Artikel 24/08/2017

Woran Sie Tollwut erkennen

Team jameda
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Sie fragen sich, wieso Sie sich gegen eine in Deutschland fast ausgerottete Krankheit impfen sollten? Für manche Menschen kann eine Impfung sinnvoll sein. Lesen Sie hier, woher Tollwut kommt, woran man sie erkennt und was Sie dagegen tun können.

Ursache: Wenn Viren zuschlagen

Die Tollwut ist eine Viruserkrankung des zentralen Nervensystems, die Menschen und Säugetiere befällt und zu Gehirnentzündung, Atemlähmung und Tod führt.

Die sogenannten Lyssaviren sehen unter dem Mikroskop wie winzige Zylinder aus. Der häufigste Übertragungsweg ist der Biss eines erkrankten Hundes, mit dem sich 99 Prozent der Patienten infizieren. Tollwut ist sehr ansteckend, so dass sogar ein Biss durch die Kleidung oder ein leichter Kratzer tödliche Konsequenzen haben kann.

Andere Tiere, wie Füchse, Katzen und Igel können Tollwut ebenfalls übertragen, was allerdings nur selten vorkommt.

Tollwütige Hunde erkennen

Tollwütige Hunde sind oft aggressiv, bissig, übererregt und bellen ohne Grund - eine Verhaltensweise, die als ,rasende Wut‘‘ beschrieben wird. Später kommt es zu heiserem Bellen und Schluckstörungen mit starkem Speichel, Schaum vor dem Maul und heraushängender Zunge. Letztendlich führt die Lähmung der Hinterbeine dazu, dass sich die Hunde nicht mehr bewegen können.

Manchmal fehlt die Phase der ,rasenden Wut‘‘ aber auch und die Tollwut äußert sich sofort mit Lähmung. Es gibt auch untypische Verläufe, deren Auswirkungen oft einer Magen-Darm-Entzündung ähnlich sind.

Darüber hinaus sind 6 Fälle registriert, bei denen der Virus von Mensch zu Mensch während einer Organtransplantation übertragen wurde. Weitere Organempfänger der beiden infizierten Organspender, die gegen Tollwut geimpft waren, erkrankten nicht.

Tollwutgefahr in Deutschland und Asien

Seit dem Jahr 2008 ist Deutschland tollwutfrei, weil die Überträger der Krankheit systematisch geimpft wurden. Füchse und andere Wildtiere wurden durch Futterköder immunisiert und auch Haustiere erhalten regelmäßig eine Impfdosis. Vielleicht werden Fledermäuse in Zukunft zum Problem, weil sie die Erreger in sich tragen.

Tollwutfrei sind auch viele andere europäische Länder wie die Schweiz, Frankreich oder Großbritannien, aber die Ansteckungsgefahr ist in vielen Ländern Afrikas, Asiens, Osteuropas und Zentral- und Südamerikas sehr hoch. Die letzten Tollwutfälle brachten Reisende 2005 und 2007 aus Marokko und Indien mit.

Deswegen ist die Impfung sehr wichtig, spätestens wenn Sie vorhaben, in Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko zu fahren. Die Impfung von Kindern ist auf Reisen in entsprechende Gebiete besonders wichtig.

Sollte Sie beruflich verreisen, denken Sie daran, dass alle großen Entsendeorganisationen die Kosten für die Impfung für ihre Beschäftigten übernehmen. Auch Waldarbeiter, Wildhüter, Tierpfleger und Tierärzte sollten sich impfen lassen, weil sie besonders gefährdet sind.

Tollwut kann tödlich sein

Die Inkubationszeit dauert meistens drei bis acht Wochen. Je näher sich der Biss am Gehirn befindet, desto schneller brechen die Symptome aus, weil sich die Viren entlang der Nerven in Richtung Gehirn bewegen. Sind die Viren im Gehirn angekommen, bricht die Krankheit aus.

Tollwut verläuft beim Menschen fast immer tödlich. Die Zahl der Todesfälle wird weltweit auf etwa 55.000 pro Jahr geschätzt, wobei 99 Prozent der Betroffenen in Asien und Afrika leben. Ungefähr 40 Prozent der Opfer sind Kinder.

Weltweit werden jedes Jahr mehr als 15 Millionen Menschen wegen Tollwut-Verdacht behandelt. Schätzungsweise werden 327.000 durch Tollwut bedingte Todesfälle pro Jahr durch die rechtzeitige Notfallimmunisierung verhindert.

Symptome: Von Kopfschmerzen bis zur Atemlähmung

Die Tollwut verläuft beim Menschen in drei Phasen, die sich durch verschiedene Anzeichen ankündigen:

  • Die erste Phase äußert sich mit allgemeinen Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Fieber und Husten. Die Bissstelle brennt und verursacht einen unangenehmen Juckreiz. Als nächstes leiden die Betroffenen unter Nervosität und Reizbarkeit und reagieren empfindlich auf Geräusche, Licht und Luft. Später führen auch die kleinsten Geräusche oder Lichtreize zu Wutanfällen. Die Betroffenen schreien, schlagen und beißen.
  • Die zweite Phase äußert sich mit Verwirrtheit, Aufregung, Angstgefühlen und extremer Wasserscheu. Allein der Anblick von Wasser kann Anfälle mit schmerzhaften Krämpfen des Rachens und des Kehlkopfs auslösen. Es folgen Angst vor dem Schlucken, vermehrter Speichel- und Tränenfluss und Rachenlähmung mit Sprech- und Schluckunfähigkeit mit Schaum vor dem Mund sowie Aggressionen, Depressionen, Delirium, Halluzinationen, Schlaflosigkeit und Lähmungen.
  • In der dritten Phase fällt der Erkrankte ins Koma und stirbt durch Atemlähmung.

Nachdem die Symptome eintreten, dauert es meistens ungefähr sieben Tage, bevor der Patient stirbt. Der Arzt kann das Erbgut der Lyssaviren im Speichel, in der Hornhaut des Auges oder in der Hirnflüssigkeit feststellen.

Das Krankheitsbild kann auch ganz anders sein: Tollwut kann auch „stumm“ verlaufen, wobei viele typische Symptome ausfallen.

Die einzige Rettungsmöglichkeit

Nach einem Biss oder dem Kontakt mit einem möglicherweise infizierten Tier muss die Wunde sofort mit Wasser und Seife gründlich gesäubert und mit Alkohol oder Jodlösung desinfiziert werden. Ist der Gebissene gegen Tollwut geimpft, ist er geschützt und sollte zusätzlich eine Impfdosis am Tag des Bisses und noch einmal eine zwei Tage später erhalten.

Ist die Impfung bislang ausgeblieben, gibt es nur eine Behandlungsmöglichkeit: Eine passive Immunisierung mit einem Antiserum ist die einzige Rettung. Dabei handelt es sich um die Verabreichung von Antikörpern, die das Virus bekämpfen. Die Notfallimmunisierung ist besonders erfolgreich, wenn die Wunde relativ weit vom Gehirn entfernt ist und keine Venen verletzt sind.

Die Notfalltherapie mit humanem Tollwutimmunglobulin ist extrem teuer und weltweit nur an wenigen Zentren verfügbar. Zusätzlich erhält der Patient eine Impfung, so dass das Abwehrsystem so schnell wie möglich gegen das Virus eigene Antikörper bildet. Die aktive Impfung wird am 3., 7., 14., 28. und 90. Tag wiederholt.

Sind die ersten Symptome aufgetreten, ist Tollwut nicht mehr heilbar. Aber die Symptome können gelindert werden.

Zukünftig neue Therapiemöglichkeiten?

Weitere Therapieversuche mit Virostatika und Sedierung gelten als nicht erfolgreich, weil die meisten Behandelten trotzdem verstarben und die wenigen Überlebenden mit schwersten Gehirnschäden zurückgeblieben sind. Nur zwei Patienten haben die Tollwut dank der neuen Therapieversuche ohne schwerwiegende Folgeschäden überstanden.

Vielleicht kann Tollwut aber in Zukunft geheilt werden, denn es gibt Hinweise auf mögliche Tollwut-Resistenzen beim Menschen. Im peruanischen Amazonasgebiet haben Forscher das Blut von 63 Angehörigen der indigenen Gemeinschaften untersucht. Bei etwa zehn Prozent fanden sie Antikörper gegen das Virus, die nur durch eine Infektion mit dem Erreger entstanden sein können. Es ist nahezu ein Wunder, dass die Menschen noch am Leben sind. Ließe sich erklären, was genau in ihrem Körper vorgegangen ist, könnten Forscher eine neue Therapie entwickeln.

Tollwut effektiv vorbeugen

Zum Schutz vor Tollwut sind drei aufeinander folgende Impfungen im Abstand von einer beziehungsweise zwei oder drei Wochen nötig.

Der Impfstoff enthält inaktivierte Viren und ist sehr wirksam und verträglich. Die Nebenwirkungen beschränken sich meistens auf leichte örtliche Reaktionen rund um die Einstichstelle. Fieber und Kopfschmerzen sind selten. Denken Sie daran, die Impfung nach einem Jahr aufzufrischen.

Fazit

Tollwut ist eine lebensgefährliche, hochansteckende Infektionskrankheit, die das zentrale Nervensystem befällt und fast immer tödlich verläuft. Meistens wird sie durch den Biss eines tollwütigen Hundes übertragen. In Deutschland werden die Virusträger zwar systematisch immunisiert, dennoch könnten Fledermäuse in Zukunft zu einem neuen Ausbruch führen. Gefährdet sind auch Reisende, die sich in Ländern aufhalten, in denen Tollwut endemisch ist. Im Fall eines Bisses können Erste-Hilfe-Maßnahmen wie zum Beispiel die sofortige Säuberung der Wunde und die passive Immunisierung das Leben des Patienten retten. Die vorbeugende Impfung sorgt dafür, dass die Erkrankung gar nicht erst ausbricht.

Links

Informationen des Robert Koch-Instituts über Tollwut (Rabies)
Informationen des Robert Koch-Instituts über Reiseassoziierte Infektionskrankheiten
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit

Quellen:

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