Artikel 14/10/2017

Beidseitiger Hüftgelenkersatz in nur einer Operation mit der AMIS-Technik

Prof. Dr. med. Hans Gollwitzer Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
Prof. Dr. med. Hans Gollwitzer
Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
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Patienten mit beidseitig fortgeschrittener Hüftarthrose stehen vor besonderen Herausforderungen. Werden beide Hüftgelenke nacheinander ersetzt, so müssen die Patienten mit langen Ausfallzeiten und einer langen Rehabilitationsphase rechnen. Nach der Operation der ersten Seite kommen die Patienten häufig noch nicht besser zurecht. Es werden zwei Krankenhausaufenthalte und zwei Anschlussheilbehandlungen notwendig. Patienten scheuen diese Schritte häufig und nehmen dadurch starke Einschränkungen der Lebensqualität in Kauf. Die Rehabilitationsfähigkeit ist nach der ersten Hüftprothesenoperation deutlich eingeschränkt, da die noch nicht operierte Hüfte eine ungleichmäßige Belastung verursacht.

Werden beide Operationen kurz nacheinander durchgeführt, so besteht aufgrund der wiederholten Belastung durch Narkose und Operation ein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen.
Insofern ist bei Patienten mit beidseitiger Hüftarthrose der simultane beidseitige Gelenkersatz sinnvoll.

Was sind die Vorteile der beidseitigen Hüftprothesenimplantation?

Die Vorteile der simultanen beidseitigen Hüftprothesenoperation im Vergleich zu zwei einzelnen Operationen liegen auf der Hand: In erster Linie verkürzt sich der Krankenhausaufenthalt, da es nur eine Operation gibt. Auch die Rehabilitation verläuft wesentlich schneller, da die Anschlussheilbehandlung insgesamt nur einmal durchlaufen werden muss. Wird die Operation mit einer muskel- und gewebeschonenden Technik durchgeführt, wie mit der AMIS-Technik, so sind die Patienten meist wenige Tage nach der Operation wieder selbständig auf den Beinen und ähnlich mobil wie Patienten mit nur einer operierten Seite.

Gerade bei fortgeschrittenen Arthrosen können unmittelbar nach der Operation bereits beide Hüften trainiert und Einsteifungen effizient behandelt werden. Dadurch sind letztendlich auch bessere Ergebnisse zu erwarten. Nicht zuletzt werden Risiken für das Herz- und Kreislaufsystem und für das Gedächtnis durch zwei aufeinander folgende Narkosen vermieden.

Was sind die Voraussetzungen für einen beiderseitigen Ersatz des Hüftgelenkes?

Notwendige Voraussetzungen sind eine schonende Operationstechnik und ein ausreichend guter Gesundheitszustand des Patienten ohne schwere Herz- und Kreislauferkrankungen. Künstliche Hüftgelenke werden meist mit der sogenannten AMIS-Technik eingesetzt, wobei AMIS für „Anterior Minimally Invasive Surgery“ steht.

Dabei wird der Zugang zur Hüfte minimal-invasiv von vorne angelegt, um Hüftprothesen besonders gewebeschonend einsetzen zu können. Der vordere Zugang stellt den kürzesten Weg zum Hüftgelenk dar, weshalb der Operateur bei der AMIS-Technik trotz des minimal-invasiven Operierens eine sehr gute Übersicht hat.

Neben der schonenden Operationstechnik sind auch Faktoren von wichtiger Bedeutung, die mit den Patienten zusammenhängen. Patienten, die sich für eine simultane beidseitige Hüftprothese entscheiden, sollten keine schweren Vorerkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems oder andere schwere Vorerkrankungen wie eine ausgeprägte Niereninsuffizienz haben. Schwere Vorerkrankungen stellen auch beim einseitigen Hüftgelenkersatz mögliche Gründe gegen ein künstliches Hüftgelenk dar.

Bestehen besondere Risiken bei einer beidseitigen Hüftprothesenimplantation?

Um das Komplikationsrisiko bei beidseitiger simultaner Hüftprothesenoperation einschätzen zu können, liegen zuverlässige und belastbare Daten von vielen tausend Patienten vor. Daraus kann man ablesen, dass das Komplikationsrisiko bei Patienten mit simultaner beidseitiger Hüftprothese nicht höher als bei Patienten ist, bei denen zwei Operationen in zeitlichem Abstand durchgeführt wurden. Natürlich vorausgesetzt, dass sich die Patienten in einem guten Gesundheitszustand befinden.

Zudem ergeben sich aus den Daten klare Hinweise, dass die Risiken für bestimmte Komplikationen, wie beispielsweise das Infektionsrisiko oder das Risiko für Thrombosen bei der simultanen Operation sogar niedriger als bei zwei einzelnen Eingriffen anzusiedeln sind.

Um die Komplikationsrate zu verringern, wird bei allen Patienten vor der Operation eine Risikoabschätzung durchgeführt. Dabei werden die Risikofaktoren konsequent optimiert. Eine gründliche Operationsvorbereitung und Risikoabschätzung hat auch im eigenen Patientenkollektiv die Erfahrung bestätigt, dass die beiderseitige simultane Hüft-TEP-Implantation mit der AMIS-Technik sicher durchgeführt werden kann.

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