Artikel 18/09/2017

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) - Mögliche Ursachen und Behandlungen

Prof. Dr. med. Kai Joachim Bühling - Privatpraxis Frauenarzt (Gynäkologe), Endokrinologe & Diabetologe
Prof. Dr. med. Kai Joachim Bühling - Privatpraxis
Frauenarzt (Gynäkologe), Endokrinologe & Diabetologe
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Nicht wenige Frauen klagen über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, medizinisch auch als „Dyspareunie“ bezeichnet. Dafür sind verschiedene Ursachen verantwortlich, die mit unterschiedlichen Therapieansätzen behandelt werden können.

Jüngere Frauen

Häufige Ursache bei jüngeren Frauen ist ein Missverhältnis der Größe des Penis zu dem meist noch eher engen Scheideneingang. Typischerweise bessern sich die Beschwerden nach Einführen des Penis.

Ratschlag: Neben dem Einsatz von Gleitcremes, die das Problem bei mangelnder Feuchtigkeit verbessern, hilft es, einfach die Stellung beim Geschlechtsverkehr zu wechseln: die Frau oben, der Mann unten. Der Vorteil dabei ist, dass die Frau die Bewegungen bestimmen und damit auch schmerzhafte Bewegungen vermeiden kann. Meist nehmen die Beschwerden auch bei häufigerem Geschlechtsverkehr ab, da sich der Scheideneingang dehnt.

Schmerzen können außerdem durch die Einnahme der „Pille“ bedingt sein, denn sie unterdrückt die körpereigene Hormonproduktion. Durch den resultierenden Hormonmangel im Scheidenbereich wird der äußere Scheideneingang trocken und empfindlich.

Ratschlag: Abhilfe schafft hier häufig die Anwendung eines Hormonpräparates mit dem Östrogen „Estriol“, das vornehmlich eine lokale Wirkung entfaltet. Auch kann der Wechsel auf eine „Pille“ mit natürlichem „Estradiol“ oder auf einen Verhütungsring eine Verbesserung bewirken.

Frauen im mittleren Alter

Nicht selten treten bei Frauen im mittleren Alter nach einer Geburt Beschwerden beim Geschlechtsverkehr auf. Sie sind meist auf die Narbe nach einem Kaiserschnitt oder auf die Verengung des Scheideneingangs nach einem Dammschnitt oder -riss zurückzuführen.

Ratschlag: Prüfen Sie genau, wo Sie die Schmerzen spüren. Manchmal ist der Bereich gut lokalisierbar, beispielsweise an der Narbe. Mitunter ist die Haut auch nur oberflächlich sehr empfindlich. Die Schmerzen können mit einer lokalen Estriolcreme oder neuerdings auch - nicht-hormonell - mit einem Vaginallaser gut behandelt werden.

Frauen im höheren Alter

Mit Abnahme der hormonellen Produktion der Eierstöcke während und nach den Wechseljahren nimmt auch die hormonelle Versorgung der Scheidenhaut ab. Die Folge ist ein lokaler Hormonmangel mit Ausdünnung des Gewebes, das dadurch empfindlich und teilweise auch leicht verletzlich wird.

Ratschlag: In diesen Fällen kann die lokale Gabe einer Estriolcreme Abhilfe schaffen. Wichtig ist, dass die Creme zunächst zwei Wochen lang täglich auf den Scheideneingang aufgetragen wird. Zäpfchen sind meist weniger geeignet, da sie in der Scheide wirken. Danach sollte die Creme zweimal pro Woche verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit der Schmerzlinderung bietet die Behandlung mit einem Vaginallaser.

Frauen aller Altersgruppen

In allen Altersgruppen kann eine Autoimmunerkrankung, der sogenannte Lichen sclerosus et atrophicans, für die Dyspareunie verantwortlich sein. Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus dem Krankheitsbild, das dem eines Hormonmangels ähnelt. Es bilden sich jedoch häufig weißliche Bezirke, die durch eine Probeentnahme untersucht werden sollten, da dieses Gewebe entarten kann.

Ratschlag: In den vergangenen Jahren hat es sich bewährt, Kortison (Clobetasol) gemeinsam mit Östrogen (Estriol) anzuwenden. Diese Kombinationstherapie lindert bei vielen Patientinnen die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Neuerdings ist auch die Behandlung mit einem Vaginallaser möglich.

Eine Pilzinfektion äußert sich nicht nur durch Schmerzen, sondern zumeist auch durch Juckreiz und häufig auch weißlich bröckeligen Ausfluss.

Ratschlag: Hier ist ein Kombinationspräparat, also eine Creme und ein Vaginalzäpfchen, mit dem Wirkstoff „Clotrimazol“ hilfreich. Ihn gibt es auch als Einmalanwendung in höherer Dosierung mit dem Vorteil, dass nur einmalig ein Zäpfchen eingeführt werden muss. Die Wirkung ist – wie bei den zuvor üblichen Drei-Tages-Präparaten – nach zwei bis drei Tagen zu spüren.

(Bakterielle) Infektionen können ebenfalls zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.

Ratschlag: Bei plötzlich auftretenden Beschwerden, eventuell zusammen mit Ausfluss oder einem andersartigen Geruch, ist ein Besuch bei einem Frauenarzt sinnvoll. Nach entsprechender Diagnostik kann so das optimale Präparat verordnet werden.

Behandlung mit einem Vaginallaser

Bei einer Laserbehandlung, einer nichthormonellen Therapieoption, werden kleine, nur wenige Mikrometer tiefe Verletzungen in die betroffenen Hautzonen gesetzt. Zuvor wird jedoch ein Betäubungsgel aufgetragen, damit die Behandlung schmerzfrei verläuft.

Diese Mikroverletzungen führen dazu, dass sich neues Gewebe bildet. Im Bereich des Scheideneingangs eingesetzt, sprießen neue Fasern ein und die Haut regeneriert sich. Dadurch wird das betroffene krankhafte Gewebe gemeinsam mit den dortigen Nervenzellen verdrängt. Das führte zu dem etwas irreführenden Begriff der „Vaginalverjüngung“. Wenn sich jetzt neues Gewebe bildet, wird das Schmerzempfinden herabgesetzt.

Da die Behandlung mit dem Vaginallaser noch ein sehr neues Verfahren in Deutschland ist, wird es bisher auch nur von wenigen Frauenärztinnen und -ärzten angeboten. In Italien ist der Laser jedoch schon deutlich länger im Einsatz und hat bisher gute Ergebnisse erzielt, wie in Studien belegt werden konnte.

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