Menschen sind optisch geprägt. Wir beurteilen andere primär nach ihrem Aussehen. Aus diesem Grund achten wir selbst ebenfalls auf unser äußeres. Bei einigen Menschen wird die normale Selbstkritik jedoch zu einer psychischen Störung. Sie leiden an einer Dysmorphophobie.
Getreu dem Motto "Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck", pflegen und stylen wir uns, bevor wir das Haus verlassen. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, mit sich selbst zufrieden zu sein und mit einem sprichwörtlich "guten Gefühl" in die Öffentlichkeit zu gehen.
Die damit verbundenen Handlungen laufen in der Regel routiniert und unbewusst ab. Mal sitzt das Make-up sofort, mal muss "nachgebessert" werden, mal schreien die Augenringe nach Tarnung, mal muss der Lippenstift getauscht werden. Der "bad hair day" ist zwar unangenehm, aber irgendwie zu überstehen.
Wenn Optik zur Belastung wird
Für einige Menschen wird die Sorge um das eigene Aussehen zu einer regelrechten Belastung. Sie fühlen sich hässlich, in vielen Fällen sogar entstellt, obwohl ein objektiver Dritter keine wirklichen, auffälligen Schönheitsmakel feststellen kann. Die Psychologie spricht von Dysmorphophobie bzw. einer körperdysmorphen Störung (body dysmorphic disorder: BDD).
Es handelt sich um eine gravierende psychische Erkrankung, unter der Betroffene nicht nur leiden, sondern die im Laufe der Zeit auch negative Auswirkungen auf das soziale Leben mit sich bringt. In Deutschland sind - laut wissenschaftlicher Studien - bis zu zweieinhalb Prozent der Bevölkerung betroffen.
Ernsthafte Erkrankung
Mit einer Dysmorphophobie eng verbunden ist das fehlende Verständnis Außenstehender. Diese werden die oftmals deutliche und scharfe Selbstkritik nur schwer nachvollziehen können. Möglicherweise werfen sie Betroffenen vor, mit ihrem Aussehen zu kokettieren, übertriebene Schönheitsideale zu besitzen oder den Bezug zur Realität verloren zu haben.
All das macht die Situation für denjenigen, der sich selbst als krankhaft "hässlich" betrachtet und versteht, nur noch schlimmer. Wer an einer Dysmorphophobie leidet, will keine übermäßigen Komplimente provozieren, noch sucht er nach immer neuen bzw. wiederkehrenden Bestätigungen für sein (im Grunde und rein objektiv makelloses) Aussehen. Betroffene sind ernsthaft krank und bedürfen einer nachhaltigen Hilfe und Therapie.
Hintergründe und Folgen einer Dysmorphophobie
Bei einer körperdysmorphen Störung legt der Patient den Fokus auf sein Erscheinungsbild und dessen Bewertung. Wer an einer Dysmorphophobie leidet, fühlt sich schlichtweg entstellt. In vielen Fällen richtet sich die Kritik auf ein bestimmtes Körperteil, das im Auge des eigenen Betrachtens hässlich und abscheulich wirkt.
Von einer Dysmorphophobie sind übrigens nicht nur Frauen betroffen. Allerdings sind die Betrachtungsweisen geschlechtsspezifisch: Frauen finden vor allem Gesicht, Brust, Hüfte oder Beine unansehnlich, Männer kritisieren in der Selbstbetrachtung Muskeln, Bauch oder Körperbehaarung, die sie entstellt.
Die Folgen einer Dysmorphophobie liegen auf der Hand: Wer sich selbst als hässlich empfindet oder sich für sein Aussehen schämt, wird sich immer mehr aus dem sozialen, aber auch beruflichen Leben und Umfeld zurückziehen. Er wird die Öffentlichkeit scheuen, zudem Freunde und Familie nach und nach meiden.
Nicht wenige Betroffene entwickeln im Laufe der Zeit Depressionen, einige tragen sogar Suizidgedanken mit sich. Es ist die Verzweiflung an sich selbst, die unabänderlich erscheint und der Betroffene geradezu hilflos ausgeliefert sind.
Symptome einer Dysmorphophobie erkennen
Verschiedene Symptome deuten auf eine körperdysmorphe Störung hin. Betroffene betrachten ihr Äußeres und konzentrieren sich dabei auf ihre Makel. In Gedanken und Vorstellungen werten sie sich selbst ab und werden bestimmte Verhaltensweisen, teils Zwänge entwickeln, um sich selbst zu schützen.
Eine Dysmorphophobie ist auch unter Männern verbreitet, z.B. beim Thema Haarausfall. (© goodluz - fotolia)
Dabei verdecken sie bestimmte Körperteile, die für sie selbst hässlich und unansehnlich sind. Nicht selten versuchen Menschen mit Dysmorphophobie immer wieder ihr Aussehen zu verändern - entweder selbst oder aber durch medizinische Korrekturen. Besonders tragisch ist, dass sämtliche Maßnahmen und Verhaltensweisen den Zustand und die Gedankenspirale nicht ändern bzw. bessern.
In der Folge kommt es zu depressiven Störungen und innerer Verzweiflung. Einige Betroffene erkennen ihr Problem, können es aber nicht selbst ändern. Andere hingegen sind davon überzeugt, entstellt oder gar hässlich zu sein.
Dysmorphophobie: Ursachen und Therapie
Wissenschaftler und Psychologen zählen sowohl psychosoziale als auch biologische Faktoren zu den Auslösern einer Dysmorphophobie. So können Ursachen in der Kindheit oder aber in einer Störung des Hormonhaushalts liegen. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise ist für die nachhaltige Therapie einer Dysmorphophobie deshalb besonders wichtig.
Eine Möglichkeit ist die Hypnosetherapie. Vor allem dann, wenn die Ursachen auf Auslöser in der Kindheit hindeuten, sollten Betroffene mit diesen Erfahrungen konfrontiert werden. Wer als Kind häufig unbehütet aufwuchs oder in anderer Form vernachlässigt wurde, besitzt ein erhöhtes Risiko, eine körperdysmorphe Störung zu entwickeln.
Auch Mobbing in der Schule kann ein möglicher Auslöser für eine Dysmorphophobie sein. Das Aussehen wurde in beiden genannten Fällen zur Maßnahme für Bestätigung und Anerkennung. Zudem können ein geringes Selbstwertgefühl, Schüchternheit und Angst zu einer körperdysmorphen Störung führen.
Die Hypnosetherapie bei Dysmorphophobie führt Betroffene sanft an die Lösung des bestehenden Problems heran. Sie verändert bestehende Denkmuster und reaktiviert verdeckte Speicher für ein neues Denken. Nur wer die Auslöser der Erkrankung kennt und erkennt, kann sie aus eigener Kraft nachhaltig angehen und bewältigen.