Artikel 04/05/2019

Burnout-Therapie: Symptome erkennen und (be)handeln

Team jameda
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Das Thema Burnout hat in den letzten zehn Jahren in unserer Gesellschaft deutlich an Bedeutung und Beachtung gewonnen.

Was ist Burnout?

Burnout beschreibt einen Zustand ausgeprägter emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung („ausgebrannt sein“). Der Begriff wurde erstmals in den 70er Jahren in den USA genannt. Damals in Zusammenhang mit der hohen beruflichen Beanspruchung von medizinischem Personal in Krankenhäusern. Mittlerweile lässt sich beobachten, dass jeder Mensch betroffen sein kann.

In der ärztlichen Praxis begegnen wir immer mehr Patienten, die über ausgeprägte Erschöpfung berichten. Sie befinden sich gefühlt in einer ausweglosen Lebenssituation. Die gesamtgesellschaftlichen Folgekosten, die sich aus Arbeitsausfall, Therapie und Wiedereingliederung in das Berufsleben ergeben, ergeben jährlich einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Bei den betroffenen Menschen zeigen sich meistens eine hohe Belastung und Überforderung am Arbeitsplatz, sehr oft aber auch eine belastende private bzw. häusliche Lebenssituation, z.B. bei Pflege von Familienangehörigen, alleinerziehenden Eltern usw. Diese Lebensbedingungen köcheln oft Monate oder sogar Jahre vor sich her, bevor es zum Zusammenbruch kommt.

Welche Beschwerden haben Menschen, die von Burnout betroffen sind?

Im Vordergrund steht eine schwere körperliche und emotionale Erschöpfung. Außerdem zeigen sich

  • anhaltende Müdigkeit
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • fehlender Antrieb (Man kann sich zu nichts mehr aufraffen.)
  • Episoden von Gedankenkreisen
  • Stimmungstiefs
  • Hoffnungslosigkeit
  • Verlust der Lebensperspektive

Viele Menschen haben auch das Gefühl, dass, egal was sie tun, „alles sowieso zwecklos ist“. Sie fühlen sich einer belastenden Situation ohnmächtig ausgeliefert.

Welche Menschen sind besonders häufig von Burnout betroffen?

Burnout findet man besonders häufig bei Menschen, die sehr leistungsbereit und motiviert sind und sich eine Überforderung der eigenen Kräfte erst spät eingestehen. Oft tragen die Betroffenen eine hohe (berufliche oder private) Verantwortung und haben ein hohes Arbeitspensum, mit der ständigen Forderung nach mehr Leistung. Hohe ethische Ideale oder Opferbereitschaft in Hinsicht auf ein individuell definiertes Ziel können ebenfalls eine Rolle spielen.

Welche Situationen fördern die Entwicklung von Burnout?

Konkurrenzdruck, Angst vor Karriereaus oder Arbeitslosigkeit, aber auch Konfrontation mit zwischenmenschlichen Extremsituationen können zum „Ausbrennen“ führen. Burnout findet man daher oft auch bei Menschen in sozialen Berufen und leitenden Positionen mit hohem Wettbewerb.

Viele Betroffene beschreiben auch das Gefühl „im Hamsterrad“ gefangen zu sein. Sie schildern, dass sie für ihr Tun zu wenig bzw. keine Anerkennung erfahren. In diesem Zusammenhang sprechen Sie von einer Art ‘Abwärtsstrudel’. Hat man das Gefühl, über sich bzw. die Arbeitsbedingungen kaum aktiv mitbestimmen zu können, kann man in seinen Sog geraten. Auch die soziale Isolation wirkt sich bei der Entwicklung von Burnout ungünstig aus.

Wie wird Burnout diagnostiziert?

1. Verschiedene Fachdisziplinen arbeiten zusammen

Für die Diagnose von Burnout ist oft eine mehrköpfige Betrachtung sinnvoll. So kann es hilfreich sein, dass neben der hausärztlichen Betreuung weitere Fachdisziplinen zurate gezogen werden, z.B. wie Neurologie oder Innere Medizin, damit andere Erkrankungen nicht übersehen werden. Wichtig ist z.B. die Abgrenzung von Erscheinungsformen einer Depression, da sich daraus andere therapeutische Schwerpunkte ergeben.

2. Labordiagnostik – manchmal die Nadel im Heuhaufen

Für die Diagnosestellung von Burnout gibt es keine speziellen Labortests. In den üblichen übersichtsgebenden hausärztlichen Laborbefunden finden Sie meistens keine Erklärung für Ihr Befinden („Ihr Blutbild ist unauffällig“). Leider weist das bei Burnout so häufige Symptombild der chronischen Erschöpfung nicht automatisch auf Veränderungen bestimmter Laborwerte hin.

Es kann also manchmal die Nadel im Heuhaufen sein, die gesucht wird. Neben den üblichen Basiswerten, die Sie in Ihrer Hausarztpraxis aus Ihrem Blut erhalten, kann im Einzelfall folgende erweiterte Labordiagnostik sinnvoll sein:

  • Differentialblutbild
  • Leber- und Nierenwerte
  • Mineralienhaushalt
  • Hormonstatus (insbesondere Schilddrüsenwerte)
  • Vitaminstatus
  • Entzündungsparameter (z. B. BSG und CRP)
  • Mikrobiomstatus (Bakterienflora) des Darmes (Blut- und Stuhlprobe)
  • Suchtest auf chronische Infektionen (bakteriell / viral), z. B. zum Ausschluss einer Borreliose
  • Suchtest auf Schwermetallbelastungen (Blut- und Haaranalyse), sowie bei Exposition gegenüber anderen toxischen Stoffen entsprechende Analysen

Welche der genannten Analysen im Einzelfall sinnvoll sind, ist abhängig vom Gesamtbild Ihrer Beschwerden und Ihrer Lebenssituation. Wenn z. B. eine Schwermetallexposition anamnestisch ausgeschlossen werden kann, dann sind entsprechende Labortests selten sinnvoll. So oder so: Sprechen Sie mit Ihrem betreuenden Therapeuten.

3. Apparative Diagnostik – die Rolle des vegetativen Nervensystems

Das vegetative Nervensystem (VNS) steuert alle lebenswichtigen Funktionen unseres Organismus. Es hat als teils eigenständiger Bestandteil unseres Nervensystems entscheidenden Anteil an dem Informationsaustausch zwischen allen Organen und Geweben des Körpers. Schwere körperliche und psychische Erschöpfung zeigt sich immer auch in einer Überforderung der Regulationsfähigkeit des VNS.

Eine geeignete Messmethode, welche einen Gesamtüberblick über die Regulationsfunktion des VNS liefern kann, ist die sogenannte Herzraten-Variabilität (HRV). Dabei handelt es sich um ein spezielles EKG-Verfahren, das jedoch nicht spezifisch zur Routinediagnostik bei Burnout gehört. Es misst die Anpassungsfähigkeit und Variation Ihres Herzschlages und kann hieraus Aussagen über Ihre vegetativ-körperlichen Leistungsreserven ableiten. Daher ist es zur apparativen Verlaufsdiagnostik bei Burnout gut geeignet. Es ist jedoch sicher nicht zwingend erforderlich.

Was können Betroffene selbst tun?

Es ist wichtig, dass Sie sich eine Pause gönnen. Die Basis jeder therapeutischen Unterstützung sind konkrete Veränderungen im persönlichen Umfeld. Dies kann z. B. bedeuten, dass Sie Ihre berufliche Situation überdenken, Veränderungen im häuslichen Umfeld angehen oder eine Partnerbeziehung neu beleuchten.

Die therapeutische Vorgehensweise ruht auf jeden Fall auf mehreren Pfeilern, denn Ihre Regeneration beinhaltet immer sowohl körperliche als auch psychische Belange. Dabei sind kleine Schritte schon große Schritte. Den größten Schritt machen Sie am Anfang: Sie erkennen, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher.

Wege aus der Krise – hinein und wieder heraus

Es braucht sehr motiviertes Handeln und Opferbereitschaft, um an den Punkt zu gelangen, an dem „nichts mehr geht“. Überlegen Sie nur einmal, was Sie alles geleistet haben und erkennen Sie das an. Nun sollten Sie an sich denken. Stellen Sie sich vor, Sie nutzen nur einen Teil der Energie, die Sie vorher in andere Zielsetzungen investiert haben, für sich selber. Sobald Sie Ihre Aufmerksamkeit mehr auf Ihre eigenen Belange lenken, werden sich Lösungen auftun. Folgende Eigenschaften helfen Ihnen dabei, Wege aus der Krise zu finden:

  • Optimismus und Selbstvertrauen
  • Selbstbewusstsein und innere Stärke
  • Gefühlsstabilität
  • Kontaktfreude
  • körperliche Gesundheit

Sie werden nun vielleicht erkennen, dass es mehr als nur Tabletten braucht, um wieder zu innerer Balance und gewohnter Stärke zu finden.

Therapeutische Möglichkeiten – eine Auszeit ist wichtig

Eine „Spezialtherapie“ für Burnout gibt es nicht. Und es geht auch nicht mal eben schnell. Regeneration braucht Zeit. Abstand von Beruf, Büro und belastenden Situationen ist die Basis für Ihre Erholung und eine gute Grundlage für neue Lösungsperspektiven. Auch eine Krankschreibung sollten Sie nicht scheuen. Sie ist bei ausgeprägter Erschöpfung unter Umständen unabdingbar. Auszeiten im Alltag, die wöchentlich einen festen Platz in Ihrem Terminkalender haben, sind sehr wichtig.

Selbstbestimmung und Lösungsstrategien

Es ist wichtig, das Hamsterrad zu verlassen. Lösen Sie sich vom Gefühl des „ausgeliefert sein’ und praktizieren Sie mehr Selbstbestimmung in Beruf und Alltag. Mehr Mut zum „Nein“ heißt mehr Mut zum „Ja“ für sich selbst. Therapeutische Hilfe durch psychotherapeutische Unterstützung ist sehr sinnvoll, auch um Lösungsstrategien zu finden.

Ernährung

Ihre Ernährung hat am besten folgende Eigenschaften: frisch, abwechslungsreich und wenn möglich BIO. Spezielle Empfehlungen bei Burnout sind nicht nötig, es sei denn, es liegen bestimmte nachgewiesene Mängel (Vitamine, Mineralien etc.) oder Unverträglichkeiten vor. Neben den allseits bekannten allgemeinen Ernährungsempfehlungen orientieren Sie sich auch an regionaler und jahreszeitlicher Verfügbarkeit. ‘Superfood’ finden Sie fast immer auch in der regional heimischen Küche. Variieren Sie Ihren Speiseplan und probieren Sie aus, womit Sie sich besser fühlen.

Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel sind im Einzelfall sinnvoll (siehe ‘nachgewiesene Mängel’). Diese können jedoch Ihre hartnäckigen Ernährungsfehler nicht kompensieren. Generell gilt auch hier: Je natürlicher, umso besser. Denn unser Körper kann viele der angebotenen zusammengemischten Vitalpräparate oft nicht in der ausreichenden Form aufnehmen. Es gibt auch gute Hausmittel.

Eine gute Verwertungsquelle für Mineralien ist z. B. Knochenbrühe. Auch Pilze (z. B. Shiitake, Hericium, Reishi oder Cordyceps) bieten viele Nährstoffe. Da sie aber teilweise nicht in unseren Breiten heimisch sind, empfehlen sich oft Pulver oder Extrakte aus dem fein vermahlenen getrockneten ganzen Pilz, oder - wenn nicht anders möglich - aus dem Myzel. Jeder Pilz hat ein bevorzugtes Anwendungsgebiet. Manche Pilze wechselwirken jedoch ungünstig mit bestimmten Medikamenten. Eine gute Nahrungsergänzung mit Heilpilzen gehört daher in fachlich versierte Hände.

Heilkräuter

Heilkräuter sind eine sehr gute Begleittherapie bei Burnout. Welche Pflanzen bzw. Heilkräutermischungen in Frage kommen, hängt von Ihrem individuellen Symptombild ab. Bei der Therapie mit Einzelmitteln, d. h. Urtinkturen einer Pflanzenart, können z. B. folgende Kräuter zum Einsatz kommen (Anwendungsbeispiele finden Sie in Klammern):

  • Baldrian (bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen)
  • Engelwurz (bei Nervenschwäche und Verdauungsstörungen)
  • Ginkgo (bei Gedächtnisschwäche, Schwindel, Tinnitus)
  • Haferkraut (bei Erschöpfung und Überforderung)
  • Johanniskraut (bei nervöser Unruhe, depressiver Verstimmung, Ängsten)
  • Lavendel (bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen)
  • Storchenschnabel (bei psychischen Schockzuständen und Ängsten)

Natur und Bewegung

Der Aufenthalt in der Natur wirkt wie ein Jungbrunnen. Den regenerativen Effekt durch Luft, Sonne, Wasser und Erde können Sie nicht durch Tabletten oder Gerätetherapien ersetzen. Lassen Sie die Seele baumeln. Milde körperliche Bewegung, die Freude macht, ist eine sehr gute Idee. Leistungssport bei Erschöpfung sollten Sie vermeiden. Bei geeignetem Terrain ist Barfußlaufen förderlich. Denn über Reflexzonen der Fußsohle erreichen Sie den ganzen Körper und die Psyche.

Spezielle Therapieverfahren

Therapiemethoden, die sowohl Ihr vegetatives Nervensystem balancieren, als auch die körperliche und psychische Regeneration verbessern helfen, sind optimal. Hier gibt es gute Erfahrungen mit therapeutischer Hypnose, die man auch gut mit Akupunkturanwendungen in gleicher Sitzung kombinieren kann. Wichtig: therapeutische Anwendung von Hypnose hat nichts mit Showhypnose zu tun. Die Hypnosetherapie ist leider (noch) nicht Bestandteil erstattungsfähiger Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Fragen Sie trotzdem bei Ihrer Krankenversicherung nach, inwieweit Zuschüsse möglich sind.

Resümee

Burnout wird immer häufiger beobachtet. Die häufigsten Symptome sind körperliche und psychische Erschöpfung. Für die Diagnosestellung ist eine ärztliche Abklärung wesentlich. Die persönliche Lebenssituation steht im Fokus der Betrachtung: Es geht nicht ohne Veränderungen und eine Auszeit. Die Therapie ruht auf mehreren Pfeilern und umfasst ein Wiedererreichen der inneren Balance, ein Auffüllen der körperlichen Leistungsreserven und Hilfe beim Erkennen lösungsorientierter Strategien. Zusammen verfolgen sie das Ziel, Rückfälle in alte Strukturen zu vermeiden. Begleitende Behandlung mit Kräutern und Nahrungsergänzungsmitteln, psychotherapeutische Unterstützung sowie medizinische Hypnosetherapie, gut kombinierbar mit Akupunktur, sind hilfreiche Therapieverfahren.

Vergessen Sie nicht die ‘3A’:

  1. Ausruhen („Atem schöpfen“)
  2. Alternativen finden (neu denken, fühlen und handeln)
  3. Anwendungen: am wichtigsten ist ‘entspannen und kräftigen’

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