Sehnenbeschwerden effektiv mit Stosswellen behandeln

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Die Stoßwellentherapie wird im Bereich der Orthopädie schon seit langer Zeit mit guten Ergebnissen bei Vorliegen einer Kalkschulter, eines Fersensporns und bei Beschwerden im Bereich der Sehnenansätze angewendet. Typische Einsatzgebiete an Sehnenansätzen sind: Tennisellenbogen, Golferellenbogen, Schienbeinkantensyndrom, Adduktorenreizung, Reizungen der Quadrizeps- und Patellarsehne, der Plantarfaszie etc.
Ein weiterer Einsatzbereich für die Stoßwellentherapie ist die Behandlung schlecht heilender Knochenbrüche.

Die Anzahl der Behandlungen richtet sich nach dem zu therapierenden Krankheitsbild und variiert meistens zwischen 3-10 Anwendungen. Die einzelne Anwendung dauert 10-15 Minuten und wird häufig mit weiteren therapeutischen Maßnahmen wie einer Kältetherapie (Kryotherapie) kombiniert. Die meisten Patienten sprechen bei richtiger Indikationsstellung gut bis sehr gut auf eine Stoßwellenbehandlung an. Diese Behandlungsmethode ist wie viele andere Verfahren in der Orthopädie eine privatärztliche Leistung und wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Eingesetzt werden in der Orthopädie fokussierte und radiale Stoßwellen. Optimalerweise werden beide Therapieformen bei der Behandlung kombiniert. Die fokussierte Stoßwelle setzt kurze hochenergetische Schallimpulse mit kurzer Pulswellenlänge zielgerichtet ein und ist auf diese Weise in der Lage, Gewebeeinschlüsse wie zum Beispiel Kalk zu zertrümmern. Die Abbauprodukte werden anschließend vom Körper selbst entfernt und abgebaut. Aktuelle Studien weisen einen besseren Behandlungserfolg bei hochenergetischer Behandlung nach. Diese Behandlungsweise setzt entsprechend leistungsfähige Geräte zur Therapie voraus.

Die radiale Stoßwelle ist eine Druckwelle, die im Vergleich eine geringere Eindringtiefe besitzt. Mit speziellen Schallköpfen können diese Wellen zur Bindegewebsmassage und zur gezielten Faszienbehandlung eingesetzt werden.

Viele orthopädische Beschwerden an Sehnenansätzen haben ihre Ursache in gestörten funktionellen Ketten. Die lokalen Schmerzen an der Ferse, am Knie oder am Ellenbogen sind dann nur das für den Patienten spürbare Symptom. Eine lokale Behandlung mit Stoßwellen ist deswegen häufig nicht ursächlich und erklärt sicherlich auch sehr widersprüchliche Studienergebnisse.

Beispiel: Die Plantarfaszienreizung unter der Fußsohle äußert sich als Schmerz beim Gehen, insbesondere bei Beginn der Belastung morgens nach dem Aufstehen. Die Ursache liegt meistens in einer muskulären Verkürzung der gesamten Oberschenkelrückseite, einer ungewohnten Mehrbelastung oder häufig auch in unpassendem Schuhwerk. Eine lokale Stoßwellenbehandlung verbunden mit einer gezielten regionalen Behandlung der Faszien und optimalerweise einer Kältetherapie sollte also durch Eigenübungen des Patienten (Faszientraining und Dehnung) an der Oberschenkelrückseite ergänzt werden. Um eine nachhaltige Besserung zu erzielen, kann zusätzlich vom Arzt eine manuelle Therapie verordnet werden. Sportmedizinisch können die Bewegungsmuster des Patienten überprüft werden und bei Bedarf kann das Schuhwerk angepasst werden.

Zusammenfassend kann die Stoßwellentherapie als wichtiger Baustein bei der Therapie vieler Beschwerdebildern des Bewegungsapparates erfolgreich eingesetzt werden. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn vor der Behandlung eine ganzheitliche Betrachtung des Bewegungsapparates erfolgt und verschiedene Behandlungsmethoden in der Therapie miteinander kombiniert werden.


Literatur:
1. Van Leeuwen MT et al. Extracorporeal shockwave therapy for patellar tendinopathy: a review of the literature. Br J Sports Med. 2009 mar, 43(3): 163-8.
2. Bannuru RR et al. High-energy extracorporeal shockwave therapy for treating chronic calcific tendinitis of the shoulder: a systemic review. Ann Intern Med 2014 apr 15, 160(8): 542-9
3. Verstraelen FU et al. High-energy versus low-energy extracorporeal shockwave therapy for calcifying tendinitis of the shoulder: which is superior? A meta-analysis. Clin Orthop Relat Res. 2014 sep, 472(9): 2816-25.
4. Schmitz C et al. Treatment of chronic plantar fasciopathy with extracorporeal shock waves (review). J Orthop Surg Res. 2013 sep 3, 8: 31

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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Kommentare (2)

U. Fritzsche, 28.01.2019 - 10:59 Uhr

Hier wurde mir bis ins Detail erklärt was während der Behandlung geschiet oder geschehen könnte.

Antwort von Dr. med. Markus Klingenberg, verfasst am 12.08.2020

Das freut mich zu hören! Viele Grüße, Markus Klingenberg

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