Artikel 19/11/2018

Minimalinvasive Nasenkorrektur ohne OP: So funktionieren Fadentechnik und Hyaluronsäure-Injektionen

Dr. med. Robin Deb Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
Dr. med. Robin Deb
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
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Eine zu große Nase, ein Höcker oder eine zu breite oder hängende Spitze werden oft als Schönheitsmakel wahrgenommen.

Neben der klassischen Operation stehen heute auch sanftere Methoden zur Verfügung, die Nase optisch zu verbessern und sie so harmonischer in das Gesicht zu integrieren.

Relativ bekannt ist die minimalinvasive Nasenkorrektur mit Hyaluronsäurefillern. Eine neuere, noch unbekannte Methode ist die Nasenkorrektur mithilfe der Fadentechnik, das sogenannte Fadenlifting.

Was genau versteht man unter einer minimalinvasiven Nasenkorrektur?

„Minimalinvasiv’ bedeutet zunächst „wenig traumatisierend“. In diesem Fall also keine operative Korrektur der Nase in Vollnarkose, bei der Knochen, Haut und Knorpel modifiziert werden.

Eine minimalinvasive Nasenkorrektur wird ambulant durchgeführt. Dabei stehen uns zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen werden Hyaluronsäurefiller in die Nase eingebracht. Damit bewirkt man, dass gewisse Erscheinungsformen wie Höcker oder eine hängende Nasenspitze gefälliger aussehen. Sie werden nicht nur kaschiert, sondern auch sichtbar beseitigt.

Eine noch relativ neue Methode ist die Nasenkorrektur mit Fäden. Sie kann die Nasenspitze anheben und auch verschmälern.

Beide Methoden sind sehr effektiv und können einem Patienten unter Umständen eine größere Nasenoperation ersparen.

Welche Nasenformen lassen sich minimalinvasiv korrigieren?

Mit einer Hyaluronsäure-Unterspritzung lassen sich Nasenhöcker sehr schön verbessern. Auch Dellen auf dem Nasenrücken, die durch das ständige Tragen einer Brille entstehen, lassen sich gut ausgleichen, ebenso wie Nasen, die „zu lang“ sind und teilweise über die Oberlippe „ragen“.

In diesen Fällen ist der Nasolabialwinkel, also der Winkel zwischen Nasenunterseite und der Oberlippe, relativ spitz. Durch die Injektion von Hyaluronsäure hebt sich die Nasenspitze leicht und das Profil kann so sichtbar verbessert werden.

Mit dem Fadenlifting hat man ein etwas breiteres Behandlungsspektrum. So kann man eine breite Spitze verschmälern oder eine knollige Nase sichtbar feiner akzentuieren. Es lässt sich also ein harmonischeres Gesamtbild des Gesichtes erreichen.

Ob eine minimalinvasive Nasenkorrektur überhaupt das gewünschte ästhetische Ergebnis bringen kann, hängt aber natürlich sehr stark vom individuellen Befund ab.

Macht eine Unterspritzung mit Hyaluronsäure die Nase nicht noch größer?

Das ist genau die Angst, die die allermeisten Patienten haben, wenn das Thema auf eine Hyaluronsäurekorrektur kommt.

Bei der Nase ist aber nicht das Entscheidende, wie groß die einzelnen Segmente sind, sondern wie das Verhältnis der einzelnen Regionen der Nase zueinander ist. Je nachdem, wie sie miteinander harmonieren, wirkt das Gesamtbild stimmiger. Deswegen kann eine Nase nach der Injektion von einem Milliliter Hyaluronsäure kleiner aussehen als vorher.

Das Auge nimmt die Nase als Bestandteil des Gesichtes wahr. Wenn aber gewisse Teile hervorstechen, wie z. B. ein Höcker, dann wirkt das sehr dominant. Die Nase kann groß aussehen - mithilfe der Harmonisierung durch die Hyaluronsäure wirkt sie aber auf einmal kleiner.

Muss eine Nasenkorrektur mit Hyaluronsäure immer wieder durchgeführt werden?

Die Behandlung kann beliebig häufig wiederholt werden. Dass die Hyaluronsäure mit der Zeit abgebaut wird, ist ein Umstand, den viele Patienten auch als vorteilhaft empfinden. Denn so können sie erst einmal relativ risikolos sehen, wie die Nase wirkt.

Die Haltbarkeit der Hyaluronsäure hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie wird durch die Unterspritzungstechnik, das Material, die behandelte Stelle und natürlich vom Stoffwechsel des Patienten beeinflusst.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Ergebnisse einer Nasenkorrektur mit Hyaluronsäure etwa zehn bis zwölf Monate halten. Es gibt aber auch Patienten, bei denen die Ergebnisse deutlich länger sichtbar sind.

Wie verhält es sich mit den Fäden?

Die Fäden werden sich nicht auflösen. Das so erreichte Ergebnis ist sozusagen mehr oder weniger permanent.

Wenn die Fäden sehr stark angezogen werden, können sie sich aber auch durch das Gewebe arbeiten, d. h. ihre Zugkraft verlieren. Dann kann sich die Nasenspitze auch wieder leicht verbreitern oder absinken. Je nach Befund werden die Fäden dann auch doppelt gelegt. In aller Regel kann man aber davon ausgehen, dass sich die Nase in dieser Position stabilisiert.

Die Fäden verwenden Ärzte auch für Operationen im Hautniveau oder im Körper. Aus gegebenem Grund ist dieses Material nicht auflösbar und kann aber bei Bedarf natürlich entfernt werden.

Was kann ich tun, wenn ich mit dem Ergebnis unzufrieden bin?

Wenn ein Patient wirklich unzufrieden mit dem Ergebnis ist, kann man den Faden unproblematisch wieder durchtrennen oder sogar ziehen. Bei einem Fadenlift kann es passieren, dass sich die Nase in der korrigierten Position stabilisiert. Eigentlich ist das auch genau der Effekt, den man sich wünscht.

Wenn Patienten wie vor dem Eingriff aussehen möchten, kann der Arzt zunächst einmal den Faden entfernen und dann schauen, wie sich das Bild über die nächsten Monate entwickelt. In aller Regel wird die Nase in die alte Position zurückgehen.

Es kann aber auch sein, dass die Korrektur nicht vollständig umkehrbar ist. Bei Patienten, die sichergehen wollen, dass es wirklich ein möglichst dauerhaftes Ergebnis gibt, können die Fäden in Kombination mit einem sehr kleinen Naseneingriff in örtlicher Betäubung gelegt werden. Dann verklebt das Gewebe besser in der gewünschten Position.

Gibt es Fremdkörperreaktionen?

Theoretisch kann sich jedes Material, auch jeder Faden, der in den Körper eingebracht wird, infizieren oder Entzündungen hervorrufen. Bei den Unterspritzungsmaterialien ist das eher selten, vor allem, wenn der Arzt zertifizierte Produkte benutzt, die ihre Sicherheit in Studien bewiesen haben.

Ich persönlich habe Infektionen in diesem Bereich noch nicht erlebt und arbeite seit 22 Jahren in der Plastischen Chirurgie. Falls ein Patient über Nebenwirkungen aufgrund einer Hyaluronsäure-Injektion klagt, lässt sie sich noch Jahre später auflösen und das Problem ist dann in der Regel behoben. Das ist aber, wie gesagt, sehr selten.

Bei den Fäden ist eine Entzündungsreaktion eher unwahrscheinlich. Sie werden bereits seit vielen Jahren in der Chirurgie zum Nähen anderer Strukturen im Körper genutzt und dort reagieren sie praktisch nicht mit dem Gewebe.

Wann ist man nach einer minimalinvasiven Nasenkorrektur wieder gesellschaftsfähig?

Bei einer operierten Nase muss der Patient für eine Woche eine Schiene tragen. Häufig liegen Schwellungen und Blutergüsse vor, die auch länger anhalten können.

Bei der unterspritzten Nase ist man in aller Regel praktisch sofort wieder gesellschaftsfähig. Selbstverständlich kann es auch zu einem kleinen Bluterguss und zu einer geringen Schwellung kommen, die aber schnell wieder abklingen.

Beim Fadenlifting hängt die Gesellschaftsfähigkeit vom Umfang ab. Unter Umständen wird ein Tape oder Pflaster zur Stabilisierung und Entlastung der Fäden auf die Nase geklebt. Und damit möchte man natürlich nicht gerade in die Oper oder auf eine Veranstaltung gehen.

Ist ein Eingriff an der Nase mit bestimmten Risiken verbunden?

Die unterspritzte Hyaluronsäure ist ein körperidentischer Stoff, der sich durch jahrzehntelange Anwendung und in vielen Studien als sehr gut verträglich erwiesen hat. In das Bindegewebe oder auf den Knochen injiziert macht sie normalerweise keine Probleme.

Gefährlich kann es werden, wenn die Hyaluronsäure in ein Gefäß gespritzt wird. Das kann das Gefäß verschließen und die Durchblutung unterbrechen. Das von diesem Gefäß versorgte Gewebe kann dann absterben. Das nennt man eine Gewebsnekrose. Ein erfahrener Arzt kennt den Verlauf der Blutgefäße sowie die anatomischen Strukturen und kann diese Komplikation normalerweise verhindern.

In aller Regel werden an der Nase aber Regionen unterspritzt, in denen keine großen Gefäße verlaufen. Wir arbeiten generell auch gerne mit speziellen, stumpfen Kanülen, die eine abgerundete Spitze haben. Sie gleitet durch das Gewebe und schiebt dabei Nerven oder Blutgefäße zur Seite, ohne sie zu verletzen. Das gibt zusätzlich Sicherheit und das Risiko von Blutungen wird gemindert.

Beim Fadenlifting der Nase ist davon auszugehen, dass es keine derartigen Probleme gibt.

Tatsächlich aber hat die Nase eine komplizierte Struktur: Einerseits besteht sie aus Haut, Knochen, Knorpel, Bindegewebe, Muskeln und Gefäßen und sie muss eine ungehinderte Luftzufuhr ermöglichen. Von daher ist eine Nase wirklich eine anspruchsvolle Region, an die man nur einen Spezialisten lassen sollte.

Wie finde ich den kompetenten Facharzt, der auch über ein gutes ästhetisches Gespür verfügt?

Selbstverständlich ist eine eingehende Unterhaltung zwischen Arzt und Patient zunächst eine wichtige Basis. Dabei ist es sinnvoll, sich Vorher-Nachher-Bilder zeigen zu lassen. Der Patient wird im Gespräch merken, ob der Arzt über entsprechende Kenntnisse verfügt und ob er genügend Expertise für diesen Eingriff hat.

Beim Beratungsgespräch kann der Patient auch erfragen, ob er mit anderen Patienten sprechen kann, die die gleiche Behandlung schon durchgeführt haben.

Ich empfehle auch gerne, mehrere Gespräche mit unterschiedlichen Ärzten zu führen. So kann man relativ schnell ein Gespür dafür entwickeln, ob der Behandler kompetent mit dem Thema umgehen kann, das eigene ästhetische Empfinden teilt und auf die individuelle Situation eingeht.

Ist eine 3-D-Visualisierung bei einer minimalinvasiven Nasenkorrektur möglich?

Das geht in aller Regel auch. Normalerweise werden 2-D-Simulationen anhand von professionellen Fotos angefertigt. Das gilt gleichermaßen für eine operative Nasenkorrektur und für eine Unterspritzung.

Selbstverständlich dienen die Bilder dem Patienten nur als Anhaltspunkt. Grundsätzlich kann ein Behandler die schönste Nase am PC simulieren, aber ob das Ergebnis dann tatsächlich erzielt wird, ist eine ganz andere Frage.

Es geht bei der Simulation eher darum, sich den genauen Vorstellungen des Patienten zu nähern und ihm ein Gefühl dafür zu geben, welche Form besonders gut mit der individuellen Erscheinung harmoniert. Wir versprechen generell niemals Ergebnisse und insbesondere nicht bei Nasensimulationen.

Wird Patienten immer zuerst eine minimalinvasive Nasenkorrektur vorschlagen und dann erst eine OP?

Der Therapievorschlag hängt vom Befund ab. Es gibt Fälle, bei denen eine minimalinvasive Korrektur fast bessere Ergebnisse erzielen kann. Es kommt aber auch darauf an, ob ein Patient sofort ein lebenslanges Resultat haben möchte oder ob eine kleinere Nase gewünscht ist.

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