Artikel 04/07/2022

Zähne zeigen beim Zahnarzt – oder wie wird der Tiger zur Maus

Franziskus Ritter Groenesteyn Heilpraktiker für Psychotherapie
Franziskus Ritter Groenesteyn
Heilpraktiker für Psychotherapie
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Was Menschen beim Dentisten fürchten - gefühlt

Wovor fürchten sich Menschen mehr? Vor einem weißen Tiger, der einem den Kopf zermalmen kann oder vor einer kleinen, weißen Maus, die davonläuft, wenn man kommt?

Natürlich der Tiger! Richtig?

Wenn wir zum Zahnarzt gehen, was sehen wir da? Viele spitze und scharfe Instrumente, Spritzennadeln, Rückenhakensonden, Skalpelle, Extrahierzangen, Bohrer in verschiedenen Ausführungen, Ultraschallküretten. Mit anderen Worten: viele unangenehme Gegenstände und gefühlt das Gebiss eines Tigers, eines Tigers in Weiß, der uns gleich Schmerzen zufügen wird.

Eine Wurzelbehandlung in der Wellness-Oase – geht das?

Zugegeben, eine Zahnarztbehandlung ist keine Wellnessoase. Es ist keine sanfte Massage mit wohlriechenden Ölen und Walgesängen. Doch können wir gefühlt genau dieses Wellness-Gefühl bei einem Zahnarztbesuch erleben. Frei von Angst und innerer Anspannung. Schmerzen gegenüber neutral, wie aus der Ferne wahrgenommen.

Wie soll das gehen? „Mit Hypnose!“, so Dr. Norbert Preetz vom Deutschen Institut für klinische Hypnose, mit Sitz in Magdeburg. Denn „ wenn der äußere und der innere Arzt Hand in Hand zusammenarbeiten, kannst du viel mehr erreichen.“

Warum Hypnose ein natürlicher Zustand ist

Ist Hypnose nicht gefährlich? Verliere ich dadurch nicht die Kontrolle über meinen Willen? Das sind Fragen, die sich viele Menschen stellen, ausgelöst durch Eindrücke aus der Welt der Show-Hypnose.

Um die Fragen angemessen zu beantworten, und um die Ängste, die dahinterstehen, aufzulösen, ist es wichtig, zu verstehen, was Hypnose eigentlich ist.

Nun, zunächst ist Hypnose ein ganz natürlicher Zustand, den jeder von uns mindestens zweimal täglich erlebt. Zum anderen ist Hypnose eine medizinisch und sogar kirchlich anerkannte Methode, Schmerzen zu mindern, ähnlich wie bei einer örtlichen Betäubung. Hypnotische Anästhesie wird seit kurzem auch am Universitätsklinikum Jena von Dr. Rupert Reichart erfolgreich eingesetzt, denn da „entfallen die Nebenwirkungen“.

Präoperative Hypnose in den USA schon lange im Einsatz

In Aden USA wird Hypnose von Krankenhäusern schon lange zur Vorbereitung auf schwierige Operationen wirksam eingesetzt. Leider haben Krankenversicherungen hierzulande den wirtschaftlichen Nutzen einer präoperativen Hypnotherapie noch nicht erkannt. Dennoch bieten schon über 600 Zahnarztpraxen in Deutschland ihren Patienten diese schmerzlindernde und entspannungsfördernde Dienstleistung an.

Warum viele Menschen zu lange warten

Monika, Mitte vierzig, verheiratet, Mutter von zwei Kindern, aus München, ist ein Beispiel dafür. Sie musste dringend etwas mit ihren Zähnen machen. Die alten Amalgamfüllungen haben bereits gebröckelt. Sie wollte sie durch moderne Zahnimplantate ersetzen, „weil die nicht streuen und meinen Körper nicht vergiften. Aber ich hab panische Angst vor der Spritze und vor dem Bohrgeräusch.“ Ganz zu schweigen vom knirschenden Geräusch der Extrahierzange, wenn mehrwurzelige Zähne gezogen werden. „Dieses Gefühl, allein bei dem Gedanken, verkrampft sich schon alles.“ Also hat sie die dentale Therapie immer wieder aufgeschoben.

So wie Monika geht es vielen Menschen. Oft wird eine dringend notwendige Dentalbehandlung manchmal sogar auf Jahre hinausgezögert. In einem früheren Stadium hätte man den Zahn noch retten können. So kommt es zur äußerst schmerzhaften Wurzelkanalbehandlung. Aber erst wenn der Leidensdruck groß genug ist – sprich: wenn sie eine dicke Backe haben – erst dann können sich viele Leidende notgedrungen durchringen, den Weg zum Kieferorthopäden anzutreten. Oft ist dann eine komplette Zahnsanierung erforderlich. Das muss nicht sein!

Brauche ich Hypnose auch bei Zahnreinigung?

Nicht unbedingt. Der Eingriff ist ja in der Regel nicht so schmerzhaft wie beim Bohren mit dem Fissalbohrer nah am Nerven. Dennoch verkrampfen sich viele Menschen bei der Dentalhygiene unnötig stark. Hypnose hilft auch hier. Sie ist sehr gut geeignet, um eine Ultraschall-Zahnhygiene zu einem Aufenthalt in einer gefühlten Wellnessoase zu verwandeln.

Wie und wann man in Hypnose kommt

Dazu leitet man einfach nur künstlich den Zustand ein, die man zweimal pro Tag ganz natürlich erlebt. Nämlich dieser kurze Moment vor dem Einschlafen und vor dem Aufwachen. Ein luzider Zwischenzustand, das ist Hypnose, abgeleitet von dem griechischen Wort für Schlaf „Hypnos“. Der quasi Schlafzustand wird durch sanft, in einem bestimmten Rhythmus gesprochene Worte, erzeugt. Hilfsmittel, wie Pendel oder Ähnliches bedarf es dafür nicht. Das Wort genügt. Unser Gehirn befindet sich während der Hypnose in einem angenehmen Halbwachzustand. In diesem fokussiert sich der Patient sehr stark auf die gesprochenen Worte und nimmt die Kieferbehandlung nur noch von Ferne wahr.

Per Telefon-Hypnose in den Liegestuhl

Die Hypnosesitzung muss nicht notwendigerweise erst auf dem Zahnarztstuhl stattfinden. Sie ist auch dann sehr wirksam, wenn sie am Tag zuvor per Telefon erfolgt. Durch die in der Hypnose gesetzten Suggestionen – positiv formulierte Sätze – ist es dem Patienten möglich, auf dem Behandlungsstuhl tief zu entspannen und den Mund weit zu öffnen. Und so kann der Kieferorthopäde seine Arbeit effizient tun. Der Patient ist ganz ohne Angstzustände, ohne Verkrampfung, innerlich ruhig und gefühlt weit, weit weg, an einem Strand voller Lebensgefühl, in einem Liegestuhl, eine frische Meeresbrise im Gesicht, die Sonne genießend.

Hypnose – nach Dr. Bierman

Die hypnomedizinische Methode nach Doktor Steve Bierman aus den USA, San Diego, Kalifornien stellt ein bewährtes Hypnose-Verfahren dar. Diese Form der Hypnose ermöglicht es speziell Zahnarztpatienten tiefenentspannt in die Behandlung zu gehen und hinterher von einer raschen und schmerzarmen Wundheilung zu profitieren. Oder wie Dr. Bierman es formuliert „Genesung zu fördern und außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen“.

Monika hatte sich dazu entschlossen, die Methode kennenzulernen. „Ich wusste nicht, was da auf mich zukommt, aber die Angst vor dem Zahnarzt war größer.“ Am Telefon hörte sie immer entspannter zu. Das ganze dauerte keine halbe Stunde. „War irgendwie sehr angenehm. Danach war die Angst wie weggeblasen. Das war schon irre.“

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung behält der Patient in der Hypnose die volle Kontrolle. Es ist nicht so, dass man überhaupt nichts mitbekommt. Es ist eher so wie die Hand, auf die ein Punkt gemalt ist. Im Wachzustand sehen wir die ganze Hand und alles was noch darum herum ist. Im Entspannungszustand der Hypnose sehen wir den Punkt. Das, was außerhalb des Punktes stattfindet, nehmen wir zwar wahr, aber es ist uns nicht so wichtig.

Mit Hypnose zur raschen Wundheilung

Wissenschaftlich nachgewiesen in zahllosen Studien ist auch der positive Effekt der Hypnose auf den Wundheilungsprozess. Probanden, die vor einer ärztlichen Behandlung eine Hypnosuggestion für rasche Wundheilung bekommen haben, erfreuten sich einer schneller abheilenden Wunde. Auch der Schmerzpegel war deutlich niedriger, als in der Kontrollgruppe. So gelingt ganzheitliche Wundversorgung.

Und so wird aus dem weißen Tiger eine kleine, weiße, süße Maus.

Manche Menschen haben sogar noch vor einer süßen, kleinen, weißen Maus tigergroße Ängste, aber auch das lässt sich mit Hypnose lösen.

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