Artikel 27/08/2014

Inkontinenz ist eine unsoziale Erkrankung

Team jameda
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Harninkontinenz stellt für viele Frauen ein großes Problem dar. Für die Betroffene bedeutet diese Erkrankung oft eine ganz massive Einschränkung ihres Bewegungsraumes und der Teilnahme an sozialen Aktivitäten. Konzert- und Kinobesuche werden vermieden, um nicht durch das Aufsuchen der „Örtlichkeiten“ aufzufallen; die Unkenntnis der Lage öffentlicher Toiletten verhindert Ausflüge in unbekannte Stadtteile oder Kurzreisen; die Befürchtung auf der Autobahn im Stau zu landen, wenn die Blase drängt, lässt vor Reisen zurückschrecken. Wie schade! Daneben zwingt die Befürchtung, nach Urin zu riechen und als unsauber zu gelten viele Patientinnen in soziale Isolation. Bei einigen Inkontinenzformen wie der weiblichen Streßinkontinez können operative Verfahren wie das spannungsfreie vaginale Band (TVT) hilfreich sind, allerdings sollten zunächst alle Register der konservativen Therapie und der Hilfsmittel gezogen werden.

Harninkontinenz bezeichnet das Hauptsymptom der Speicherstörung der Harnblase. Das heißt die mangelnde Fähigkeit des Körpers, den Blaseninhalt sicher zu speichern und selber zu bestimmen, wann und wo er entleert werden soll. Frauen sind durch die Anatomie ihres Beckenbodens und Geburten deutlich häufiger betroffen als Männer.

Um gezielt therapieren zu können, ist die Kenntnis über die Art der Inkontinenz essentiell. Die beiden häufigsten Formen sind die Stress-Inkontinenz und die überaktive Blase. Bei der Stress- oder Belastungsinkontinenz, wie sie auch genannt wird, tritt typischerweise beim Husten, Niesen, Lachen, das heißt bei Betätigung der Bauchdeckenpresse, mehr oder weniger starker Urinabgang in Spritzern auf. Sportliche Belastungen mit Hüpfen, Springen oder Erschütterungen wie beim Joggen werden von den Patientinnen gemieden. Daneben gibt es als zweithäufigste Form die Drang- oder Urge-Inkontinenz. Diese wird auch als Syndrom der überaktiven Blase (OAB = overactive Bladder) bezeichnet, „überfallartiger Harndrang“ wird von den Patienten oft besser verstanden. Hierbei meldet sich die Blase bereits bei geringer Füllmenge mit starkem Drang und die Blase verselbständigt sich mit Entleerung im Schwall vielfach noch, bevor das stille Örtchen erreicht wurde. Typischerweise erzählen Patientinnen, dass sie den Türgriff der Toilette schon in der Hand hatten, als das Malheur passierte. Mischformen aus diesen beiden häufigsten Arten kommen vor, meist mit Betonung auf einer der beiden Komponenten. Daneben kommen noch seltene, aber ebenfalls die Patienten stark belastende Inkontinenzformen vor, die meist auf dem Boden von Nervenstörungen entstehen.

Generelle Empfehlungen
Viele Menschen mit Harninkontinenz versuchen wenig zu trinken, in der Vorstellung, dass sich das Problem dann bessert. Paradoxerweise verschlechtert dies die Situation, da konzentrierter Urin die Blasenwand stärker reizt. Koffein sowie Alkohol wirken ebenfalls irritierend auf die Blasenwand und sollten nur in geringen Mengen und immer begleitet von viel Wasser genossen werden. Sachgerechtes Beckenbodentraining durch eine Physiotherapeutin, die sich in diesem Bereich weitergebildet hat, hilft oft sehr gut. Hieß es früher, das Physiotherapie nur bei Stressinkontinenz angezeigt ist, weiß man heute, dass Krankengymnastik, die Entspannungsübungen beinhaltet, auch bei der überaktiven Blase sehr hilfreich sein kann. Lebenspraktische Tipps wie die Verwendung von Mini-Not-Toiletten, die z. B. im Handschuhfach des Autos mitgeführt werden können, nehmen häufig den Druck aus Reisesituationen und die Angst vor langen Staus. Erstaunlicherweise fahren viele Patientinnen, die kleinen Helferlein wochenlang durch die Gegend, ohne sie zu nutzen. Allein das Wissen, dass Hilfe jederzeit greifbar ist, entspannt und entlastet auch die nervöse Blase.

Pessar Therapie – zu Unrecht fast vergessen
Eine Renaissance erleben aktuell Pessare aus Silikon, die eine Stützwirkung auf die Blase entfalten und dem Druck nach unten beim Husten oder beim Sport entgegenwirken. Moderne Pessare, die es in verschiedenen Formen und Größen gibt und die individuell angepasst werden, werden von der Patientin morgens selber in die Vagina eingeführt und abends entfernt und gereinigt. Dadurch, dass sie nachts nicht getragen werden, werden Infektionen und Druckstellen an der Scheidenwand vermieden.

Heilpflanzen
Es gibt verschiedene bewährte Heilpflanzen, die sowohl das Bindegewebe stärken, als auch die Blasennerven besänftigen können. Häufig werden Kombinationsmittel aus verschiedenen Kräutern kurmäßig über einen bis drei Monate angewendet und später nur bei Bedarf, wenn Reisen oder stressreiche Lebensumstände anstehen, bei denen die Patientin weiß, dass ihre Blase nervös reagiert.

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