Artikel 13/06/2014

Behandlung der pAVK (Schaufensterkrankheit) durch Gehtraining

Team jameda
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Die Schaufensterkrankheit

Bei der pAVK (Schaufensterkrankheit) ist die Gehstrecke der Patienten zum Teil erheblich eingeschränkt. Durch Gefäßverschlüsse an Bauch- und Beinarterien können mitunter weniger als 100 Meter am Stück zurückgelegt werden. Das Bein schmerzt derart, das der Patient stehen bleiben muss. Auch starke Schmerzmittel verhindern das nicht. Dies ist mit einer erheblichen Reduktion der Mobilität und Lebensqualität der Betroffenen verbunden. Ältere Menschen können durch fehlende Mobilität mehr und mehr sozial isoliert werden. Die Verrichtung täglicher Dinge wie Einkaufen, Pflegen sozialer Kontakte, ja auch Arztbesuche fallen zunehmend schwerer oder werden gar unmöglich.

Die Therapieverfahren

Unter den unterschiedlichen Therapieverfahren, wie zum Beispiel die Anlage eines Bypasses, Kalkausschälungen oder der Katheterbehandlung und unterschiedlichen medikamentösen Therapien hat sich das strukturierte Gehtraining als wichtigste nicht medikamentöse Therapie etabliert. Leider ist das Wissen um die praktische Durchführung, dieses in Gefäßsportgruppen durchgeführten Verfahrens, wenig bekannt.

Das strukturierte Gehtraining

In Studien konnte nachgewiesen werden, dass durch das regelmäßige Gehtraining, bei guten prognostischen Faktoren des Betroffenen (Erkrankung erst 1 Jahr bekannt, guter Herz-Lungen-Status) die Gehstrecke zum Teil verdoppelt werden kann.

Die praktische Durchführung in Gefäßsportgruppen soll die Patienten anleiten über 3-6 Monate mindestens 3 Mal wöchentlich über 60 Minuten in Intervallen bis zur Schmerzgrenze zu gehen. Tief in den Schmerz hineinzulaufen kann zu einer starken Übersäuerung der Muskulatur führen und die Gesamtgehstrecke verschlechtern. In seltenen Fällen ist der Betroffene in der Lage durch die Schmerzphase hindurchzulaufen, daran schließt sich eine fast uneingeschränkte Gehstrecke an, obwohl eine erhebliche Durchblutungsstörung vorliegt. Dieses wird in Fachkreisen „walking through Phänomen“ genannt. Es tritt nur selten auf und ist ursächlich - medizinisch nicht hinreichend geklärt. Positive Effekte eines Gehtrainings sind meist nur in strukturierten Programmen wie Gefäßsportgruppen zu erwarten.

Im Einzelnen sind die Wirkungen auf den Organismus:

  • Entwicklung von Umgehungskreisläufen in den Beinen (Kollateralen)
  • Anpassung der Muskulatur an weniger Sauerstoff
  • Effizientere Bewegungsabläufe beim Gehen
  • Steigerung der Herz- und Lungenkapazität
  • Erweiterung des sozialen Umfeldes

Dieses strukturierte Gehtraining wird nach EBM (Evidenzbasierte Medizin) mit IA, der höchsten Wertung, eingestuft. Somit stellt dieses Behandlungsverfahren eines der wichtigsten Therapiemaßnahmen bei der Behandlung der pAVK (Schaufensterkrankheit) dar. Ein Hinweis für Hundebesitzer: Auch das dreimal tägliche 20-minütige mit dem Hund Gassie gehen soll hier helfen, ist aber wissenschaftlich nicht belegt.

Die Verordnung von Gehtraining ist in der „Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und das Funktionstraining“ der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation vom 1. Januar 2011 geregelt. Leider gibt es in Deutschland viel zu wenig Trainingsgruppen um dies flächendeckend anzubieten. Daher lautet die Empfehlung: Sprechen Sie Ihre Krankenkasse, Haus- und Facharzt für Gefäßmedizin darauf an. Nur wenn ausreichender Bedarf signalisiert wird, können solche Gruppen neu gegründet werden.

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