Nicht selten stehen Patienten vor der Entscheidung, einen Zahn über eine Wurzelbehandlung zu erhalten oder ihn durch ein Implantat ersetzen zu lassen. Diese Entscheidung ist nicht immer einfach. Sie sollte erst nach sorgfältiger Abwägung und ggf. Einholen einer zweiten Meinung getroffen werden.
Jedes Jahr werden in Deutschland Millionen Zähne entfernt. Nach Meinung der DGET, der Deutschen Gesellschaft für Endodontie und Traumatologie, ist das in vielen Fällen gar nicht nötig.
Die moderne Wurzelbehandlung erreicht heute Erfolgszahlen, die vor einer Dekade noch unvorstellbar waren.
Welche Zähne sind erhaltungsfähig?
Eine grobe Unterteilung der Erhaltungsfähigkeit der Zähne kann etwa so aussehen:
1) Nicht erhaltungsfähige Zähne:
Es gibt heutzutage wenige Gründe, eine Wurzelbehandlung von vornherein auszuschließen. In der Regel lassen sich alle Aspekte der Wurzelentzündung behandeln.
Ausnahmen bilden Zähne mit Längsfrakturen, das heißt die Wurzel ist „gespalten“. Und Fälle, bei denen nach Abschluss der Behandlung zu wenig „Restzahn“ vorhanden ist, um eine weitere Versorgung vorzunehmen. Hier ist vor einer Wurzelbehandlung abzuraten.
2) Leicht erhaltungsfähige Zähne:
Dabei handelt es sich um Zähne mit verhältnismäßig einfachem Aufbau. Sie sind nicht vorbehandelt und haben wenige Vorschäden. Hier ist eine Wurzelbehandlung heute mit einer über 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit erfolgreich. Danach halten diese Zähne noch ein Leben lang.
Hier wäre es unvernünftig, den Zahn zu entfernen.
3) Zähne im Grenzbereich:
In diese Kategorie fallen unter anderem:
- Zähne mit kompliziertem Aufbau
- Zähne, die bereits wurzelbehandelt, eventuell sogar chirurgisch vorbehandelt sind
- Zähne mit sehr großen Füllungen
- Zähne mit kaum auffindbaren Wurzelkanälen
Hier ist die Erhaltungsfähigkeit abhängig vom Können und der apparativen Ausstattung des Zahnarztes. Sie erfordert die Nutzung erweiterter Verfahren, die nicht jedem zur Verfügung stehen. Insbesondere handelt es sich hier um das Dentalmikroskop, spezielle Ultraschallinstrumente, 3D-Röntgenbildgebung und 3D-verdichtete Wurzelfüllungen.
Da diese Verfahren aufwändig sind, übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung in der Regel die Kosten nicht oder nur teilweise. Auch privat versicherte Patienten erhalten oft keine 100-prozentige Erstattung.
Der Aufwand kann dabei sehr hoch sein. Deswegen sollte man sorgfältig die Vor-und Nachteile abwägen.
Implantate sind belastbarer als wurzelbehandelte Zähne (© fotolia - beawolf)
Vor- und Nachteile der Endodontie
Für den Zahnerhalt sprechen meist:
- Erhaltung der natürlichen Zahnfleischstruktur
- besserer immunologischer Schutz des Zahnes
- Tastempfinden des natürlichen Zahnes
- meistens geringere Kosten
- Vermeidung chirurgischer Maßnahmen
Gegen den Erhalt kann sprechen:
- wesentlich höherer zeitlicher Aufwand
- häufig bessere Langzeitprognose des Implantats
- höhere mechanische Belastbarkeit des Implantats
Im Zweifelsfall Zweitmeinung einholen
Die Entscheidung, ob ein Zahn erhalten wird oder nicht, kann im Endeffekt nur der sorgfältig untersuchte und umfassend aufgeklärte Patient treffen. Dabei sollte man beachten, dass die Ausbildung und Spezialisierung des Zahnarztes eine große Rolle spielt.
Natürlich kann der Experte für Zahnerhaltung aufgrund seiner Ausbildung und Ausstattung eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit erreichen als der Zahnarzt, der sich auf den Ersatz von Zähnen spezialisiert.
Deswegen kann es durchaus Sinn machen, bei beiden eine Meinung einzuholen.