Artikel 08/06/2016

Leistenbruch - auf diese Standards sollten Sie bei der operativen Versorgung achten!

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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Leistenbrüche zählen mit über 350000 Operationen pro Jahr in Deutschland zu den wichtigsten chirurgischen Eingriffen (weltweit sind es etwa 20 Millionen Operationen). In 90% sind davon Männer betroffen. Trotz dieser sehr großen Menge handelt es sich keinesfalls um eine banale Operation. Die Hernienchirurgie gehört nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in die Obhut eines erfahrenen Operateurs.

Warum spielt die Erfahrung des Operateurs eine so große Rolle?

Nach wie vor ist die Komplikationsrate vergleichsweise groß. Nach einem Leistenbruch müssen bis zu 10 % der Patienten mit einem Rezidiv, also einem erneuten Leistenbruch, rechnen. Dauerhafte Schmerzen nach einer Leistenbruchoperation treten bei bis zu 12% der Patienten auf.

Es existieren nach Auffassung der Experten gewisse Standards, beispielsweise verwenden in Europa mehr als 95% der behandelnden Chirurgen Netze zur Stabilisierung. Hiervon abweichend operieren in Deutschland immer noch viele Chirurgen ohne Verwendung eines Netzes. Dies entspricht nicht den Leitlinien der Deutschen und Europäischen Herniengesellschaft. Die Verwendung synthetischer Implantate, also Netze aus Kunststoff, ist der aktuell gültige Standard, weil hierdurch die Rezidiv-Quote erheblich gesenkt werden kann.

Alternativ wird für biologische Implantate ein potenzieller Vorteil gesehen. Bei genauer Betrachtung der Datenlage werden biologische Netze fast ausschließlich in Situationen eingesetzt, in denen eine Verschmutzung der Wunde oder eine Infektion einer Wunde durch Keime vorliegt.

Nach vorherrschender Meinung der Leistenbruch-Spezialisten ist die Verwendung biologischer Netze diesen Grenzsituationen vorbehalten. Die Effektivität in Normalsituationen wird bei gleichzeitig hohen Kosten kritisch betrachtet.

Hernienchirurgie – offen vs. laparoskopisch

Ob eine Hernie durch einen Schnitt (offen) oder durch die Schlüssellochchirurgie (laparoskopisch) operiert wird, entscheidet sich häufig durch den Eingriffsort.

In einer Praxis, die sich auf die Hernienchirurgie spezialisiert hat, erfolgt die Operation offen, also durch einen Hautschnitt.

In Krankenhäusern oder Belegabteilungen wird gerne minimalinvasiv (Schlüssellochchirurgie), also laparoskopisch, operiert.

Liegen die Patienten in Krankenhäusern oder Belegabteilungen in der Regel 2 Tage stationär, kann der Leistenbruch-Patient bei offener Operation nach zwei Stunden nach Hause gehen und stellt sich am nächsten Tag in der Praxis für Hernienchirurgie wieder vor.

Wann ist ein stationärer Aufenthalt erforderlich?

Ein stationärer Aufenthalt ist selten erforderlich. Nach einem laparoskopischen Eingriff ist aufgrund der Komplikationsrate eine stationäre Beobachtung empfehlenswert und sinnvoll. Chronische Schmerzen können bei entsprechendem Schmerzmanagement von Anfang an erfolgreich vermieden werden.

Die Lebensqualität der Patienten wird ohne Zweifel infolge einer Leistenbruch-Operation messbar verbessert. Dies gilt auch für Patienten mit Nabelbrüchen (Nabelhernien). Patienten, die nach einer Voroperation einen Narbenbruch bekommen haben, erfordern eine besondere Betrachtung und spezielle Operationsverfahren. Auch hier werden in der Regel stabilisierende Netze verwendet.

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