Artikel 30/11/2013

Alters-Diabetes: Immer mehr junge Menschen erkranken

Team jameda
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Was früher nur ältere Menschen betraf, ereilt inzwischen immer mehr jüngere Menschen, sogar Jugendliche und Kinder: Diabetes vom Typ 2. Neben genetischen Faktoren begünstigen vor allem Überernährung, Übergewicht und Unbeweglichkeit diese Stoffwechselkrankheit.

Diabetes: Zuckerkrankheit – „Süßer Durchfluss“
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselkrankheit, die durch eine verminderte Wirkung von Insulin oder einen Insulinmangel im Körper entsteht. Zucker aus dem Blut kann nur unzureichend oder gar nicht in die Zellen transportiert werden, so dass die Energiegewinnung gestört ist. Ist der Blutzucker stark erhöht, kann man den überschüssigen Zucker im Harn nachweisen. Bei Diabetes vom Typ 1 zerstören körpereigene Abwehrzellen die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, so dass kein Insulin mehr gebildet werden kann. Typ-2-Diabetes, früher Altersdiabetes genannt, entsteht, wenn die Ausschüttung und Wirkung des vorhandenen Insulins beeinträchtigt sind.

Diabetes vom Typ 2 entwickelt sich langsam, oft über Jahre hinweg
Die Entstehung eines Typ-2-Diabetes beginnt meist mit einer einseitigen Ernährung, die den Blutzucker schnell ansteigen lässt, wenig Bewegung und einer Zunahme des Körpergewichts. Vor allem Menschen, die überschüssige Energie in Form von Bauchfett einlagern (Apfelform), sind von einer Störung des Insulinstoffwechsels betroffen. Aufgrund des erhöhten Zuckerspiegels scheidet die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin aus. Doch im Laufe der Zeit werden die Zellen, vor allem Leber- und Muskelzellen, weniger sensibel gegenüber Insulin, so dass der Zucker nicht mehr ausreichend in die Zellen geschleust werden kann (Insulinresistenz).

Vom metabolischen Syndrom zum Diabetes Typ 2
Die Insulinresistenz ist Teil des metabolischen Syndroms. Diese krankhafte Stoffwechsellage entwickelt sich oft als Vorstufe eines Diabetes-Typ-2 und liegt vor, wenn mindestens drei der folgenden Zustände zutreffen: Übergewicht, erhöhter Blutzuckerspiegel, Insulinresistenz, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und gestörte Blutgerinnung. Festigt sich die Stoffwechsellage aus permanent erhöhtem Blutzucker und einem relativen Insulinmangel, spricht man von einem Typ-2-Diabetes. Auf die Dauer ist die Bauchspeicheldrüse überfordert und verliert ihre Fähigkeit zur Insulinproduktion, zahlreiche Folgeschäden von Diabetes können sich entwickeln.

Ab welchen Blutzuckerwerten liegt ein Diabetes vor?
Misst der Nüchternblutzucker nach einer 8-10 stündigen Nahrungskarenz 126 mg/dl (7 mmol/l) oder mehr, besteht wahrscheinlich ein Diabetes mellitus. Auch Werte, die tagsüber spontan gemessen werden und über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) liegen, sind ein starker Hinweis. In der Arztpraxis kann anhand eines oralen Glukosetoleranztests (OGTT) eine besonders exakte Messung vorgenommen werden: Nach dem Messen des Nüchternblutzuckers trinkt der Patient eine Zuckerlösung aus 300 ml Wasser und 75 g Glukose (Traubenzucker). Nach zwei Stunden wird der Blutzucker nochmals gemessen: Liegt er über 200 mg/dl (11,1 mmol/l), besteht ein Diabetes, von einer gestörten Glukosetoleranz (Prädiabetes, Vorstufe des Diabetes) spricht man, wenn der Wert zwischen 140 mg/dl und 200 mg/dl (7,8 mmol/l und 11,1 mmol/l) liegt.

Warnsignale eines Diabetes beachten!
Einen beginnenden Diabetes vom Typ 2 bemerkt man als Betroffener kaum. Doch es gibt Warnsignale, die auf eine gestörte Zuckerstoffwechsellage hindeuten können. Dazu gehören Erschöpfung, Müdigkeit, auffallender Durst, häufiges Wasserlassen und trockene Haut mit Juckreiz. Auch häufige Infekte, Missempfindungen in den Beinen und abnehmende Sehfähigkeit können Hinweise auf eine Zuckererkrankung sein.

Vorsicht Folgeschäden!
Da die gestörte Glukoseverwertung bei Diabetes auch den Fett- und Eiweißstoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringt, steigt das Risiko für Folgeschäden zusätzlich an. Zu den Erkrankungen infolge von Diabetes gehören koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt, Gefäßerkrankungen wie Retinopathie und Nephropathie, Neuropathie, erektile Dysfunktion und das diabetische Fuß-Syndrom.

90 % der Diabetiker haben einen Diabetes vom Typ 2
In Deutschland leiden 7,2 % der 18-79-Jährigen unter einem Diabetes. Man geht davon aus, dass zusätzlich etwa 2 % der Deutschen einen unentdeckten Diabetes haben. Vom Diabetes Typ 2 sind etwa 90 % betroffen, 5 % von Typ 1, unter Schwangerschaftsdiabetes und anderen Formen leiden weitere 5 %. Bis zum Jahr 2030 geht man allein bei den 55-74-Jährigen von einer Zunahme um 1,5 Millionen Menschen im Vergleich zu heute aus. Dieser starke Anstieg wird auf die zunehmende Lebenserwartung, mangelnde Bewegung, vermehrtes Übergewicht und kalorien- sowie kohlenhydratreiche Ernährung zurückgeführt.

Abnehmen und Bewegung sind die Grundlage der Therapie
Bei einer kalorienreduzierten Diät muss darauf geachtet werden, dass von den 1000-1800 Kilokalorien pro Tag 50-60 % aus Kohlenhydraten stammen, 30 % aus Fetten und 10-15 % aus Proteinen. Ballaststoffreiche Nahrung, die einen hohen Anteil an langsam verwertbaren Kohlenhydraten enthält, ist optimal, da sie den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lässt. Sogenannte Diabetikerprodukte gelten heute als überflüssig, da sie oft sehr kalorienreich sind und dem Diabetiker keinerlei Vorteile bringen. Nach einer Gewichtsnormalisierung können viele Patienten die Medikamente gegen Diabetes wieder absetzen. Ein wichtiger Baustein in der Diabetestherapie ist regelmäßige Bewegung, da sie das Abnehmen unterstützt und die Zellen wieder empfindlicher gegenüber Insulin werden lässt.

Orale Antidiabetika und Insulin
Die medizinischen Leitlinien enthalten einen Stufenplan für die medikamentöse Therapie von Diabetes-Typ-2: Lässt sich der HbA1c-Wert (an Glukose gebundenes Hämoglobin) trotz Bewegung und Ernährungsumstellung nicht unter 7 % (53 mmol/l) senken, kommen Medikamente zum Einsatz. Diese werden, je nach Ausmaß des Diabetes, oft auch kombiniert. Zu den oralen Antidiabetika gehören Metformin, Sulfonylharnstoffe, Acarbose, Gliptine und Inkretine. Sie regulieren über verschiedene Mechanismen den Zucker- und Insulinstoffwechsel. Bei unzureichender Wirkung werden orale Antidiabetika mit Insulinspritzen kombiniert, im fortgeschrittenen Stadium des Diabetes wird Insulin als Monotherapie eingesetzt.

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