Psychotherapie als Eigenleistung

Für eine gute Psychotherapie lohnt sich die Eigenleistung (© igor - Fotolia)

Als Patient hat man heute große Auswahl bei der Suche nach einem Psychotherapeuten. Eigentlich, denn einen von der Krankenkasse finanzierten Platz bei einem Psychotherapeuten zu finden ist in den meisten Gebieten in Deutschland mit viel Geduld verbunden. Die Wartezeiten liegen i.d.R. bei 3-12 Monaten, je nach Gebiet und Auslastung. Doch was heißt das für Sie als Patient?

Die Wahl zwischen langen Wartezeiten und Selbstzahlung

Wenn Sie merken, dass Probleme Sie belasten, Sie unter Ängsten oder Depressionen leiden, körperliche Beschwerden ohne physische Ursachen haben, Ihnen der Arzt eine Psychotherapie nahe legt, oder ähnliches - haben Sie grob gesagt 2 Optionen:

  1. Sie können hartnäckig alle Therapeuten in der Nähe und Umgebung anrufen und sich auf die Wartelisten setzen lassen. Sprechen Sie auch auf Anrufbeantworter, nenne Sie Ihre Daten, bitten Sie darum auf die Wartelisten zu kommen und um Rückruf. Vielleicht haben Sie Glück und Sie müssen nicht so lange warten. Generell gilt: Wenn Sie merken, dass Sie nicht so lange warten können, weil es Ihnen psychisch wirklich schlecht geht, gibt es immer noch die stationäre Lösung, wenn alles zu viel ist.
  2. Oder Sie investieren in sich selbst, zahlen die Therapie aus eigener Tasche. Das ist nicht ganz günstig, doch Sie erhalten in der Regel zeitnahe Hilfe und Sie entscheiden selber, zu welchem/r Therapeut/in Sie gehen. Viele Psychotherapeuten bieten auch kostenlose Vorgespräche, sodass Sie einen ersten Eindruck erhalten.

Neben z.B. psychologischen Psychotherapeuten und Psychiatern bieten auch Heilprakiker/innen für Psychotherapie verschiedene effiziente Therapieformen an. Letztere werden (noch) nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, aber von vielen Krankenzusatzversicherungen und privaten Krankenversicherungen und bieten Selbstzahlern eine tolle Alternative.

Doch warum selber zahlen?

Weil nicht nur der Körper in Schuss gehalten werden will, sondern auch die Seele manchmal Unterstützung gebrauchen kann. Es geht um Sie. Ihnen geht es nicht gut. Sie haben Themen, die Sie belasten. Wofür geben Sie alles Geld aus? Dies ist quasi ein Mini-Appell an Sie selbst. Sie gönnen sich Urlaub, Friseurbesuche, und wenn Sie ein Auto fahren, dann kommt das bestimmt regelmäßig in die Werkstatt um gewartet zu werden. Wenn es seltsame Geräusche macht (Symptome zeigt), bringen Sie es in die Werkstatt. Was ist, wenn Sie persönlich Symptome zeigen?

In Amerika ist der bezahlte Gang zum Therapeuten schon fast ein „Must-have“ und gesellschaftlich längst anerkannt. Hier wurde erkannt, dass die Seelenhygiene ein wichtiger Bestandteil im Gesamtkonzept zu einem zufriedenen Leben ist. Und auch hier in Deutschland geht der Trend in diese Richtung. Entscheiden Sie einfach, was sich für Sie richtig anfühlt. Nehmen Sie Kontakt mit den verschiedenen Therapeuten/innen auf und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl.

Und für die, die sich wirklich keine Therapie leisten können, da finanziell wirklich kein Spielraum da ist: Seien Sie hartnäckig, lassen Sie sich überall auf Wartelisten setzen, rufen Sie auch Therapeuten mit ein wenig längerer Anfahrtszeit an. Und ein letzter Tipp: Einige Therapeuten bieten auch einige Sozialtarifplätze an, das bedeutet, dass Sie entweder ein deutlich reduziertes Honorar bezahlen oder in seltenen Fällen sogar statt Geld etwas anderes als Gegenleistung erbringen, z.B. etwas machen oder erstellen, dass Sie gut können.

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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Kommentare (14)

Cathrin L., 20.02.2019 - 21:03 Uhr

Meine Krankenkasse hat mir heute die Info gegeben, daß es den Antrag auf Kostenerstattungsverfahren nicht mehr gibt.

Bettina, 19.11.2015 - 13:24 Uhr

Es gibt sicher auch Psychotherapeuten, die gut sind und trotzdem nicht so lange Wartezeiten haben. Ich wohne eher ländlich und weiß, dass es in der Umgebung von Borken/Westfalen Therapeuten mit nicht langer Wartezeit gibt.

Antwort von Sonja Lang, verfasst am 31.05.2017

Ja, der Artikel bezieht sich auf das Ruhrgebiet. Auch Hartnäckigkeit (Anrufe bei vielen Therapeuten, bitte um Rückruf, setzenlassen auf Warteliste) kann sehr gut helfen. Neuerdings helfen auch Krankenkassen bei der Platzsuche, wenn man aktiv darum bittet.

P.S., 20.10.2015 - 14:14 Uhr

Ergänzend ist sicher noch zu sagen, dass die Krankenkassen auch einen Heilpraktiker zahlen. Voraussetzungen: Wenn man mehrere Kassentherapeuten angerufen hat, die aber alle eine zu lange Wartezeit haben (mind. drei Monate). Nähere Informationen bekommt man bei seiner Krankenkasse. So war es bei mir. Schade das es nicht in dem Artikel erwähnt wurde.

Antwort von Sonja Lang, verfasst am 31.05.2017

Das sogenannte Kostenerstattungsverfahren gilt für Psychologen mit Ausbildung in einem Standardtherapieverfahren, ohne vorhandenen Kassensitz. Heilpraktiker werden tatsächlich so gut wie nie bewilligt. Wenn sich das mittlerweile geändert haben sollte, wäre das aber natürlich sehr wünschenswert.

Peter, 28.09.2015 - 20:21 Uhr

Als Heilpraktiker muss man nachweisen, dass man keine Gefahr für die Volksgesundheit darstellt. Dies geschieht durch eine Prüfung des zuständigen Gesundheitsamtes. Eine einheitliche Richtlinie, wie und was da geprüft wird, existiert nicht. Insofern bleibt es jedem Heilpraktiker selbst überlassen, ob und wie er Wissen erwirbt, denn streng genommen ist nach dem deutschen Gesetzen sogar verboten Heilpraktiker auszubilden. Formal gesehen erhalten Sie bei bestandener Prüfung die Approbation, also die Erlaubnis Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln. Weitere Einschränkungen, insbesondere den Nachweis zu erbringen, dass die Behandlung auch Aussicht auf Erfolg hat, bestehen für Sie nicht. Sie dürfen machen, was sie wollen und können es Behandlung nennen, ohne sich strafbar zu machen. Das ist die Faktenlage. Ob Sie das, was Sie mit Ihren Patienten machen auf der Grundlage einer soliden Ausbildung beruht ist die Frage. Dazu zählt bei Psychotherapeuten das Kennen der ICD-10-Diagnosen im Gegensatz zu einer begründeten Vermutung, worunter der Patient leidet, was lediglich ihrer persönlichen Selbsteinschätzung geschuldet bleibt. Insofern bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass Sie keine solide Ausbildung hätten, aber dies in Umfang und Dauer irgendwie mit einem 6 jährigen Hochschulstudium und anschließender 5 jähriger Ausbildung unter ständiger ärztlicher Aufsicht gleichsetzen zu wollen, grenzt für mich persönlich gefährlich Größenwahn und Omnipotenzdenken.

Katja, 10.09.2015 - 13:46 Uhr

Danke für den Hinweis, ich vermisse darin allerdings die Option der Kostenerstattung. Das wäre doch, auch wenn eventuell nicht leicht durchzusetzen, auch noch eine Möglichkeit. Da die Krankenkassen, wenn die Wartezeiten zu lange dauern (und 3 Monate ist ja hier, wenn auch schon viel zu lang, eher von 6 -12 Monaten längst übertroffen), dazu verpflichtet sind einen Therapeuten in einer zumutbaren Zeit (der bei 6 Wochen liegt) zu nennen, was sicher nicht möglich sein wird, könnte dann ein Antrag auf eben genannte Erstattung zum Ziel einer zeitnahen Behandlung führen. Ich bin selber mit einer Zwangserkrankung betroffen und weiß, wie viel zusätzliches Leid es mit sich bringt, Hilfe zu benötigen und diese dann nicht zu bekommen, das ist grausam, zumal man immer darum kämpfen muss und durch die Erkrankung so weit davon entfernt ist, die nötige Stärke dafür zu haben. Daher finde ich den Weg einer Kostenerstattung auf jeden Fall erwähnenswert und einen Versuch wert. Vielen Dank und herzlichen Gruß!

K., 18.08.2015 - 08:14 Uhr

Sehr geehrte Insrentin, wie kommen Sie darauf, dass es den Therapeuten nur um Geld geht? Ich glaube eher, dass dieses das kleinere Problem praktizierender Psychotherapeuten ist (hohe Frequentierungen der Patienten). Da ist wohl eher der Heilpraktiker drauf angewiesen, der ja ausschließlich Selbstzahler behandelt. Übrigens sind Psychologen auch menschlich, dass ist sogar deren Job. Ein Therapeut verlangt natürlich auch etwas von seinem Patienten. Überprüfebn Sie bitte, was Sie tatsächlich an Ihrem Therapeuten/tin gestört hat. Mit freundlichen Grüssen K.

Sandra, 13.08.2015 - 12:38 Uhr

Was soll ich mit einem Therapeuten der mich zwar schnell behandelt, dem es aber in erster Linie nur ums Geld geht? Da warte ich doch lieber ein paar Monate und gehe dann zu jemandem der seinen Beruf wirklich aus Interesse am Menschen macht.

K., 13.08.2015 - 09:19 Uhr

Sehr geehrte Frau Lang, Sie nehmen nicht gezielt Bezug auf meine Kommentierung. Es geht um Schädigung der Gesundheit, in diesem Fall der Seele. Diese Patienten stehen unter z.T. hochkarätiger Medikation, die ärztliche Kompetenz erfordert. Also bitte gestehen Sie sich ein, dass Sie da auch nicht ganz ehrlich zu sich selbst sind und sich doch eher überschätzen. Das ist ja auch das Problem, dass manche Heilpraktiker sich mit Ärzten gleichgestellt fühlen.Sie sind es aber nicht. Auch der wissenschaftliche Beirat für Psychotherapie ist dafür da, ihr Verfahren als nicht wissenschaftlich zu verwerfen. Es geht also nicht darum, ob Sie eine Ausbildung haben oder nicht, sondern um wisssenschaftliche Anerkennung. Das ist der wichtige Aspekt, finde ich, den Patienten auch zu Recht wissen dürfen. Es ist wohl eher Glaube, der - wenn überhaupt - hilft. Ich schreibe übrigens diesen Kommentar zum Wohle unserer Patientenschaft, um diese zu schützen. Es ist übrigens heute ein Leichtes mit diesem Klientel schnell Geld zu machen, zumal Psychotherapeuten hoffnungsvoll überfüllt sind. Deshalb noch einmal den Appell an alle Patienten. Sie können auch Psychotherapeuten durch das Kostenerstattungsverfahren bekommen. Oder suchen Sie sich einen Psychotherapeuten der Sozialtarife, Tauschgeschäfte etc. anbietet. Man gibt häufig so viel Geld für anderes aus. Erkundigen muss man sich im Internet oder bei den Krankenkassen. dann sind Sie auf der richtigen Seite. Einen schönen Tag Ihnen.

K., 12.08.2015 - 10:33 Uhr

Sehr geehrte Frau Lang, ich bin Psychologische Psychotherapeutin und habe sehr schlechte Erfahrungen mit Heilpraktikern/Psychotherapie gemacht. Dieses Berufsbild hat nun mal keine Approbation, die notwendig ist, Störungen mit Krankheitswert zu behandeln. Ein Patient hat das Recht der "Nichtschädigung", dieses sehe ich in ihrem Berufsbild als nicht gegeben.

Antwort von Sonja Lang, verfasst am 12.08.2015

Liebe K. Schade, dass Sie persönlich schlechte Erfahrungen mit Heilpraktikern für Psychotherapie gemacht haben. Auch mir berichten Patienten zum Teil Horrorstorys über approbierte psychologische Psychotherapeuten, Neurologen bzw Psychiatern, etc. Nochmal betont: Schwarze Schafe gibt es in jeder Berufsgruppe. Eine Approbation scheint wohl nicht das einzige, rechte Maß zu sein um festzustellen, ob ein Therapeut die nötigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie besitzt. Heilpraktiker für Psychotherapie haben die gleichen Krankheitsbilder studiert und eine Prüfung abgelegt die zeigt, dass sie in der Lage sind zu unterscheiden, ob hier ein Krankheitsbild vorliegt, wo sie therapeutisch tätig werden dürfen oder nur in Zusammenarbeit mit einem Neurologen o.ä. als Begleitung oder eben auch gar nicht. Auch wenn Sie persönlich schlechte Erfahrungen gemacht haben, pauschalisieren bringt hier niemandem etwas und eine ganze Berufsgruppe deswegen zu degradieren halte ich ebenfalls für nicht hilfreich. Freundliche Grüße aus Essen Sonja Lang

C., 31.07.2015 - 15:16 Uhr

Sehr geehrte(r) Verfasser(in) dieser Empfehlung, wenn Sie "Heilpraktiker für Psychotherapie" empfehlen, als Alternative zu Ärzten: Sind Sie darüber im Klaren, dass Erstgenannte eine nur dreimonatige Ausbildung machen brauchen, um ihren Titel so führen zu dürfen? Jeder kann in drei Monaten dorthinkommen - ob es eine Alternative ist, ist fraglich. Ich spreche auch für Alternativen zur Schulmedizin - nur, was die persönliche Erfahrung im Beraten bzw. Betreuuen in einer Krise angeht, habe ich starke Zweifel, dass "Heilpraktiker für Psychotherapie" mit ihrer dreimonatigen "Ausbildung" wirklich geeignet sind, als Alternative zu Ärzten für Psychotherapie genannt zu werden. Es wäre schön, wenn Sie darauf hinweisen würden. Viele Personen kennen sicher nicht die Basis dieser Ausbildung und gehen einfach "blind" hin. Mit Interesse an guter Aufklärung und Information für Personen, die auf der Suche nach solcher sind und vielleicht in z.T. argen Krisen verbleibe ich mit freundlichem Gruss.

Antwort von Sonja Lang, verfasst am 03.08.2015

Danke für diesen Kommentar. Leider liegt hier bei Ihnen ein Irrtum vor. Heilpraktiker für Psychotherapie werden vom Gesundheitsamt einer (Über-)Prüfung unterzogen, hierzu werden oft Kurse zum Auffrischen der Krankheitsbilder angeboten, die nur wenige Wochen gehen. Hier hat wahrscheinlich Ihre Idee der "3-monatigen Ausbildung" ihren Ursprung. Eine Ausbildung zum HP Psych (nur das Erlernen der Krankheitsbilder nach ICD 10, Richtlinien etc.) umfasst meistens ca. 2 Jahre. Dazu kommen die jeweiligen Ausbildungen in den angebotenen Therapieverfahren, die von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren betragen kann. Schwarze Schafe mag es in jedem Beruf geben, ich hoffe, dass dem Kommentator (m/w) eine solche Begegnung nicht passiert ist, jedoch halte ich im Allgemeinen Heilpraktiker für Psychotherapie tatsächlich für eine sehr gut angebrachte Alternative, da diese sich (eben weil sie meistens mit Privatpatienten bzw. Selbstzahler arbeiten) viel um Weiterbildungen und Fortbildungen kümmern. Auch hier mag es Ausnahmen geben, aber die gibt es auch bei Psychotherapeuten mit Kassenzulassung. Für Patienten gilt der Ratschlag: Informieren Sie sich über die Ausbildung Ihres Therapeuten/ Ihrer Therapeutin (egal ob über Krankenkasse oder selbst finanziert). Nutzen Sie die Möglichkeit um Vorgespräche zu führen. Freundlich grüßt Sie Sonja Lang Heilpraktikerin für Psychotherapie aus Essen(NRW)

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