Team jameda
Beim Homocystein handelt es sich um eine schwefelhaltige, nicht in der Nahrung vorkommende Aminosäure. Sie entsteht als Zwischenprodukt des Zellstoffwechsels, das in nahezu allen Körperzellen aus einem Eiweißbestandteil gebildet wird (beim Abbau der Aminosäure Methionin zu Cystein). Da es giftig (z.B. gefäßschädigend) auf die Körperzellen wirkt, wird es normalerweise schnell weiterverarbeitet. Dazu benötigt der Körper aber drei Vitamine: Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12. Wenn diese Vitamine nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, dann steigt der Homocysteinspiegel an. Im Urin ist dann eine erhöhte Ausscheidung des Produktes Homocystin, das aus Homocystein gebildet wird, feststellbar.
Homocystein galt bislang als unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Schlaganfall und Arteriosklerose. Das bedeutet, dass Homocystein das Erkrankungsrisiko auch dann erhöhen soll, wenn der Betreffende keine weiteren Risikofaktoren, wie z.B. Rauchen oder zu hohe Cholesterinwerte, aufweist. Mittlerweile ist allerdings umstritten, ob es sich beim Homocystein tatsächlich einen unabhängigen Risikofaktor handelt. Zur Klärung laufen mehrere wissenschaftliche Studien. Erste Ergebnisse geben Anlass zu der Vermutung, dass ein erhöhter Homocysteinspiegel wohl höchstens nur ein moderater unabhängiger Voraussagewert für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.
Darüber hinaus wird postuliert, dass Homocystein an der Entstehung vieler anderer Krankheiten beteiligt sein könnte, zum Beispiel Thrombosen, Durchblutungsstörungen der Beine (Schaufensterkrankheit), verschiedene Formen von Demenz (z.B. Alzheimer), Depressionen und sogar manche Sehstörungen, Karpaltunnelsyndrom oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Auch mit einem erhöhten Tumorrisko werden zu hohe Homocystein-Werte in Verbindung gebracht.
Die Homocysteinkonzentration nimmt generell mit dem Alter zu. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt im Rahmen ihrer DACH-Werte an, dass ein Homocystein-Wert im Plasma unter 12 μmol/l anzustreben ist. Wer Risikofaktoren aufweist, wie zum Beispiel Diabetiker, sollte sich einen Homocystein-Wert von unter 9 μmol/l zum Ziel setzen.
Wenn Sie jedoch Ihre persönlichen Homocystein-Werte mit diesen Zahlen vergleichen wollen, dann gibt dies nur bedingt richtige Ergebnisse. Denn für manche von Krankenhäusern und Ärzten eingesetzten Analysegeräte gelten abweichende Normalwerte. Für die Interpretation Ihrer eigenen Daten ist es deshalb ratsam, dort nachzufragen, wo die Werte auch ermittelt wurden.
Folgende Ursachen können erhöhten Homocystein-Werten zugrunde liegen:
dann sollten mehr Ihre Gesundheit tun: Sorgen Sie dafür, dass Ihrem Körper genügend Vitamine, insbesondere Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12, zur Verfügung stehen. Ganz besonders wichtig ist dabei die Folsäure-Zufuhr, denn ein Mangel an Vitamin B6 und B12 ist wesentlich seltener als ein Folsäure-Mangel, zumindest bei jungen Menschen. Bei Senioren ist das etwas anders. Für sie ist zusätzlich Vitamin B12 besonders wichtig, weil sie oft einen Vitamin B12-Mangel aufweisen (dessen Ursache in einer Gastritis zu suchen ist, die die B12-Aufnahme aus der Nahrung behindert). Empfehlenswert ist darüber hinaus Nikotinverzicht, denn Rauchen erhöht den Homocysteinspiegel deutlich.
Ernähren Sie sich deshalb vollwertig, achten Sie besonders darauf, reichlich Gemüse, Milchprodukte und auch mageres Fleisch zu verzehren. Für eine gute Folsäure-Zufuhr sollten es fünf Portionen frisches Obst und Gemüse pro Tag sein. Dabei entspricht eine Portion in etwa der Menge, die in eine Hand passt. Insgesamt ergibt das bei Erwachsenen rund 700 Gramm Obst und Gemüse pro Tag. Für eine ausreichende Vitamin B12-Zufuhr brauchen Sie Fleisch, Eier und Milchprodukte und für genügend Vitamin B6 Getreide, Kartoffeln und ebenfalls Obst, Gemüse, Fleisch und Milch.
Oft reicht jedoch eine gesunde Ernährung alleine nicht aus, um bereits erhöhte Werte zu senken. Denn auch bei der Essenszubereitung gehen leider viele Vitamine verloren. Dann empfiehlt es sich, die drei Vitamine (Folsäure, Vitamin B6 und B12) mit Hilfe eines Nahrungsergänzungsmittels zuzuführen. Die DACH-Liga empfiehlt Gefäßkranken und bei erhöhtem Risiko folgende Dosierungen:
Folsäure:
0,2 - 0,8 mg pro Tag
Vitamin B6:
2 - 6 mg pro Tag
Vitamin B12:
3 - 30 μg pro Tag (für über 60-Jährige 100 μg/Tag)
Nehmen Sie Medikamente, die Einfluss auf den Homocystein-Spiegel haben können (siehe Liste oben)? Dann ist es noch wichtiger, vorbeugend konsequent für eine ausreichende Versorgung mit oben aufgeführten Vitaminen zu sorgen.
Denn Grundvoraussetzung für die Entscheidung, ob Ihr Homocysteinspiegel erhöht ist, sind verlässliche Werte. Wenn Sie nämlich nicht nüchtern sind, kann der gemessene Homocysteinspiegel aufgrund der Nahrung, insbesondere sechs bis acht Stunden nach einer Methionin-reichen Mahlzeit (Fleisch- und Fleischprodukte), um rund 15 Prozent erhöht sein.
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