Artikel 21/03/2018

Ist die Zeckenimpfung sinnvoll - ja oder nein?

Dr. med. Marion Moers-Carpi Privatpraxis Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
Dr. med. Marion Moers-Carpi Privatpraxis
Hautarzt (Dermatologe), Allergologe
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Frühling macht einfach gute Laune! Endlich wieder Sonne tanken, die aufblühende Natur beim Spaziergang oder Wandern erleben, im Garten arbeiten, mit den Kindern auf dem Spielplatz toben oder auch das Handicap auf dem Golfplatz verbessern - für viele Menschen ist Frühling die schönste Zeit des Jahres. Allerdings erwachen mit der Natur auch einige Tierchen, die uns unter Umständen schaden können. Dazu gehören zum Beispiel Zecken. Gegen diese Plagegeister soll die Zeckenimpfung schützen. Doch sie wird immer wieder kontrovers diskutiert und ihr Nutzen angezweifelt. Deshalb möchten wir hier einige Informationen geben und aufklären, für wen die Impfung sinnvoll ist.

Was ist die Zeckenimpfung und wogegen schützt sie?

Die Bezeichnung „Zeckenimpfung“ ist im Prinzip nicht korrekt, denn die Impfung schützt nicht gegen die Tiere an sich und auch nicht gegen ihre Stiche. Aber sie schützt gegen eine der Krankheiten, die durch Zeckenstiche übertragen werden: die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME.

Dabei handelt es sich um einen Virus, der Schäden im zentralen Nervensystem verursachen kann. Deshalb heißt die Impfung auch FSME-Impfung. Sie macht durchaus Sinn, denn wenn die FSME erst einmal ausgebrochen ist, gibt es kein Medikament dagegen. Zecken übertragen darüber hinaus allerdings auch Bakterien, die Borreliose verursachen. Hier ist es umgekehrt. Es gibt viele verschiedene Arten von Borrelien, aber leider noch keinen Impfstoff, der davor schützt. Dafür kann die Borreliose mit Antibiotika gut behandelt werden.

Wer ist gefährdet?

Grundsätzlich ist jeder gefährdet, der sich gerne im Freien aufhält - übrigens nicht nur im Wald. Denn die kleinen Blutsauger lassen sich im Gegensatz zum weitverbreiteten Irrglauben nicht von Bäumen auf ihre Wirte „herunterfallen“. Sie leben eher im hohen Gras, im Unterholz oder im feuchten Laub. Das heißt, man kann sich auch beim Picknicken oder auf dem Golfplatz einen Zeckenstich zuziehen.

Hierzulande ist besonders der süddeutsche Raum betroffen. Aber Zecken leben auch in anderen Regionen Deutschlands und kommen außerdem in vielen Urlaubsländern vor.

Was kann die Zecken fernhalten?

Sie können selbst einiges tun, um sich die kleinen Blutsauger vom Leib zu halten. Hier einige Tipps:

  • Meiden Sie hohes Gras, Unterholz und Laubstreu.
  • Zecken klettern nicht besonders hoch. Deshalb klammern sie sich gerne an Hosenbeinen fest und suchen sich von hier aus ihren Weg zur Haut. Tragen Sie darum auch bei warmen Temperaturen lange Ärmel und Hosen. Am besten ziehen Sie dazu noch die Socken über die Hosenbeine. Auch Gummistiefel können ein Hindernis für Zecken darstellen.
  • Bevorzugen Sie helle Kleidung, denn darauf können Sie Zecken besser erkennen.
  • Verwenden Sie Insektenschutzmittel, sogenannte Repellentien. Die helfen nicht nur gegen Stechmücken, sondern auch gegen Zecken. Wichtig: regelmäßig auffrischen!
  • Nach dem Aufenthalt im Freien: Suchen Sie Ihre ganze Haut nach Zecken ab. Achten Sie dabei besonders auf Kniekehlen, Bauch- und Brustbereich und den Schritt! Bei kleinen Kindern sind außerdem Kopf, Nacken und Haaransatz besonders oft betroffen.

Was passiert bei der Impfung?

Der HausarztKinderarzt oder Dermatologe injiziert abgetötete FSME-Viren. Daraufhin produziert das Immunsystem Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper. Wenn durch einen Zeckenstich erneut FSME-Viren in den Körper gelangen, erkennt und zerstört sie das Immunsystem. So können sie keinen Schaden mehr anrichten. Die Impfung wird normalerweise sehr gut vertragen. Mit Nebenwirkungen ist kaum zu rechnen.

Wann und wie oft soll ich mich impfen lassen?

Eine Grundimmunisierung gegen FSME können Sie jederzeit beginnen, auch im Frühjahr noch, wenn die ersten Zecken schon unterwegs sind. Für einen vollständigen Impfschutz sind allerdings drei Termine über mehrere Monate verteilt notwendig. Deshalb empfehlen wir, bereits im Winter mit den Impfungen zu starten. Dann haben Sie rechtzeitig zur „Zecken-Saison“ einen Langzeitschutz aufgebaut.

Was tun, wenn ich einen Zeckenstich habe?

Das Internet ist voll von wilden Ratschlägen, die oft mehr Schaden anrichten, als zu nutzen. Keinesfalls sollten sie die Zecke abbrennen oder mit Öl, Benzin oder Nagellackentferner beträufeln, wie man oft liest. Wichtig ist, dass Sie schnell reagieren, wenn Sie eine saugende Zecke entdecken. Denn die FSME-Viren werden sofort nach dem Stich übertragen. Die Infektion mit Borrelien dauert zwischen zwölf und vierundzwanzig Stunden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Zecke zu entfernen - von der Zeckenkarte übers Zeckenlasso bis zum Fingernagel. Am besten und sichersten wird die Zecke unserer Meinung nach mit einer speziellen Zeckenpinzette aus der Apotheke entfernt.

  • Greifen Sie die Zecke nahe an der Haut und ziehen Sie sie langsam und vorsichtig heraus. Bitte nicht quetschen oder drehen, denn Zecken haben kein „Gewinde“, wie viele glauben.
  • Bleiben Sie ruhig, wenn es nicht gleich klappt. Manchmal braucht man mehrere Versuche, bis man eine saugende Zecke entfernt hat.
  • Desinfizieren Sie die Stelle, nachdem die Zecke entfernt wurde, mit einer jodhaltigen Salbe oder mit Alkohol.
  • Es klingt vielleicht barbarisch, ist aber die wirkungsvollste Methode zur Entsorgung entfernter Zecken: Wickeln Sie die Zecke anschließend in ein Stück Papier und zerdrücken Sie sie mit einem harten Gegenstand, wie zum Beispiel einem Glas. Sie sollten nicht mit den Körperflüssigkeiten der Zecke in Kontakt kommen.
  • Wichtig: Wenn Sie die Zecke nicht vollständig entfernen konnten oder unsicher sind, gehen Sie bitte sofort zum Arzt. Das gilt ebenfalls, wenn eine eventuelle Rötung der Einstichstelle andauert oder sich ausbreitet. Auch eine Schwellung, Schmerzen, Pochen, Fieber und Gliederschmerzen sind Alarmzeichen.

Kommt die Krankenkasse für die Zeckenimpfung auf?

Ja! Wenn Sie in einem Risikogebiet wohnen oder eine Reise in ein Risikogebiet innerhalb Deutschlands planen, haben Sie als gesetzlich versicherter Patient einen Anspruch auf die FSME-Impfung. Auch wenn Sie in ausländische FSME-Risikogebiete reisen möchten, werden die Impfkosten von den meisten Krankenkassen übernommen. Fragen lohnt sich also!

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