Artikel 21/11/2016

Jeden Tag starke Rückenschmerzen: Was jetzt hilft

Dr. med. Thomas Czerlitzki Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
Dr. med. Thomas Czerlitzki
Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
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Das Allerwichtigste ist immer eine genaue Befragung des Patienten, also eine exakte Anamnese. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, die eventuelle funktionelle Störungen wie zum Beispiel Blockierungen, Muskelverspannungen, Fehlhaltungen etc. aufdeckt. Essentiell ist auch, den Patienten auf eventuelle Ausfälle der Nerven wie Gefühlsstörungen, Kraftverlust und Reflexabschwächungen zu untersuchen. Im Anschluss - insbesondere dann, wenn Nervenausfälle bestehen - kann noch eine bildgebende Diagnostik, wie zum Beispiel eine Kernspintomographie, durchgeführt werden.

Die Schmerzbehandlung

Parallel zur Erforschung der genauen Schmerzursache sollte eine sofortige Schmerzbehandlung erfolgen, um den Patienten aus dem Schmerz-Teufelskreis bzw. aus der Schmerzspirale zu befreien. Bei sehr akuten Schmerzen ist es durchaus sinnvoll, mit gezielten Injektionen, zum Beispiel unter Ultraschall-Navigation, zu arbeiten.

Des Weiteren weiß man heute, dass anfänglich auch eine ausreichende Schmerztherapie mit Medikamenten notwendig ist, um eine Chronifizierung der Schmerzen und damit die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses zu vermeiden. Langfristig sollte aber möglichst chemiefrei therapiert werden.

Nicht-operative Therapiemethoden

Wenn die akuten Schmerzen durch die oben genannten Maßnahmen reduziert wurden und die genaue Abklärung der Schmerzursache ermittelt werden konnte, erfolgt nun die ursächliche Therapie der Beschwerden.

Häufig handelt es sich um sogenannte funktionelle Ursachen wie Haltungsschwäche mit muskulären Verspannungen und Blockierungen. Hier kann eine gezielte Physiotherapie, ein gesundheitsorientiertes Sportprogramm und das vorsichtige Lösen der Blockierungen zu einem langfristigen Erfolg führen.

Auch Osteopathie und Akupunktur sind sanfte konservative Behandlungsmethoden, die sehr häufig zu einer Linderung der Beschwerden beitragen. Des Weiteren sollte der Arbeitsplatz unter ergonomischen Gesichtspunkten auf Rückenfreundlichkeit getestet werden. So lohnt es sich zum Beispiel, in einen guten Bürostuhl oder in einen elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch zu investieren, beziehungsweise diesen beim Arbeitgeber zu beantragen, um langes Sitzen in ungünstiger Position zu vermeiden.

Bei nächtlichen Schmerzen sollte die Matratze gewendet werden bzw. wenn sie bereits deutlich abgenutzt ist, eine neue angeschafft werden. Bei Übergewicht und einer zu schwachen Haltemuskulatur können Sportarten wie Schwimmen, Wirbelsäulengymnastik und Pilates in Kombination mit einer Gewichtsreduzierung zu einer nachhaltigen Besserung der Beschwerden beitragen.

Wann ist eine Operationen notwendig?

Für eine operative Behandlung von Wirbelsäulenbeschwerden gibt es nur wenige wirklich wichtige Indikationen. Wenn zum Beispiel ein großer Bandscheibenvorfall auf das Nervenzentrum der Blase und des Mastdarms drückt und der Patient unter einer zunehmenden Inkontinenz leidet, so muss dieser sofort operativ entfernt werden, da ansonsten eine dauerhafte Inkontinenz droht.

Auch bei zunehmenden Lähmungen wichtiger Muskeln, die sich trotz intensiver nicht operativer Therapie immer weiter verstärken, ist eine Operation notwendig. Außerdem besteht die Notwendigkeit einer Operation, wenn die Beschwerden bei Patienten trotz intensiver nicht operativer Behandlung über einen längeren Zeitraum unerträglich bleiben oder sich sogar verschlimmern.

Fazit

Zum Glück ist dies jedoch die Ausnahme und die meisten Patienten können ohne Operation erfolgreich behandelt werden. Auf keinen Fall sollte aber das kernspintomographische Bild allein Anlass zu einer Operation geben!

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