Artikel 15/09/2016

Produktiv arbeiten ohne Stress - ein Traumziel?

Dipl.-Päd. Christiane Meik Heilpraktiker für Psychotherapie
Dipl.-Päd. Christiane Meik
Heilpraktiker für Psychotherapie
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Wir leben in einer Leistungsgesellschaft - die meisten wollen arbeiten und dazugehören. Doch gerade hochmotivierte und leistungsorientierte Menschen, die ihre Sache gut machen wollen, halten den oft unzumutbaren Höchstleistungsanforderungen unserer Gesellschaft allzu lange stand. Diese sehr wertorientierten und verantwortungsbewussten Menschen laufen Gefahr, stressbedingt zu erkranken oder ein Burnout zu entwickeln. Ist Stress nun eine Plage unserer modernen Gesellschaft oder hat Stress auch positive Aspekte?

Positive Aspekte von Stress

Das Positive an der Stressreaktion ist die bereitgestellte Energie, die Leistung ermöglicht. Die körperliche Stressreaktion ist ein uraltes Überlebensprinzip unserer Vorfahren, das sie zur Höchstleistung befähigte.

Im Angesicht des Tigers wurde der ganze Körper in Sekunden mobilisiert. Es wurden Handlungsenergien freigesetzt, um zu kämpfen oder zu flüchten. Das Ganze musste schnell und unmittelbar erfolgen. Entspannte Zeitgenossen hätten den Tiger nicht überlebt. Die bereitgestellten Energien wurden damals abgearbeitet, danach erfolgte die Entspannung. Ein gesundes Gleichgewicht war hergestellt.

Fehlender Abbau der bereitgestellten Energien führt heute zu einer chronifizierten Über-Erregung, die auf Dauer krank macht.

Wir aktivieren diese Überlebensreaktion heutzutage in vielen alltäglichen sozialen Konflikten oder wenn wir z.B. auf der Autobahn im Stau stehen. Gesund im Sinne von einem Abbau der bereit gestellten Energie wäre sicherlich, die Leute, die uns ärgern zu meiden oder einfach wegzurennen. Das ist allerdings nicht sozial, hätte unangenehme Konsequenzen und wird daher in der Regel nicht gemacht.

Also bleiben wir auf unserer bereitgestellten Energie sitzen. Wir halten sie fest, stauen sie auf, blockieren uns. Am Ende eines Arbeitstages ist man körperlich erschöpft und geistig über-erregt.
Das ist, als hätte man beim Autofahren die Bremse und das Gas gleichzeitig bedient. Man kommt nicht voran - ein sehr anstrengender, kraftraubender und ineffektiver Zustand.

Wie kann man die Anspannung (Stress) regulieren, um weiterhin mit Freude leistungsfähig und gesund zu bleiben?

Klar, immer wieder innehalten, Pause machen, ein gutes Zeitmanagement, entspannen und Sport treiben, sind allseits bekannte und hilfreiche Möglichkeiten, die von vielen Gestressten mit mehr oder weniger Erfolg bereits praktiziert werden.

Und dennoch, die Arbeit, der volle Schreibtisch, die Informationsflut, alles ist irgendwie zu viel. Der berühmte Tunnelblick entsteht:

Im inneren Dialog redet man sich ein, dass man der Arbeit ausgeliefert sei, keine Wahlmöglichkeiten habe. Man fühlt sich als Opfer der „objektiven Sachzwänge“.

Stolpersteine des Denkens identifizieren und den Tunnelblick auflösen

Eine „Alles-egal-Mentalität“ hilft da nicht weiter. Sie benötigen ein mentales Stressmanagement, das Ihren individuellen Werten und Einstellungen gerecht wird. Manchmal kann es auch nützlich sein, einige Sichtweisen und Einstellungen zu hinterfragen.

So gibt es Stolpersteine des Denkens, sogenannte mentale Stressverstärker, die auch den individuellen Werten und Zielen im Wege stehen. Im mentalen Management gibt es einige interessante und vor allem einfache Strategien, den Tunnelblick aufzulösen und damit wieder Zugänge zur eigenen Kreativität und Handlungsfähigkeit zu schaffen.

Die Notfallstrategie (4 A Strategie) nach Prof. G. Kaluza

Nehmen wir einmal an, Sie haben einen dringenden, wichtigen Termin und sitzen im Auto im Stau, sodass Sie mit einer erheblichen Verspätung rechnen müssen. Hier helfen die vier Schritte der Notfallstrategie:

  • 1. Akzeptanz: Ok ich komme zu spät und spüre, wie mein Stresspegel ansteigt.
  • 2. Abregung: Individuell durch Atemübungen oder positive Selbstinstruktionen runterkommen, um wieder klar denken zu können und Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
  • 3. Analyse der Situation im Hinblick auf aktuelle Handlungsmöglichkeiten. Wenn Handeln möglich ist (z.B. Telefonieren), dann verschieben Sie den Termin.
  • 4. Agitation, d.h. Sie machen das, was möglich ist oder Sie überlegen sich eine Ablenkung, wenn kein Handeln möglich ist.

Das Annehmen der jeweiligen Realität ist oft das Schwierigste dabei und benötigt Übung. Hilfreich sind dabei zwei Fragen, die man sich stellen kann:

  • 1. Frage: Wer entscheidet, ob ich mich über das ärgere, was gerade passiert?
  • 2. Frage: Hilft mir der Ärger dabei, mein jeweiliges Ziel zu erreichen?

Strategische Fragen sind eine gute Methode zum Umdenken. Wir können damit Perspektivwechsel, Realitätsüberprüfungen, Ressourcenorientierung und den Blick auf das Positive aktivieren.

Gerade wenn Fehler gemacht worden sind, neigen viele Menschen dazu, sich gedanklich in Ärger und Stress hineinzusteigern. Es werden alle möglichen Folgen des Missgeschickes ausgeschmückt. Der Stress wird dadurch aufrechterhalten und verstärkt. Gerade sehr intelligente, fantasievolle Menschen können dies sehr gut. Der Tunnelblick entsteht und eine erfolgreiche Problemtrance blockiert effektive Lösungsmöglichkeiten.

Sieben einfache Fragen, um den Kopf auf neue Gedanken zu bringen, wenn Fehler oder Missgeschicke passiert sind.

  • 1. Ist es wirklich so, was spricht dafür?
  • 2. Hilft mir mein aktueller Gedanke in dieser Situation?
  • 3. Wie werde ich in einem Jahr darüber denken?
  • 4. Wie würde meine beste Freundin/bester Freund darüber denken?
  • 5. Was wäre schlimmer?
  • 6. Wie habe ich es bisher immer geschafft?
  • 7. Was kann ich daraus lernen?

Diese Fragen wirken vielleicht auf den ersten Blick banal. Jedoch haben oft die einfachsten Strategien die größte Wirkung. Manchmal reicht eine kleine Veränderung des Blickwinkels, um den Kopf auf neue lösungsorientierte Gedanken zu bringen.

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