Artikel 26/07/2017

Leistenbruch-Operation in minimalinvasiver TEP-Technik

Team jameda
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Sollte ein Leistenbruch konventionell oder minimal invasiv behandelt werden? Was sind die Vorteile der Behandlungen? Lesen Sie in diesem jameda-Expertenratgeber-Artikel mehr darüber.

Leistenbruch-Operation: Konventionell oder minimal invasiv?

Die Leistenbruch-Operation wurde durch die minimal invasiven operativen Behandlungsmethoden für den Patienten erheblich verbessert und führen bei routinierter Anwendung zu besseren Behandlungsergebnissen.

Die gewebeschonende minimal invasive OP-Technik mit Verstärkung der Bauchwand durch ein optimal gewebeverträgliches feines Kunststoffnetz, bietet gegenüber den herkömmlichen offenen OP-Methoden erheblich mehr Patientenkomfort und eine deutlich raschere Wiedereingliederung in den Alltag, sowie eine schnellere Belastbarkeit für körperliche Arbeit und Sport.

Bei der sogenannte TEPP/TEP-Technik wird über drei kleine Minischnitte, die etwa fünf bis zehn Millimeter groß sind, eine invasive Bauchdeckenspiegelung durchgeführt. Dieser endoskopische Eingriff ist äußerst gewebeschonend, da die Nerven enthaltende Bauchmuskulatur sowie das Bauchfell weder geschnitten, noch genäht werden muss. Das dünne Netz wird ohne Fixation am Muskel zwischen Bauchfell und Muskulatur eingelegt und verstärkt damit anhaltend die Bauchwand mit sofortiger Belastbarkeit.

Die minimal invasive, sogenannte TAPP-Technik, gestaltet die endoskopische Netzeinlage über die Bauchhöhle und ist daher mit mehr Risiken verbunden. Das Bauchfell muss hierbei aufgeschnitten und abschließend wieder vernäht werden. Das Netz wird bei dieser Technik meist mit Metallclips an der Bauchmuskulatur fixiert, mit dem Risiko der Nervenverletzung.

Alle offenen herkömmlichen Operationsmethoden zur Versorgung von Leistenbrüchen mit einem Leistenschnitt haben den erheblichen Nachteil von Nervenverletzungen im Leistenbereich, welche in der Literatur mit 5 bis 15% angegeben werden. Bei allen offenen OP-Techniken mit Schnitt in der Leiste kommt man mit bis zu vier Leistennerven in Berührung, weswegen hier eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht, was nicht selten zu anhaltenden Schmerzen bzw. Taubheit im Leistenbereich nach der Operation führt.

Welche Vorteile hat die minimal invasive TEPP/TEP-Technik?

Es bestehen daher gegenüber den offenen OP-Techniken wie z.B Shouldice, Lichtenstein, Gilbert, Rutkow deutliche Vorteile der minimal invasiven TEPP/TEP-Technik beim Leistenbruch:

  1. Da das Nerven tragende sensible Gewebe in der Leistenregion weder geschnitten noch genäht wird, bestehen erheblich weniger postoperative Schmerzen. Über 90% nehmen keine Schmerzmittel am Tag nach der Operation.

  2. Der Körper ist sehr schnell wieder belastbar, für leichtere Alltagstätigkeiten sofort. Körperliche und sportliche Belastungen sind bereits nach ein bis zwei Wochen wieder möglich.

  3. Das Rezidivrisiko, also das Wiederauftreten eines Bruches, ist äußerst gering.

  4. Beidseitige Leistenbrüche können in einer Sitzung mit den gleichen drei kleinen Zugängen operiert werden. Der Patient spürt in der Regel nach der Operation keinen Unterschied ob er ein- oder beidseitig operiert wurde.

  5. Insbesondere Rezidivbrüche können technisch besser und risikoärmer versorgt werden.

  6. Im Rahmen einer minimal invasiven Leistenbruch Operation in TEPP/TEP-Technik wäre eine gewünschte gleichzeitige Vasektomie ohne zusätzliche Schnitte am Hodensack und damit ohne zusätzliche Beeinträchtigungen möglich.

Bei der TEPP/TEP-Technik, also einer OP in der Bauchdecke, bestehen weitere Vorteile gegenüber der TAPP-Technik, der OP über der Bauchhöhle:

  1. Es ist kein Eingehen in die Bauchhöhle erforderlich. Dadurch entsteht weniger Verletzungsgefahr, was insbesondere bei stattgehabten Voroperationen im Bauchraum vorteilhaft ist.

  2. Keine Netzfixierung durch Tacker oder Naht am Muskel, wodurch Nervenverletzungen so gut wie ausgeschlossen sind.

Leistenbruch Diagnostik

Zur Diagnostik sind lediglich eine exakte körperliche Untersuchung  und eine Ultraschalluntersuchung erforderlich.

Die körperliche Untersuchung durch Inspektion und Abtasten der Leistenregion erfolgt im Stehen. Der Patient wird währenddessen aufgefordert zu Pressen oder zu Husten. Der Bruch wölbt sich hervor und lässt sich – bei nicht Einklemmung – auch problemlos wieder zurückdrücken. Ein Bruch lässt sich so in den meisten Fällen bereits feststellen.

Durch die Ultraschalluntersuchung wird der Befund definitiv bestätigt. Auch kleinere, nicht tastbare Leistenbrüche, können hierbei zweifelsfrei festgestellt werden.

Eine Kernspintomographie (MRT) ist zur Diagnostik des Leistenbruches definitiv nicht erforderlich und auch nicht sinnvoll. Die MRT ist nur bei unklaren Beschwerden oder unklaren Schwellungen in der Leistenregion indiziert.

Wann sollte operiert werden?

Eine Spontanheilung ist definitiv nicht möglich, daher sollte ein Leistenbruch prinzipiell nach Diagnosestellung mittelfristig operiert werden, zumal ein Leistenbruch auch kontinuierlich an Größe zunimmt. Sollten bereits Einklemmungsbeschwerden bestehen, ist eine kurzfristige OP-Terminierung ratsam, um nicht notfallmäßig - bei einer kompletten Einklemmung - innerhalb von sehr wenigen Stunden im nächst möglichen Krankenhaus einer Operation unterzogen werden zu müssen.

Leistenschmerzen – „Sportlerleiste“ – „Weiche Leiste“

Es handelt sich hierbei um ein Sammelsurium vorwiegend orthopädischer Erkrankungen. Leider erfolgt hier meist eine unqualifizierte Vermischung von völlig unterschiedlichen Krankheitsbildern verschiedenster Ursachen: Zerrungen, Risse, Kontrakturen und Verhärtungen an diversen Sehnen oder Muskeln im Leistenbereich. Leistenschmerzen bei Beckenschiefstand, Erkrankungen der Wirbelsäule, der Iliosakralgelenke, der Hüftgelenke und des Schambeines. Hinzu kommen Lymphknotenerkrankungen sowie Erkrankungen im Fachbereich Urologie und Gynäkologie.

Eine Standardtherapie kann es daher für Leistenschmerzen nicht geben. Eine Operation wie bei einem Leistenbruch ist daher bei diesen Krankheitsbildern keineswegs die Regel, sondern vielmehr die Ausnahme. Es wird trotzdem weiterhin leider viel zu oft ohne Rücksicht auf die eigentliche Ursache eine Leisten-Operation bei Leistenschmerzen durchgeführt.

Ein Behandlungskonzept kann erst nach eingehender und differenzierender Untersuchung erstellt werden. Hierzu bedarf es einer großen Erfahrung und einer seriösen Behandlungsstrategie. Insbesondere bei nicht eindeutigen Befunden ist die Konsultation eines erfahrenen Leistenbruch-Chirurgen mit zusätzlichen Kenntnissen in der Orthopädie/Unfallchirurgie/Sportmedizin sehr ratsam, um unnötige Operationen zu vermeiden und eine adäquate Therapie einzuleiten. Häufig müssen diverse Fachärzte mit einbezogen werden. Die therapeutischen Maßnahmen sind entsprechend der verschiedenen Ursachen höchst unterschiedlich.

Die immer noch allgemein übliche Pseudo-Diagnose „schmerzhafte weiche Leiste“ sollte im medizinischen Sprachgebrauch wegen der komplexen Ursachen beim Leistenschmerz nicht mehr angewandt werden, sie ist schlichtweg irreführend.

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