Artikel 16/10/2019

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Alexander Pirk

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Alexander Pirk interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.

jameda: Herr Pirk, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden?

Herr Pirk: Ich habe zunächst Humanmedizin studiert und im Anschluss Zahnmedizin, komme also eher von der ärztlichen Seite. An der Zahnheilkunde ist das Handwerkliche reizvoll, man sieht einen deutlichen Vorher-Nachher-Effekt. Außerdem ist sehr vieles machbar – Geld und Zeit vorausgesetzt. In der inneren Medizin stößt man viel schneller an die Grenzen der Natur.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Pirk: Ich behandle gerne Angstpatienten und Patienten mit Zahnproblemen, die sich auf die allgemeine Gesundheit auswirken. Zum Beispiel kann eine erfolgreiche Parodontitis-Behandlung den Blutzucker erheblich senken. Ich habe schon Patienten mit Altersdiabetes gehabt, die nach der Zahnfleischbehandlung kein Insulin mehr brauchten. Das ist sehr befriedigend.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Pirk: Als ärztlicher Psychotherapeut bin ich manchmal enttäuscht, wenn Angstpatienten jegliche psychotherapeutische Behandlung ablehnen und nur unter Vollnarkose behandelt werden wollen. Ich veranlasse gerne Zahnbehandlungen in Vollnarkose – aber die Indikation muss stimmen. Angst bewältigt man aber besser mit einem verhaltenstherapeutischen Verfahren. Die Erfolgsrate liegt bei ca. 80 %.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Pirk: Fast immer ist in solchen Situationen das offene ärztliche Gespräch klärend. Man kann natürlich mit Medikamenten oder Vollnarkosebehandlungen sehr viel erreichen. Wichtig ist aber immer, dass der Arzt-Patienten-Kontakt stimmt.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Pirk: Ich spreche ihn darauf an und frage nach den Hintergründen. Gerade im ausführlichen Erstgespräch bekommt man einen Eindruck, was der Patient noch zu leisten vermag. Es ist nicht sinnvoll die Patienten zu überfordern – da erreicht man das Gegenteil. Zweimal am Tag Zahnseide zu fordern, kann kontraproduktiv sein, wenn der Patient vielleicht zweimal in der Woche zu Zahnseide greifen wird. Mit anderen Worten: Ich versuche den Patienten da abzuholen, wo er steht.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Pirk: Bürokratieabbau, Bürokratieabbau und Bürokratieabbau. Manchmal fühlt man sich in Deutschland wie ein Facharzt für Bürokratie und Papierunwesen – da geht rasch die Freude am Beruf verloren…

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Pirk: In der Kommunikation und der interdisziplinären Zusammenarbeit.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Pirk: Die Möglichkeiten der Digitalisierung sind gewaltig: statt Silikonabformungen digitale Scans der Zähne. Der Zahnersatz kann heute teilweise schon gefräst oder im 3D-Drucker angerfertigt werden. Das ist faszinierend. Die Möglichkeiten der Telemedizin, zum Beispiel der Videosprechstunde, stehen ja auch noch am Anfang…

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Pirk: Ja, ich entsinne mich an einen Angstpatienten, der sich aus Verzweiflung selbst eine Prothese aus Moltofil angefertigt hat. Solche Patienten erfolgreich zu behandeln, macht sehr viel Freude.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Pirk: Gesund beginnt im Mund und die Angst vor der Zahnbehandlung ist recht leicht erfolgreich zu behandeln. Es ist schon erstaunlich, welche günstigen Auswirkungen eine Zahnsanierung auf die Lebensqualität und die allgemeine Gesundheit haben kann. Im Gegensatz zu den üblichen ärztlichen Empfehlungen wie Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung, Sport und Verzicht auf Nikotin und Alkohol kann der Patient eine Zahnprophylaxe buchen und tut ohne allzu große Anstrengung schon viel für seine allgemeine Gesundheit und sein Wohlbefinden.

Zur Praxis

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