Was hat der Darm mit meinen Zähnen zu tun?

Eine ungesunde Darmflora beeinflusst auch die Zahngesundheit (© gbh007_iStock)

Während heutzutage professionelle Zahnreinigung, Benutzung von Zahnseide und regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt im wahrsten Sinne in aller Munde ist, ist es um darüber hinausgehende Ursachenbekämpfung der Volkskrankheit Parodontose/ Parodontitis nach wie vor dünn bestellt. Dank Giulia Enders Bestsellers „Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ“ kommt es nun so allmählich auch in diesem Bereich zu einem Umdenken.

Der Darm beginnt im Mundbereich

Ganzheitlichen Zahnärzten war schon immer bewusst, dass wir am oberen Ende dieses Verdauungstraktes sitzen. Hört man den zahlreichen Interviews von Frau Enders aufmerksam zu, so erfährt man beim Thema Darm etwas über die „Hubbel in der Backe“, aus denen Speichel kommt, während sie dabei auf die Speicheldrüsen im Mundbereich deutet. Der Darm fängt bereits im Mundbereich an.

Genauso wie der Darm bzw. die Verdauung von der richtigen Zerkleinerung und dem Einspeicheln der Mahlzeit abhängig ist, so sind unsere Zähne, unser Zahnfleisch und auch unsere Knochenverhältnisse im Mundbereich vom Darm abhängig. Unser Darm beinhaltet über 1000 verschiedene Bakterienarten, das sogenannte Mikrobiom, das bei einem erwachsenen Menschen bis zu 2 kg an Masse aufweisen kann. Zum einen ist die Vielzahl von großer Bedeutung, zum anderen die Zusammensetzung. Vereinfacht ausgedrückt, verträgt der Mensch bei ca. 80-85% guten Bakterien ca. 15-20% schlechte Bakterien.

Leider ist dieses Verhältnis bei vielen Patienten mit Parodontitis häufig zu Gunsten der schlechten Bakterien verschoben. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, jedoch meist erworben. Allen voran stehen häufige Einnahmen von Antibiotika. Weitere Faktoren sind: Umweltbelastungen (z.B. Trinkwasser), unsere Leistungsgesellschaft (z.B. Stress), denaturierte und gentechnisch veränderte Lebensmittel (z.B. Weizen) und unsere einseitigen Ernährung (z.B. Genussmittel wie Alkohol und Koffein).

Die Folge ist eine Übersäuerung des Körpers und eine Milieuveränderung im Darm.
Der Körper verschlackt, Fremdstoffe sammeln sich an, die Selbstregulation wird gestört und das Immunsystem geschwächt. Der Körper kann sich nicht mehr selber regulieren und regenerieren.

Selbst wenn wir uns jetzt ernährungstechnisch umstellen, kann der Darm die angebotenen Vitalstoffe nicht mehr richtig aufnehmen. Zudem „schreit“ das Mikrobiom nach gewohnter Nahrung. Der eine oder andere kennt bestimmt den Heißhunger auf etwas Süßes. So manche gutgemeinte Kur wird deswegen erfolglos abgebrochen. Da der Körper bei der Diät auf Sparmodus umgestellt hat, tritt zudem oft der sogenannte Jo-Jo Effekt ein und nicht selten endet die Diät mit mehr Kilos auf der Waage.

Die Darmbakterien bei der Therapie nicht vergessen

Für eine möglichst Antibiotikafreie Parodontitis-Therapie ist das Beobachten des Darmmilieus wichtig. 

Bringen die klassischen lokalen Behandlungen wie professionelle Zahnreinigung, Kürettage und photodynamische Therapie mit Laser im Mund keinen dauerhaften Erfolg oder sind bereits falsche Ernährungsgewohnheiten sowie Darmprobleme bekannt, so ist eine Ernährungsberatung sowie Darmsanierung empfehlenswert. Ein Thema zu dem viel Patienten zwar ja sagen, aber nur wenige konsequent umsetzen.

Eine einfache praktikable Lösung ist daher die Zufuhr von Präbiotikum und Probiotikum.

Als Probiotika haben sich Präparate mit Lactobazillen und Bifidobakterien bewährt, z.B. Produkte mit keimbildenden Einheiten aus Lactobacillus Acidophilus, L. Rhamnosus, L. Bulcaricus, L. Pantarum, sowie Bifidobacterium Longum und B. Lactis.

Besonders Kapseln, die sich erst im Darm auflösen, bieten sich hier an, denn die Wirkung ist dort gewiss. Zudem vereinfacht sich die Einnahme im Gegensatz zu Pulver-Präparaten, die erst mit Wasser angesetzt werden und danach meist 20 Minuten „reifen“ müssen.

Als Präbiotika empfehlen wir, das möglichst reine Blattmark der Aloe Vera zu trinken. Die Aloe Vera wirkt hier gleich zweifach. Die darin enthaltenen Mono- und Polysaccharide sind die optimale Nährlösung für das Probiotikum, zudem hat die Aloe Vera eine basische Wirkung, kann die Zellneubildung und Regeneration in der Darmschleimhaut anregen und somit ein Reizdarmsyndrom senken.

Beides zusammen, Präbiotikum und Probiotikum, idealerweise morgens auf nüchternen Magen, sind unserer Meinung nach die perfekte Synthese für eine gesunde Darmflora.

 

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

Wie hilfreich fanden Sie diesen Artikel? 46

Kommentare (6)

Manu, 21.06.2016 - 00:16 Uhr

Habe den Artikel ebenfalls mit großem Interesse gelesen. Ich putze mir verhältnismäßig selten die Zähne, weil ich jedes mal starke Würgereflexe bekomme, sobald es Richtung Backenzähne geht. Nun habe ich aber auch schon etliche Jahre mit einem beinahe regelmäßigen breiartigen Durchfall sowie einem Ekzem im Kopf- und Gesichtsbereich zu kämpfen. Ärzte glauben alle, es sei nur die Psyche, da selbst der Gastroenterologe nichts finden konnte. Denke seit einer Weile an das sogenannte Leaky Gut Syndrom, aber niemand will mich daraufhin untersuchen. Hätten Sie einen Tipp oder eine Anlaufstelle für mich, sofern verstärkte Mundhygiene und Pro/ Präbiotika nicht helfen?

Antwort von Dr. med. dent. M.Sc. Steffen Fabel, verfasst am 22.06.2016

Liebe Manu, wenden Sie sich Heilpraktiker mit Zusatzbezeichnung Darmtherapeut, oder an einen Internisten mit Schwerpunkt Darm, chronischer Darmerkrankungen (Morbus Crohn). Ansonsten empfehle ich Ihnen einen Selbstversuch über 3 Monate mit Probiotika (z. B. Forever, Allergosan) und Aloe Vera Gel (Forever) zum Trinken. Anfangs 40ml Aloe Vera und 1 Kapsel (Tüte) Probiotika morgens auf nüchternen Magen. Aloe dann langsam steigern auf 100ml am Tag Probiotikum 2 x täglich. Nach 3 Monaten ziehen Sie Bilanz, wie Sie sich fühlen, bzw. was es Ihnen gebracht hat. Veressen Sie die regelmäßige professionelle Zahnreinigung nicht. Viel Erfolg Dr. S. Fabel

susanne, 19.05.2015 - 14:00 Uhr

Klingt sehr logisch und hilfreich für Menschen, die sich immer wieder mit Parodontose herumschlagen. Haben Sie eine bestimmte Aloe und Probiotica, die Sie bevorzugen mit welchen Sie gute Erfahrungen gemacht haben ?

Antwort von Dr. med. dent. M.Sc. Steffen Fabel, verfasst am 21.05.2015

Ja ich bevorzuge die Produkte von Forever. Die Firma gibt es seit 1978 und ist weltgrößter Anbauer von Aloe Vera. Die Produktion erfolgt innerhalb von maximal 4-5 Stunden vor Ort, so ist hohe Qualität und Reinheit garantiert. Die Forever Probiotics sind sehr einfach in der Handhabung. Hier handelt es sich um kleine Magensaft resistente Kapseln, die man am besten morgens auf nüchternen Magen zusammen mit der Aloe einnimmt. Im Gegensatz zu anderen meist Pulverprodukten, entfällt das mühsame Ansetzen mit Wasser und die ca. zwanzig minütige Reifezeit. Wie schon in meiner vorherigen Antwort zu diesem Artikel, empfehle ich für weiter Informationen die Homepage der Aloe-Dental-Group unter: www.aloe-dental-group.com Mit freundlichen Grüßen Dr. Steffen Fabel, MSc

Enrico, 09.05.2015 - 12:39 Uhr

Sehr interessanter Artikel. Wo bekommt man mehr Infos dazu?

Antwort von Dr. med. dent. M.Sc. Steffen Fabel, verfasst am 11.05.2015

Vielen Dank für das Interesse! Bereits 2014 wurde die Aloe-Dental-Group gegründet, die sich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Inzwischen gibt es eine sehr informative Homepage unter: www.aloe-dental-group.com

Interessante Artikel zum Thema

Sie suchen einen passenden Arzt für Ihre Symptome?