Artikel 25/05/2017

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. Meisse

Dr. med. Friedemann Meisse - Privatpraxis Urologe, Androloge
Dr. med. Friedemann Meisse - Privatpraxis
Urologe, Androloge
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Gerstenberger interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.

jameda: Herr Dr. Meisse, was hat sie motiviert, Urologe zu werden?

Herr Dr. Meisse: Was mich von Anbeginn an dem Fachgebiet der Urologie fasziniert hat und mich immer noch fasziniert, ist ihre Vielseitigkeit. Die Urologie ist extrem vielseitig – sie befasst sich unter anderem mit Erkrankungen des Urogenitaltraktes von Mann, Frau und Kindern; der Urologe behandelt  Harnsteine, Nierenerkrankungen, Harnwegsinfektionen, Harninkontinenz bei Mann und Frau, männliche Fruchtbarkeitsstörungen, Fehl- und Missbildungen im Harntrakt und die häufigsten Krebserkrankungen wie Prostata- und Harnblasenkrebs, welche mit modernen Techniken oftmals minimal-invasiv, also ohne offene Chirurgie, schonend behandelt werden können. Ferner bietet mir die Urologie die Möglichkeit der Praxisniederlassung und der operativen Tätigkeit in der Klinik zugleich.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Meisse: Das, was ärztliches Handeln für mich in erster Linie interessant macht, ist der soziale Kontakt zu Menschen. Meiner Meinung nach, ein an Bedeutung zunehmender Aspekt im Zeitalter einer ansteigenden anonymen und digital getriggerten Vereinsamung des Menschen. Mir macht es viel Freude neue und innovative Diagnostik und die Anwendung innovativer Therapien zu erlernen. Eine große Herausforderung für den Urologen besteht darin, die zunehmenden urologischen Krebs- und Harninkontinenzerkrankungen diagnostisch, therapeutisch und im Interesse der Solidargemeinschaft ökonomisch in den Griff zu bekommen.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Meisse: Dass die urologische Krebsvorsorge wider internationaler Fachgremienempfehlungen überflüssig sei; dass die Bestimmung des PSA-Wertes zur Früherkennung von Prostatakrebs überflüssig sei;  dass Prostatakrebs nicht behandelt werden muss; dass der Urologe nur Männer behandelt (denn wir behandeln auch Frauen und Kinder), dass der Arzt nur an das liebe Geld denkt.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Meisse: Das ärztliche Urgestein, Hippokrates von Kos, sagte bereits gut 400 Jahre vor Christi Geburt: „Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt.“ – Mit anderen Worten: Es ist die größte Aufgabe des Arztes, den Glauben und das natürliche Ur-Vertrauen des Patienten an sich selbst zu erhalten und zu stärken. Nur ein stabiler Glaube an sich selbst stärkt das eigene Immunsystem. Selbstvertrauen, positives Denken und der Glaube an die Heilkräfte des eigenen Immunsystems sind unabdingbare Voraussetzungen, jedwede Erkrankung in ihrem Ausmaß zu lindern oder gar zu heilen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Meisse: In solch’ einer Situation sollte sich der Arzt weder als ein Therapieapostel noch als ein gekränkter Ermahner in Szene setzen. Auch ein Arzt ist kein Übermensch, er kann nur ein helfender Begleiter seines Patienten sein. So gesehen würde ich einen Patienten, der droht, die Compliance zu seinem Arzt zu verlieren, zunächst fragen, warum er den Therapieplan nicht befolgt? Meist gibt es Gründe dafür und die sollten im Arzt-Patientengespräch gemeinsam erörtert und kommuniziert werden.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Meisse: Erstens: Abschaffung eines umlagefinanzierten Gesundheitssystems, in dem das individuelle Verantwortungsbewusstsein für den Erhalt der eigenen Gesundheit sozioökonomisch nicht mehr gefragt ist. Jeder in unserer Solidargemeinschaft ist dazu aufgefordert, seinen Beitrag zu einer maßvollen Lebensführung zu leisten, um unnötige Kosten im Gesundheitssystem zu vermeiden. Auch hierzu ein Zitat von Hippokrates:

„Krankheiten überfallen den Menschen nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sondern sind die Folgen fortgesetzter Fehler (in der eigenen Lebensführung) wider die Natur“.

Zweitens: Eine bessere Vergütung für die sprechende Medizin!

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Meisse: Das Streben nach Bescheidenheit – sprich, den Mut zu haben, den Patienten zu signalisieren, dass auch die Medizin an diagnostische und therapeutische Grenzen stoßen kann. Nicht alles, was technisch oder im Labor machbar erscheint, macht in der medizinischen Anwendung Sinn.  In diesem Sinne sollten auch keine vermeintlich „neuen“ und „segensreiche“ Diagnostik- und Therapieproklamationen vorschnell und ungeprüft ins Internet gestellt werden, da sie den Patienten verwirren und Hoffnungen und Bedürfnisse befeuern, die in Wahrheit nicht einzulösen sind. Falsche Erwartungen erschweren unnötig die Kommunikation zwischen Arzt und Patient.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Meisse: Ja, und zwar folgende Verfahren: photodynamische Floureszenzdiagnostik zur Früherkennung von Harnblasenkrebs, Fusionsbiopsie zur Früherkennung von Prostatakrebs, digitale Röntgendiagnostik mit der Option der Durchleuchtung, Videoendoskopie, eigene Labordiagnostik und männliche Fertilitätsabklärung, TVT-Suspensionsband-Einlage zur Behandlung der weiblichen Stressharninkontinenz und LDR-Brachytherapie (minimal invasive Strahlentherapie bei Prostatakrebs).

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Meisse: Nun – natürlich gibt es sie. Die einen sind negativer Natur, die anderen sind positiv gewichtet. Menschen, insbesondere Patienten, wollen keine Negativschlagzeile hören, darum möchte ich diese hier auch unerwähnt lassen.

Was die positiven Ereignisse angeht, so möchte ich im Sinne der ärztlichen Schweigepflicht in aller Bescheidenheit erneut einen Denker zitieren:

„Willst du, dass man Gutes von dir sage, sage es nicht selbst.“ Blaise Pascal
(1623 - 1662) französischer Religionsphilosoph und Naturwissenschaftler

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Meisse: Carpe diem - ergreife den Tag, sprich, lebe nicht zu sehr in der Vergangenheit, blicke positiv in die Zukunft und genieße die Gegenwart. Und: Wer stark, gesund und jung bleiben und seine Lebenszeit verlängern will, der sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe tägliche Hautpflege und Körperübung, halte den Kopf kalt, die Füße warm und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei“ (Hippokrates, griech. Arzt, 400 v. Chr.)

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