Artikel 30/09/2020

Das jameda-Interview: 9 Fragen an Herrn Prof. Dr. med. Jörg Ohnsorge

Prof. Dr. med. Jörg Ohnsorge Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut
Prof. Dr. med. Jörg Ohnsorge
Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Prof. Dr. med. Jörg Ohnsorge interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde & Unfallchirurg.

jameda: Herr Prof. Ohnsorge, was hat Sie motiviert, Orthopäde & Unfallchirurg zu werden und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Prof. Ohnsorge: Mein Vater, Jochen Ohnsorge, war Professor für Orthopädie. Schon als Kind durfte ich ihn bei seinen Wochenend-Visiten, seinen Vorträgen und Vorlesungen begleiten. Ich wusste schon früh, dass ich Unfallchirurg werden möchte.

Im Laufe meiner chirurgischen Ausbildung aber hat mich letztlich die enorme Bandbreite der Orthopädie von konservativ bis operativ begeistert. Gleichzeitig hat die Ausbildung in manueller Medizin meinen Horizont bezüglich Diagnostik und Behandlung entscheidend erweitert und mein Fingerspitzengefühl geschult. Das kommt mir heute auch als Chirurg zugute.

Mein akademischer Mentor, Prof. Niethard, bezeichnete die Wirbelsäulenchirurgie stets als Königsdisziplin. Dass er mich damit betraute, war für mich wie ein Ritterschlag. Die Kombination meiner Kenntnisse aus Orthopädie, manueller Medizin und Chirurgie ermöglichen mir heute eine ganzheitliche Behandlung von Wirbelsäulenleiden.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Herr Prof. Ohnsorge: Als Klinikdirektor war ich sehr erfolgreich, aber fast ausschließlich chirurgisch tätig. Ich konnte meine über Jahre erworbene Kompetenz in Diagnostik und konservativer Therapie nicht so zum Tragen bringen, wie ich es wollte. Daher entschloss ich mich, meinen lang gehegten Traum umzusetzen und eine Praxis für das komplette Spektrum der Behandlung von Wirbelsäulenleiden zu gründen.

Mein konservatives Therapiekonzept namens IKATOS ist besonders erfolgreich. Denn in kurzer Zeit finden gleichzeitig verschiedene Behandlungen statt und verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Nur Fälle, die sich hierdurch nicht behandeln lassen, kommen für eine Operation infrage. Die richtige Indikation, die richtige Technik und die richtige Erwartungshaltung sind entscheidend für meinen Erfolg als Operateur.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Prof. Ohnsorge: In meiner nun auch schon recht langen Karriere habe ich sehr viele beeindruckende Menschen kennengelernt. Ich habe sehr viel von ihnen gelernt und sie waren mir in vielen unterschiedlichen Dingen Vorbilder.

Letztlich habe ich aber meine ganz eigene Persönlichkeit entwickelt ohne jemanden zu kopieren. Mit einer Ausnahme vielleicht: Ich wollte immer ein ebenso guter und beliebter Arzt sein, wie mein Vater es war.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Prof. Ohnsorge: Unsere Telefonleitungen sind trotz aller Bemühungen leider oft kontinuierlich belegt. Das liegt neben der Vielzahl der Anrufer daran, dass die Bearbeitung bestimmter Anliegen zeitaufwendiger ist, als z. B. eine reine Terminabsprache.

Durch die Möglichkeit der Online-Terminvereinbarung konnten wir für die Patienten eine wesentliche Vereinfachung schaffen. Man muss nicht mehr auf eine freie Leitung warten. Termine lassen sich online sofort und viel einfacher buchen, da gleich mehrere freie Termine zur Auswahl angezeigt werden. Das geht viel schneller als über eine telefonische Abstimmung.

Auch kann ein Termin, z. B. bei kurzfristig eintretender Verhinderung, per Klick verschoben bzw. getauscht werden.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Prof. Ohnsorge: Immer mehr Patienten, unabhängig von Alter oder Konstitution, leiden unter einförmiger beruflicher Belastung, sei es am Schreibtisch oder im Handwerk.

Zudem werden die Menschen auch immer älter. Viele sind im Alter noch ausgesprochen fit und haben einen hohen Anspruch an ihren Körper im Alltag und beim Sport. Andere wiederum leiden an schweren Erkrankungen, so dass Wirbelsäulenleiden sie ganz besonders hart treffen.

Jeder Fall ist anders, keiner gleicht dem anderen. Wenn man, so wie früher üblich, alles über einen Kamm schert, können die Ergebnisse nicht gut sein. Die Herausforderung wird künftig mehr denn je sein, genau zu diagnostizieren, was das Problem im konkreten Fall tatsächlich ausmacht. Es geht aber auch darum, für den einzelnen Patienten eine individuell abgestimmte Lösung zu finden, die ihm persönlich gerecht wird.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Prof. Ohnsorge: Entscheidend für die Diagnose ist die Anamnese, die ich im persönlichen Kontakt aufnehme, und die Untersuchung. Die Auswertung von Bildern und vor allem die Erklärung der oft sehr komplexen Zusammenhänge sind für Nicht-Mediziner nicht immer leicht verständlich.

Ich halte es für sehr wichtig, dass der Patient von mir über alles so gut aufgeklärt wird, dass er versteht, was sein Problem ist. Er versteht dadurch, welche Risiken bestehen und welche Prognose sowie Therapie wie und warum wirken soll. Zudem muss man auf Ängste und Sorgen der Patienten eingehen. Ich möchte, dass meine Patienten sich gut aufgehoben fühlen. Das alles erfordert sehr viel Zeit. Die nehme ich mir.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Prof. Ohnsorge: Ich nehme meine Verantwortung als Arzt sehr ernst und bemühe mich, für jede Patientin und jeden Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Ich schöpfe Kraft, wenn Patienten mir signalisieren, dass sie das anerkennen und sich dankbar zeigen.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Prof. Ohnsorge: Davon gibt es sehr, sehr viele. Eines möchte ich erwähnen, weil es mich durch eine persönliche Achterbahnfahrt der Gefühle gejagt und mich Demut gelehrt hat.

Eine Patientin kam zur zweiten Meinung wegen eines Bandscheibenvorfalls, der operiert werden sollte. Dabei stellte ich fest, dass das eigentliche Problem eine Verkettung von Blockierungen war und sie also unter muskulär bedingten Gelenkstörungen litt. Ich behandelte sie manuell von Kopf bis Fuß. Als sie von der Liege aufstand, fing sie plötzlich bitterlich an zu weinen. Ich erschrak, da ich befürchtete, ihr wehgetan zu haben. Sie konnte vor Schluchzen nicht sprechen. Ich machte mir große Sorgen und auch Vorwürfe, sie vielleicht nicht sanft genug behandelt zu haben.

Schließlich brachte sie leise hervor: ‘Ich bin zum ersten Mal seit Jahren schmerzfrei!’. Dieses Erlebnis hat mich besonders berührt.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Prof. Ohnsorge: Bewegung ist grundsätzlich gesund. Trainieren Sie Ihren Körper mit Bewegung im Alltag und treiben Sie Sport, aber ignorieren Sie nicht Warnsignale Ihres Körpers.

Achten Sie auf Ihr Körpergewicht, aber ernähren Sie sich ausgewogen. Benutzen Sie Wärme, aber danach immer auch Kälte. Vor allem: Bewahren Sie Haltung!

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