Artikel 26/12/2021

Orthopädische Einlagen am Fuß – Schmerzen und Fehlstellungen reduzieren

Dr. med. Mellany Galla Orthopäde & Unfallchirurg, Fußchirurg, Chirotherapeut
Dr. med. Mellany Galla
Orthopäde & Unfallchirurg, Fußchirurg, Chirotherapeut
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Viele Probleme am Fuß- und Sprunggelenk müssen nicht zwingend durch eine Operation behandelt werden. In vielen Fällen ist zunächst ein konservativer Behandlungsversuch sinnvoll. Ein Baustein der konservativen Therapie am Fuß- und Sprunggelenk sind Einlagen.

Hier ist es allerdings extrem wichtig, dass die Einlagenversorgung individuell für die Patient:innen erfolgt. Einlagen, die im Handel „von der Stange“ kommen oder im Versandhandel mit einem Abdruck, in Eigenregie zuhause angefertigt werden, berücksichtigen nicht immer die anatomischen Gegebenheiten und vor allem das individuelle Krankheitsbild. Es kann passieren, dass eine Einlage dann nicht wirkt oder gar das Problem verschlimmert.

Was sollten Sie über Einlagen wissen?

Einlagen unterscheiden sich ganz erheblich. Zum einen können, je nach gewünschter Wirkung, verschiedene Materialien verwendet werden wie z. B. Kork, Leder oder thermoplastische Materialien und Schaumstoff.

Zum anderen werden in individuellen Einlagen unterschiedliche Funktionselemente eingebaut, die genau den Bedürfnissen und dem Beschwerdebild angepasst sind. Durch die Kombination dieser vielen verschiedenen Elemente und Materialien ist eine Vielfalt der Versorgungsmöglichkeiten möglich.

Prinzipien der Einlagenversorgung

Grundsätzlich werden bei einer Einlagenversorgung vier Konzepte unterschieden:
a) Korrigierende Einlagen
b) Stützende Einlagen
c) Entlastende Einlagen
d) Sensomotorische bzw. propriozeptive Einlagen

Die korrigierenden Schuheinlagen werden insbesondere am noch wachsenden Fuß eingesetzt. Die Einlage soll eine lenkende Kraft ausüben und den Fuß im Wachstum in die gewünschte Richtung bringen.

Die stützenden Einlagen kommen vorwiegend bei Haltungs- oder Stellungsfehlern zum Einsatz. Hier dient die Einlage dazu, den Fuß, sowohl bei statischer als auch bei dynamischer Belastung, möglichst in der korrekten Position zu sichern.

Entlastende Einlagen hingegen sollen im Grunde keine Korrektur des Fußes erzielen. Dieser Einlagentyp dient dazu, den Fuß zu betten und schmerzhafte Belastungszonen zu reduzieren.

Bei den sensomotorischen Einlagen wird die Oberfläche der Einlage mit kleinen, individuell angepassten Spots gestaltet. Es fühlt sich im ersten Moment so an, als sei die Oberfläche der Einlage ein wenig uneben. Für manche Patient:innen ist dies zunächst etwas gewöhnungsbedürftig.

Durch diese kleinen Unebenheiten werden allerdings die Nervenenden und Rezeptoren im Fuß stimuliert. Sie senden diese Informationen über die Nervenbahnen an das zentrale Nervensystem (ZNS). Im Gehirn werden diese Reize verarbeitet und als motorischer Impuls an die Muskeln und Gelenke im Bein und Fuß zurückgesendet. Als Reaktion treten dann im Körper eine veränderte Muskel- und Sehnenspannung ein. Diese Prozesse laufen vollkommen unbewusst und unwillkürlich ab. Als Resultat verändern sich die gesamte Körperstatik und Haltung.

Elemente der Einlagenversorgung

Zur Korrektur und zur Stützung des Fußes stehen bei der Anfertigung von Einlagen verschiedene Elemente zur Verfügung. Einige seien an dieser Stelle dargestellt:

  • Fersenschale: Mit einer Fersenschale wird das Fersenbein sicher umfasst und gehalten. Das ist z. B. sinnvoll bei einem Knicksenkfuß, bei dem die Ferse nach innen wegknickt.
  • Supinationskeil oder -leiste: Hierbei handelt es sich um eine Erhöhung der Einlagenunterseite auf der Innenseite. Dadurch kann das Fersenbein leicht nach außen korrigiert werden. Das ist z. B. sinnvoll bei einer Knicksenkfuß-Fehlstellung.
  • Pronationskeil oder -leiste: Die Wirkrichtung ist genau das Gegenteil von der Supinationsleiste. Die Erhöhung befindet sich an der Außenseite der Einlage, so dass der Fuß nach innen geneigt wird.
  • Pelotte: Eine Pelotte ist eine Erhebung, etwa in der Mitte der Einlegesohle. Die Erhöhung soll die Mittelfußköpfchen etwas anheben, so sie diese entlastet werden. Man kann sie in unterschiedlichen Größen und Breiten gestalten oder sogar als sanfte Stufe.
  • Rigidusfeder: Dieses Element ist eine Verstärkung der Einlage in der Region des Großzehengrundgelenks. Sie ist meist aus Carbon gearbeitet und leicht gebogen. Eine Rigidusfeder entlastet das Großzehengrundgelenk z. B. bei einer schmerzhaften Gelenkarthrose.

Um eine optimale Versorgung und individuelle Versorgung zu erzielen, werden diese verschiedenen Elemente meist miteinander kombiniert. So kann beispielsweise bei Schmerzen am Vorfuß eine Einlage mit einer Pelotte bzw. Stufe in Kombination mit einer Vorfußweichbettung einerseits die Mittelfußknochen gut stützen. Gleichzeitig kann sie die schmerzhafte Stelle weich betten und dort den Druck vermindern.

Aufgrund der individuellen Krankheitsbilder und den verschiedenen Bauweisen von Einlagen sollte vor einer Versorgung eine sorgfältige fachgerechte Untersuchung und Beratung erfolgen, um eine optimale Anfertigung mit dem gewünschten Effekt zu erzielen.

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