Artikel 22/10/2017

Das ISG-Syndrom - Wie kann das qualvolle Phantom behandelt werden?

Team jameda
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Durch seine zentrale Lage kann das ISG bei einer Blockierung in vielen Bereichen Schmerzen auslösen. Wie kann es behandelt werden?

Das Iliosakralgelenk (ISG) liegt zwischen Becken und Kreuzbein. Es ist am Gesäß leicht tastbar, da es die einzige Stelle ist, die nicht von Muskeln überdeckt ist. Normalerweise ist es durch starke Bänder fest verzurrt. Das ist auch notwendig, weil die Wirbelsäule auf dem Kreuzbein mit dem gesamten Körpergewicht lastet und die Hüfte am Becken sitzt. Entzündungen können in vielen Körperteilen Druckschmerz auslösen.

Wie äußert sich das ISG-Syndrom?

Klassisch ist ein Druckschmerz am Gesäß über dem ISG. Aber auch in die untere Wirbelsäule, die Leiste, die Seiten am Oberschenkel und bis hinab in den Fuß kann der Schmerz ziehen, weil die S1-Wurzel direkt unter dem ISG hindurchzieht und bei einer Entzündung mitgereizt werden kann. Deswegen ist die Differentialdiagnose schwierig.

Im MRT und CT zeigen sich oft erst spät Veränderungen. Die Patienten fallen dadurch auf, dass sie versuchen, die Gesäßhälfte beim Sitzen zu entlasten und schräg zu sitzen. Auch Drehbewegungen im Bett schmerzen.

Wie kann das ISG-Syndrom behandelt werden?

Das ISG-Syndrom schmerzt sowohl in Ruhe als auch bei Bewegung. Anfänglich helfen manuelle Therapie und Triggertherapie sehr gut. Auch Akupunktur und Muskelentspannungen sind gute Mittel. Oft wissen die Patienten selbst, wie sie sich verrenken müssen, um das Gelenk wieder zu deblockieren. Ansonsten ist die ISG-Therapie auch eine Domäne für gute Chirotherapeuten.

Je mehr sich die Ursache der Schmerzen von der Muskelverkrampfung zum Gelenkschmerz verändert, desto therapieresistenter werden die Schmerzen. Infiltrationen oder die Thermokoagulation können dann lokal helfen, wobei sie nur die äußere Kante der großen ISG-Flächen erreichen.

Welche Behandlungen helfen beim chronischen ISG-Syndrom?

Wenn es nicht mehr gelingt, das ISG von der Blockade zu befreien, kann sich eine Resistenz gegen die Therapie entwickeln. Dann besteht eine chronische Entzündung im ISG, die auch auf Kortison nicht mehr anspricht. In diesen Fällen kann man eine Spreizschraube einsetzen, die den Knochen erst auseinanderdrückt, um dann für eine knöcherne Durchbauung des ISG zu sorgen.

Die Nachteile sind, dass der Patient sechs Wochen Gehstützen braucht und die Verknöcherung manchmal ausbleibt. Mit der Zeit sinkt die Schraube dann in den weichen Beckenknochen ein und die Spreizung geht wieder verloren.

Bei einer neuen minimalinvasiven Methode werden über einen seitlichen Schnitt von ca. zwei Zentimeter zwei bis drei Schrauben über einen Führungsdraht gesetzt, die das ISG sofort stabilisieren, so dass es der Patient auch sofort wieder belasten kann. Die Schrauben sind mit Hydroxyapatit beschichtet, so dass der Knochen extrem schnell anwächst. Der Eingriff dauert ca. 30-60 Minuten.

Da man minimal-invasiv durch die Gesäßmuskulatur hindurchgeht, hat der Patient nach der Operation das Gefühl wie nach einem „Pferdekuss“. Es handelt sich dabei um ein Hämatom im Muskel, dass sich nach einiger Zeit wieder auflöst. Eine Drainage wird aber nur selten benötigt. Nach wenigen Tagen kann der Patient die Klinik wieder verlassen.

Mit dieser neuen OP-Methode kann den Patienten mit chronischem und therapieresistentem ISG-Syndrom endlich effektiv geholfen werden.

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