Artikel 14/03/2018

Orthomolekulare Medizin - eine noch junge Therapieform auf dem Vormarsch

Team jameda
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Als Begründer der orthomolekularen Medizin gilt der amerikanische Professor und Nobelpreisträger Linus Pauling, der bereits in 1970er Jahren mit seinen Thesen über den präventiven Einsatz von hochdosiertem Vitamin C bei Virusinfektionen und Krebserkrankungen für Aufsehen sorgte.

Was bedeutet Orthomolekulare Medizin?

Pauling definierte sein Therapiekonzept wie folgt: „Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind’.

Der Begriff „orthomolekular’ bedeutet soviel wie „die richtigen Moleküle’ („orthos’ gr.= gut, richtig; „molecula’ lat.= Baustein von Substanzen), im übertragenen Sinn „die richtigen Nährstoffe’.

Das Therapieprinzip der Orthomolekularen Medizin beruht auf der Erkenntnis, dass die komplexen Stoffwechselvorgänge im Körper nur dann störungsfrei ablaufen, wenn alle essentiellen Mikronährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Mikronährstoffe wie z. B. Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und essentielle Fettsäuren kann der menschliche Organismus gar nicht oder nicht in ausreichender Menge selbst herstellen. Deshalb müssen sie regelmäßig über die Nahrung zugeführt werden. In der heutigen Zeit aber sinkt die Nährstoffqualität vieler Lebensmittel durch unnatürlichen Anbau, lange Transportwege, Konservierung, unsachgemäße Lagerung und Zubereitung. Zudem ernähren sich viele Menschen falsch. Sie essen zu viel, zu fett, zu salzig und zu süß. Häufig entstehen daraus latente Mikronährstoffdefizite, die dann nach Jahren  zu einer ernsthaften Gesundheitsstörung führen.

So spielt die Ernährung und Nährstoffversorgung bei der Entstehung von Erkrankungen wie Arteriosklerose, Gicht, Diabetes oder Osteoporose eine wichtige Rolle. Immer mehr Ärzte nutzen daher das orthomolekulare Therapiekonzept als Begleitung zur Schulmedizin.

In den USA gilt die orthomolekulare Medizin schon seit 1987 als offiziell anerkanntes Therapieverfahren und wird begleitend zur Schulmedizin eingesetzt.

Einsatz der Orthomolekularen Medizin

Die Orthomolekulare Medizin wird vor allem zur Prävention und in der Therapie chronischer Erkrankungen eingesetzt. Es wird versucht, durch eine hohe Zufuhr von bestimmten Mikronährstoffen pathophysiologische Prozesse im Körper zu beeinflussen.

Zum Beispiel weisen Diabetiker, im Vergleich zu Stoffwechselgesunden, einen um über 30% niedrigeren Vitamin C- Plasmaspiegel auf. Eine zusätzliche Gabe von Vitamin C kann hier der Entwicklung von diabetischen Gefäßkomplikationen, wie z. B. einer Linsentrübung am Auge, vorbeugen.

Auch Raucher müssen im Vergleich zu Nichtrauchern mehr Vitamin C aufnehmen, um vergleichbare Plasmakonzentrationen zu erreichen.

Aufgrund der sehr komplexen Vorgänge im Körper und der Tatsache, dass es über 40 wichtige Mikronährstoffe gibt, werden in der Orthomolekularen Medizin in der Regel Kombinationen aus mehreren Mikronährstoffen angewendet.

Studien zur Orthomolekularen Medizin

Die teilweise sehr hohen Dosierungen einzelner Mikronährstoffe werden immer wieder kontrovers diskutiert, die Studienlage ist schwierig. Bei vielen Substanzen der Orthomolekularen Medizin ist die Wirkung noch nicht durch entsprechende Studien belegt.

Wissenschaftlich gesichert ist die Wirkung der antioxidativen Vitamine C und E: In einer großen Studie (Havard Nurses Study) konnte gezeigt werden, dass die Gabe von 100 I.E. Vitamin E/Tag das Herzinfarktrisiko um 41% senkt. Der Effekt einer Vitamin C-Zufuhr in höherer Dosierung konnte bei einer Reihe von Erkrankungen, wie z. B. der Koronaren Herzkrankheit (KHK), Atemwegserkrankungen oder Katarakt (grauer Star), nachgewiesen werden.

Laut DGOM (Deutsche Gesellschaft für Orthomolekulare Medizin) lässt sich aber auch für die erhöhte Zufuhr anderer Mikronährstoffe ein gesundheitlicher Nutzen nachweisen.

So konnte in einer Studie zur Migräneprophylaxe gezeigt werden, dass hochdosiertes Magnesium (600mg/Tag) die Attackenhäufigkeit und auch die Zahl der Migränetage pro Monat signifikant vermindern konnte.

Orthomolekulare Wirkstoffkombinationen gibt es mittlerweile für eine Vielzahl von Erkrankungen. Spezielle Präparate gibt es z. B. zur Stärkung des Immunsystems, gegen Wechseljahrsbeschwerden, bei Osteoporose, Arthrose, Rheuma, für Schwangere, Diabetiker oder Sportler.

Ein wichtiger Hinweis der Deutschen Gesellschaft für Orthomolekular-Medizin ist folgender: ,Bisherige Studien zu Mikronährstoffen enthalten häufig methodische Irrtümer hinsichtlich Unterdosierung bzw. Untersuchungen nur singulärer Stoffe.‘‘ Daher ist es wichtig, nur mit Absprache mit dem behandelnden Arzt auf orthomolekulare Heilmethoden zurückzugreifen, insbesondere bei Erkrankungen wie der Diabetes oder der Herzinfarkt.

Wer trägt die Kosten?

Nur wenige Vitamin- oder Mineralstoffpräparate haben in Deutschland eine Zulassung als Arzneimittel. Orthomolekulare Produkte sind als „diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke’ auf dem Markt. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten aufgrund fehlender Wirksamkeitsnachweise nicht.

Quellen:

  • www.dgom.de
  • Uwe Gröber:„Orthomolekulare Medizin - Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte’, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2002

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