Artikel 31/10/2017

Wann muss ein Zahnimplantat entfernt werden?

Dr. med. dent. M.Sc. Johannes Wirsing Zahnarzt
Dr. med. dent. M.Sc. Johannes Wirsing
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Ein Zahnimplantat zu entfernen, ist dann notwendig, wenn der Zahnarzt eine Entzündung rund um das Implantat feststellt, die nicht mehr behandelbar ist. Hier spricht man von einer sogenannten Periimplantitis.

Was ist eine Periimplantitis?

Eine Periimplantitis ist eine bakterielle Entzündung, die durch Plaque-Ablagerung auf der Oberfläche des Implantates zu Stande kommt.

Durch die Interaktion der Plaque mit dem körpereigenen Abwehrsystem entsteht zunächst eine oberflächliche Zahnfleischentzündung rund um das Zahnimplantat. Das Zahnfleisch ist rot, schwillt an, schmerzt womöglich und blutet leicht bei Berührung. Diese oberflächliche Entzündung kann durch professionelle Reinigung, Nachsorge und eine adäquate Mundhygiene behandelt werden. Die Entzündung selbst ist reversibel.

Durch Pulverstrahlgeräte mit speziellem Glycinpulver ist es den Dentalhygienikerinnen möglich, bis zu einem gewissen Grad auch die kontaminierten Bereiche unterhalb des Zahnfleisches zu reinigen. Mit einem antibakteriellen Schutzlack und Gel wird die Entzündung der Schleimhaut auf chemische Weise angegangen.

Dem Patienten wird in mehreren Prophylaxesitzungen beigebracht, wie der implantatgetragene Zahnersatz mittels Zahnbürste, Zwischenraumbürstchen und Munddusche perfekt gereinigt werden kann.

Besteht die Entzündung weiter fort, greift das Immunsystem die bakterielle Plaque massiv an und zerstört nach und nach das Gewebe um das Implantat. Der Knochen weicht zurück und es entstehen Zahnfleischtaschen, die mit einer Parodontalsonde gemessen werden können.
Im Mund zeigt sich eine Periimplantitis dadurch, dass die Parodontalsonde tief am Implantat in die Zahnfleischtasche sinkt. Es blutet und oft entleert sich auch Eiter.

Dieser Zersetzungsprozess des periimplantären Gewebes muss nicht unbedingt mit Schmerzen einhergehen. Deshalb wird die Periimplantitis fast immer durch den behandelnden Zahnarzt diagnostiziert, ohne dass der Patient etwas von seiner Erkrankung geahnt hätte. Das ist auch der Grund, warum Implantatpatienten regelmäßig an Prophylaxe- und Kontrollterminen teilnehmen sollten.

Wie kann eine Periimplantitis behandelt werden?

Wird eine Periimplantitis frühzeitig erkannt, können die kontaminierten Implantatoberflächen mit Hilfe von Titanbürstchen, Spülungen und Laser behandelt werden. Wirklich effektiv funktioniert die Implantatreinigung nur unter Sicht - das heißt durch ein offenes chirurgisches Vorgehen. In einem zweiten chirurgischen Eingriff kann das Weich- und Hartgewebe um das Implantat herum verbessert und in bestimmten Fällen zumindest teilweise wieder rekonstruiert werden.

Das funktioniert durch Weichgewebstransplantation aus dem Gaumen und Eigenknochen oder Knochenersatzmaterial. Nach heutigem Kenntnisstand liegt die Erfolgsquote der Periimplantitis-Therapie bei ca. 50 %. Deshalb müssen Pro- und Contra-Argumente sehr sorgfältig abgewogen werden. Im Zweifel ist der Patient besser beraten, den Schritt in Richtung Entfernung des Implantates und Neuversorgung zu gehen.

Wann sollte das Implantat entfernt werden?

Ist der Knochen bereits großteils zerstört oder das Implantat gar locker, muss es entfernt werden. Das Implantat wird in der Regel in Lokalanästhesie entfernt. Durch vorsichtige Umfräßung wird es gelockert und herausgenommen.

Dabei geht zumeist auch viel Knochen und Zahnfleisch verloren. Je früher und atraumatischer ein Implantat entfernt wird, desto geringer ist der Gewebeverlust.

Prinzipiell kann jedes verloren gegangene Implantat ersetzt werden. Allerdings stellt sich die Rekonstruktion verloren gegangener Gewebe vor allem im Front- und Unterkiefer- Seitenzahnbereich als große Herausforderung dar.

Knochen kann mit einer Eigenknochenentnahme aus dem Unterkiefer oder auch durch Ersatzmaterialien wiederaufgebaut werden. Sogar ein dreidimensional gefräßter, auf die Patientensituation perfekt angepasster Knochenersatz ist heute möglich. Ein digitaler Volumentomogramm erzeugt ein dreidimensionales Röntgenbild, mit dessen Hilfe ein Knochenblock passgenau hergestellt werden kann. Dieser wird in einem chirurgischen Eingriff in oder auf den Defekt aufgeschraubt und heilt dann in drei bis sechs Monaten ein. Nach zwei Jahren ist diese Art von Knochenersatz vollständig durch eigenen Knochen ersetzt worden.

Weichgewebe wird in der Regel durch Bindegewebsentnahme aus dem Gaumen rekonstruiert. Auch hier kann auf Ersatzmaterialien zurückgegriffen werden, allerdings ist genau wie beim Knochen auch das körpereigene Gewebe der Goldstandard.

Welche Kosten werden von der Krankenkasse übernommen?

Sämtliche Leistungen, die einen Eingriff am oder rund um ein Implantat beinhalten, sowie sämtliche chirurgische Leistungen zur Vor- oder Nachbereitung des Implantatempfängerbettes sind nicht im Behandlungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse enthalten und werden deshalb über die Gebührenordnung für Zahnärzte abgerechnet.

Bevor die Leistung erbracht wird, wird der Patient durch einen Kostenvoranschlag über die geplante Behandlung informiert.

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