Artikel 26/03/2020

Jugendpsychiatrische Krisenberatung in Zeiten des Coronavirus

Klaus Werner Heuschen Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeut
Klaus Werner Heuschen
Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeut
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Klassische Arztpraxen und Krankenhäuser arbeiten am Rande der Belastungsgrenzen. Kinder und Jugendliche - oft auch die Eltern - sitzen zu Hause. Es herrscht ein hohes Maß an Verunsicherung und Angst. In solchen Zeiten kommt es gehäuft zu Konflikten im familiären Umfeld, aber auch zu Zukunftsängsten der Kinder und Eltern. Ausgangsbeschränkungen belasten zusätzlich.

Eine Krise mit solch umfassenden Beschränkungen unserer Rechte hat Deutschland seit Jahrzehnten nicht erlebt. Die meisten Erwachsenen erinnern sich an keine vergleichbare Situation. Aber gerade für unsere Kinder – speziell die Jugendlichen und jungen Erwachsenen – ist solch eine Situation bestenfalls aus einschlägigen Onlinegames bekannt. Alle Systemanteile erleben sich derzeit als hilflos.

Einschränkungen können sich negativ auf die Psyche auswirken

Hilflosigkeit und Überforderungserleben führen beim Menschen zu unterschiedlichen gegenregulatorischen, psychischen Bewältigungsversuchen. Unsere Psyche ist darauf ausgelegt, diese belastenden Gefühle und die damit einhergehende Bedrohung möglichst rasch zu beheben. Hierfür stehen funktionale (günstige/effektive) und dysfunktionale (ungünstige/ineffektive) Strategien zur Verfügung. Zu den hilfreichen Strategien zählen z. B. emotionale Unterstützung zu suchen, Belastungen umzubewerten, sich durch Nachdenken neue Lösungswege zu überlegen, sich abzulenken und anderes.

Ungünstige Lösungsversuche sind etwa Grübeln, Rückzug, aggressives Verhalten gegen sich oder andere. Je nach Grundpersönlichkeit, emotionaler Reife, psychischen Belastungen/Störungsbildern und familiärer, wie auch schulischer Situation – aber auch der emotionalen Stabilität der Eltern – gelingt es Kinder und Jugendlichen mehr oder weniger gut, auf hilfreiche Strategien zurück zu greifen.

Welche Folgen können entstehen?

Überwiegen die dysfunktionalen Bewältigungsversuche, entsteht in der Regel eine depressive Krisensituation oder es kommt zu panikartigen Angstzuständen. Manchmal entstehen sogar Gedanken, dass das Leben keinen Sinn mehr macht. Diese Zustände lassen sich im häuslichen Umfeld meistens nicht mehr abfangen, da auch Eltern in Zeiten, wie diesen oftmals selbst sehr belastet sind, durch wirtschaftliche Sorgen umgetrieben werden.

So kann eine Psychotherapie helfen

Hier muss und kann rasch psychiatrische bzw. therapeutische Hilfe bereitgestellt werden, um emotionale Krisen zu lindern oder abzufangen. Die Staatsregierung hat alle Ärzte gebeten, speziell für Notfälle bereit zu stehen. Selbst kurze therapeutische Gespräche führen i.d.R. zu einer deutlichen Entlastung und machen Mut.

Patienten und Eltern erhalten einen neuen Blick auf eine belastende Situation und können dadurch anders damit umgehen. Es wird in solch einem Krisengespräch an einer Veränderung des Herangehens und einem Aufbau funktionaler Strategien gearbeitet. Meistens gelingt ein kleiner Fortschritt bereits im Erstgespräch, weitere Folgetermine werden bei Bedarf angeboten werden können.

Bitte nutzen Sie die Angebote der entsprechenden Praxen, ob per Videosprechstunde, im Rahmen der offenen Sprechstunde oder psychotherapeutischen Sprechstunde.

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