Artikel 09/11/2018

Häufig übersehene Ursache chronischer Schmerzsyndrome: 7 Symptome der Histaminintoleranz

Dr. med. Angelika Hellstern Anästhesiologe, Spezieller Schmerztherapeut, Palliativmediziner
Dr. med. Angelika Hellstern
Anästhesiologe, Spezieller Schmerztherapeut, Palliativmediziner
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Der Symptomkomplex histaminvermittelter Beschwerden ist ebenso unspezifisch wie vielfältig. Betroffene durchlaufen dabei oft eine Vielzahl von Arztpraxen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Welche Symptome kann eine Histaminintoleranz auslösen?

Eine Histaminose kann oft nur schwer diagnostiziert werden

In unserem stark von Fachärzten geprägten Gesundheitssystem kann es leicht passieren, dass sich die jeweiligen Spezialisten nur auf das eigene Fachgebiet konzentrieren und die Diagnose ‘Histaminose’ daher gar nicht in Erwägung gezogen wird.

Dabei tritt die Histaminintoleranz häufig auf. Durch einfache Maßnahmen können die Beschwerden oft erheblich reduziert werden. Oft sind Frauen in der mittleren Lebensphase betroffen.

Welche Aufgabe hat Histamin in unserem Körper?

Das Gewebshormon Histamin gehört zu den biogenen Aminen und spielt im menschlichen Körper eine wichtige Rolle als Botenstoff.

Neben der Aufnahme histaminreicher Nahrungsmittel können zahlreiche Medikamente, darunter auch viele Schmerzmittel, sowie bestimmte Darmbakterien dazu beitragen, den Histaminspiegel im Blut ansteigen lassen.

Der Abbau von Histamin erfolgt im Wesentlichen über die beiden Enzyme DAO und HNMT, die für ihre Funktion auf bestimmte Kofaktoren angewiesen sind (z.B. Kupfer, Vitamin C oder B6). Für beide Enzyme sind genetische Variationen bekannt, durch die die Aktivität erblich bedingt verringert wird.

Sieben mögliche Symptome einer Histaminunverträglichkeit

Die möglichen Symptome einer Histaminunverträglichkeit sind sehr vielfältig und können individuell in unterschiedlicher Ausprägung auftreten:

  1. Im Magen-Darm-Trakt kann es zu Verdauungsbeschwerden wie Durchfällen, Magenschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen kommen. Auch vermehrte Blähungen oder Darmkoliken können auftreten.
  2. Durch die gefäßerweiternde Wirkung führt Histamin am Herz-Kreislauf-System zu Herzrasen, niedrigem Blutdruck, Schwindel und verschiedenen Herzrhythmusstörungen.
  3. Sind die Haut, Schleimhäute und Atemwege betroffen, können Symptome wie eine hartnäckig verstopfte Nase, Fließschnupfen, vermehrtes Niesen, Atemnot und Asthma auftreten. Auch Hautveränderungen wie ein errötetes Gesicht, Juckreiz, Nesselsucht, Lidschwellungen und Bindehautentzündung können durch zu hohe Histaminwerte verursacht sein.
  4. Histaminvermittelte Symptome am zentralen Nervensystem können sich als Kopfschmerzen, Cluster-Kopfschmerz, Migräne, Konzentrationsstörung, Schwindel und Schlafstörung äußern. Da Histamin direkt als Neurotransmitter agiert, kann es auch zu gesteigerter Nervosität beitragen, bis hin zu unerklärlichen Erregungszuständen und Panikattacken.
  5. Mögliche Symptome am Bewegungsapparat sind Muskel- und Gelenkschmerzen sowie fibromyalgieartige Beschwerden.
  6. Auch unser Immunsystem steht unter dem Einfluss von Histamin: Erhöhte Spiegel sind mit Allergie-Neigung und wiederkehrenden Entzündungen verbunden.
  7. Durch Wechselwirkungen im Östrogenstoffwechsel und auch durch direkte Wirkung an der Gebärmutter können Menstruationsbeschwerden, Regelschmerzen und überstarke Menstruationsblutung durch Histamin ausgelöst werden.

Während der Schwangerschaft verschwinden viele der oben genannten Symptome, weil das histaminabbauende Enzym DAO erheblich mehr produziert wird. Der Wert erreicht dabei eine bis zu 500-fache Aktivität.

Wie kann eine Histaminunverträglichkeit behandelt werden?

Zu Beginn der Diagnosestellung steht ein ausführliches Gespräch, da es - wie beschrieben - viele mögliche Konstellationen für eine hohe Histaminbelastung gibt. Bei der Spurensuche sind dann je nach Fall individuell verschiedene Laboruntersuchungen hilfreich.

Die Therapie besteht aus einer Ernährungsumstellung und der Gabe von Mikronährstoffen. Gegebenenfalls muss die Medikation geändert werden und - wenn erforderlich - auch eine mikrobiologische Darmsanierung durchgeführt werden.

Fazit

Nach meiner persönlichen Erfahrung können Patienten, die an einer oder auch mehrerer der oben genannten Schmerzerkrankungen leiden, teilweise ganz enorm und vor allem nachhaltig von einer entsprechenden Therapie profitieren.

Solange aber ein erhöhter Histaminspiegel als Auslöser der Beschwerden unerkannt bleibt, kann die Therapie immer nur symptomatisch orientiert sein, was für Arzt und Patienten nicht zufriedenstellend ist. Häufig genug landen diese Patienten dann früher oder später zu Unrecht in der Psychosomatik-Schleife.

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