Artikel 05/03/2016

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. Rebell

Dr. med. Bernd Rebell Internist, Endokrinologe & Diabetologe
Dr. med. Bernd Rebell
Internist, Endokrinologe & Diabetologe
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Bernd Rebell interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Diabetologe.

Jameda: Herr Dr. Rebell, was hat Sie motiviert, Diabetologe zu werden?

Herr Dr. Rebell: Meine erste Stelle war in der Diabetesforschung. Hierbei ging es um die Erfassung von diabetesbedingten Folgeerkrankungen. Im Lauf der Zeit wurde mir klar, dass die Diabeteserkrankungen von Ärzten und Patienten oft über lange Zeit nicht ernst genommen wurde und bei vielen Patienten erst viel zu spät konsequent und umfassend mit der Behandlung begonnen wurde. Oft erst dann als bereits Schäden aufgetreten waren. Auch wurden psychische Faktoren kaum in die Behandlung mit einbezogen. All das wollte ich anders machen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Rebell: Bei der Diabetesbehandlung spielen viele Faktoren eine Rolle – nicht nur Blutzuckerwerte, sondern auch Blutdruck, Fettstoffwechselwerte, Nierenfunktion etc. Entscheidend ist es, für den Patienten die passende medikamentöse Therapie, ernährungstherapeutische Maßnahmen unter Berücksichtigung seiner gesamten Lebenssituation zu einem funktionierenden Konzept zu gestalten. Dies ist ein komplexer Prozess. Wenn diese Maßnahmen dann gelingen, ist das für alle – mein Team und den Patienten – etwas worüber wir uns sehr freuen.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Rebell: Viele Patienten sind der Meinung, alles könnte mit ein paar Pillen sofort behandelt werden.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Rebell: Es geht ja zunächst darum, zu verstehen wie eine Erkrankung entsteht und aufrechterhalten wird und welche Faktoren in welcher Weise zusammenhängen. Dann lassen sich Ansatzpunkte finden, die man dann schrittweise gemeinsam, d.h. Arzt, Team und Patient in Angriff nehmen kann. Hierbei ist es wichtig, die Behandlungsziele realistisch und konkret zu definieren.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Rebell: Es geht erst einmal darum zu verstehen, warum es einem Patienten schwer gefallen ist, den Therapieplan umzusetzen. Erst dann lassen sich passendere Therapieschritte im gemeinsamen Gespräch neu definieren.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Rebell: Ich würde Kindergärten, Schulen und Betriebe nach biologischen Gesetzmäßigkeiten strukturieren. Gesundes Essen in Kindergärten und Schulen sowie Kantinen gesetzlich verankern. Des Weiteren müssten körperliche Aktivitäten in Schul-und Arbeitsabläufe strukturiert implementiert werden (d.h. Gymnastik, Fitnessübungen als Teil der Arbeitszeit, etc.). So blieben alle länger gesund.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Rebell: Ärzte werden in vielen Bereichen exzessiv reglementiert. Wichtig ist es, die bürokratischen Abläufe auf das zu reduzieren, was sinnvoll ist. Dann gäbe es viel mehr Spielräume für das, was wirklich wichtig ist: Das Gespräch zwischen Arzt und Patient!

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Rebell: Mir ist es wichtig, mit all meinen technischen Geräten auf dem neuesten Stand zu sein. Die Praxis verfügt neben dem klassischen internistischen Instrumentarium noch Geräte zur Messung der Gefäßelastizität, des aortalen (zentralen) Blutdrucks für eine optimierte Blutdruckeinstellung. Darüberhinaus verfügen wir über eine Spiroergometrie, mit der wir eine hochdifferenzierte Diagnostik des Herz-Kreislaufsystems ebenso wie eine unblutige Bestimmung der anaeroben Schwelle zur Bestimmung der effektivsten Trainingsherzfrequenz und darauf aufbauend differenzierte Trainingspläne machen zu können. Auch können wir die Herzfrequenzvariabilität bestimmen – als zusätzlichen Messwert für Herzgesundheit und das individuelle Stresslevel.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Rebell: Ja, ein junger Patient, der vor der Hochzeit mit seiner zukünftigen Ehefrau zum Check-Up geschickt wurde. Bekannt war ein Schilddrüsenknoten. Im Ultraschallbild bot sich, nach ein paar Sekunden nach Beginn der Untersuchung, ein hochsuspektes Bild. Es war ein bösartiger Tumor, der umgehend operiert wurde und das Problem ist bis zum heutigen Tag gelöst.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Rebell: Leben und Arbeit im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten nach den eigenen Bedürfnissen und nicht nach sozialen Standards gestalten.

Zur Person

Ausbildung

  • 1976-1982 Studium der Medizin in Würzburg und München.

  • 1984-1993 klinische Tätigkeit als Assistenzarzt im Akademischen Lehrkrankenhaus München, Schwabing.

  • 1987 US-Amerikanisches Staatsexamen (ECFMG).

  • Seit 1992 Facharzt für Innere Medizin.

  • 1996 Anerkennung als Diabetologe DDG.

  • Seit 2001 Facharzt für Psychotherapeutische Medizin.

Zur Praxis

  • Die Praxis ist spezialisiert auf die Diagnostik und die Behandlung von Patienten/innen mit Typ 1 Diabetes, Diabetes Typ 2 sowie die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes.

  • Das Behandlungsteam besteht neben Dr. Rebell aus der Diabetesberaterin Frau Kurzawa und Frau Schwippl als Diabetesassistentin.

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