang an sehr spannend. Ich empfand es immer schon als ausgesprochen sinnvoll und befriedigend, Menschen unmittelbar dabei helfen zu können, ersthafte Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit zu beseitigen. Da ich sehr gerne handwerklich arbeite und ich mich schon früh für Sport begeistert habe, fand ich Orthopädie am interessantesten.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie  die größten Herausforderungen?

Dr. van Rhee: Am meisten freue ich mich, wenn ein Patient mit meiner Behandlung zufrieden ist. Dabei machen mir Operationen besonders viel Spaß, denn hier kann man anspruchsvolle Aufgaben durch die eigene Erfahrung und handwerkliches Geschick lösen. Wenn Sie erleben würden, wie sehr zum Beispiel ein Patient mit schwerer Arthrose leidet und wie schnell man ihm durch die Implantation einer Hüftgelenksprothese helfen kann, würden Sie das sicher gut nachvollziehen können. Es erscheint mir nach so vielen Jahren immer noch wie ein Wunder zu sehen, wie schnell diese Patienten schmerzfrei körperliche Aktivität wieder aufnehmen können.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Dr. van Rhee: In den letzten Jahren ist das Einholen einer zweiten Meinung sehr beliebt geworden. Manche Patienten glauben, dass die zweite Meinung zwangsläufig die richtige ist. Aber meines Erachtens ist eher sinnvoll, möglichst früh einen kompetenten Arzt zu befragen. Sicher schadet es auch nicht, die Meinung des Arztes im Internet zu hinterfragen. Am Ende sollte aber der Fachmann Ihres Vertrauens das letzte Wort haben. Nicht jedes Problem bedarf der Meinung mehrerer Ärzte, zumal diese häufiger auch verschiedene Auffassungen haben können und der Patient am Ende mehr Fragen als Antworten hat. Am Ende muss er dann selbst entscheiden, was ihn aufgrund der komplexen Thematik aber oft überfordert.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Dr. van Rhee: Meistens geht es hier darum, nach komplexeren Operationen über drei Monate lang an Unterarmgehstützen unter teilweiser Belastung des operierten Fußes zu laufen. Es hilft dann sehr, dem Betroffenen das zu erwartende gute Endergebnis zu beschreiben und mit ihm darüber zu sprechen, was er alles in Zukunft wieder schmerzfrei machen wird. Chronische Rückenschmerzen können ebenfalls langwierige Behandlungen erfordern. Linderung durch therapeutische Maßnahmen, aber auch die Aktivierung des Patienten zu selbständigem Training, sind dabei äußerst wichtig.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Dr. van Rhee: Der Patient weiß häufig gar nicht, dass er vom Behandlungsplan abweicht. Man muss ihm den Plan noch einmal genau erklären und erläutern, dass beispielsweise das Ergebnis einer Operation nur zur Hälfte von der OP selbst und zur anderen Hälfte von der Nachbehandlung, also vom Patienten, abhängt. Die Patienten befolgen in den allermeisten Fällen meine Empfehlungen, wenn sie verstehen, dass das Behandlungsergebnis in ihrer eigenen Verantwortung liegt. Der Erfolg wird nur durch das gemeinsame Engagement von Patient und Arzt erzielt.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Dr. van Rhee: Als Erstes würde ich die Budgetierung im Gesundheitswesen abschaffen. Es darf nicht sein, dass der Patient keine oder zu wenig Therapie bekommt, weil der Arzt befürchten muss, dass er in Regress genommen wird, weil er zu viel verordnet hat. Es kann auch nicht sein, dass der Arzt dafür bezahlen muss, dass er seinen Patienten Therapiemaßnahmen verordnet, die der Patient seiner ärztlichen Beurteilung nach benötigt.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Dr. van Rhee: Ich mag grundsätzlich keine Verallgemeinerungen. Daher denke ich, dass jeder Arzt individuell betrachtet werden muss. Ob Orthopäde, Internist oder Pathologe - Ärzte aus unterschiedlichen Fachbereichen unterscheiden sich in ihrer typischen Wesensart oft deutlich voneinander.

Wenn ich aber etwas empfehlen darf, dann dass Ärzte sich mehr bemühen sollten, ihren Patienten medizinische Sachverhalte verständlich darzulegen.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Dr. van Rhee: Einer meiner Behandlungsschwerpunkte ist die Fußchirurgie. Für die operative Korrektur des Ballenzehs, auch Hallux valgus genannt, habe ich ein einzigartiges Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, diese Operation besonders schonend durchzuführen. Im Rahmen unseres Endoprothesenzentrums setzen wir immer wieder neue Implantate ein, so dass wir diesbezüglich auf dem neuesten Stand bleiben. Wir versorgen unsere Patienten in der Sophienklinik in Hannover. Die Klinik wurde neu gebaut und ist vor wenigen Wochen eröffnet worden.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. van Rhee: Ich denke spontan an eine noch recht junge Lehrerin, die im Rollstuhl in die Sprechstunde kam. Wegen einer Rheumaerkrankung hatte sie eine fortgeschrittene Zerstörung beider Kniegelenke erlitten. Sie konnte die Kniegelenke nicht mehr strecken, sie waren fast eingesteift. Nachdem ich der Patientin zwei Kniegelenksendoprothesen implantiert hatte, wurde sie wieder gehfähig und konnte sich sogar wieder in Maßen sportlich betätigen. Ich denke immer wieder gerne an diese so erfolgreiche Behandlung zurück und sehe die Patientin bei den alljährlichen Kontrollen mit Freude wieder.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. van Rhee: Etwas Banales und doch so Wichtiges: Kontrollieren Sie Ihr Gewicht und treiben Sie regelmäßig Sport oder bewegen Sie sich wenigstens, so dass Sie dabei Ihren Kreislauf und Ihre Muskulatur trainieren, ohne sich dabei zu überlasten. Sehr viele orthopädische Probleme lassen sich durch diese simplen Maßnahmen vermeiden.

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