Artikel 28/05/2020

Wurzelbehandlung für Angstpatienten: Ablauf & Tipps

Ute Kowalleck Zahnarzt
Ute Kowalleck
Zahnarzt
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Viele Menschen kostet der Gang zum Zahnarzt große Überwindung und ist mit zahlreichen Vorbehalten oder gar Angst verbunden. Oft haben Angstpatienten selbst unangenehme Erfahrungen gemacht. Die Erwartung von Schmerzen, manchmal aber auch nur Zeitmangel und persönlicher Stress, sind häufig Ursache für das Ausbleiben des regelmäßigen Zahnarztbesuches.

Schließlich ist den Patienten meist bewusst, dass bei Ihnen ein Behandlungsbedarf besteht. Dann kommt die Scham hinzu, die sie daran hindert, eine Praxis aufzusuchen.

Ängste in der Zahnarztpraxis sind ein häufiges Phänomen

Der erste Schritt, die Überwindung zum Zahnarztbesuch, ist der größte und schwierigste. Doch ist dieser einmal getan, stellen sich die geschürten Ängste meist als unbegründet heraus. Zahnärzte sind heute gut auf die Bedürfnisse von Angstpatienten eingestellt. Modernste Technologien machen es möglich, dass nahezu jede Behandlung schmerzfrei erfolgen kann.

Scham ist nicht notwendig, denn die Aufgabe des Zahnarztes ist es, dem Patienten bei seiner Mundgesundheit zu helfen. Zahnarztangst ist kein Einzelfall und oftmals wird der eigene Gebisszustand schlimmer eingeschätzt als er sich tatsächlich darstellt.

Hinzu kommt, dass die Patienten oft ein falsches Bild von Behandlungen haben. Sei es, weil sie von schlechten Erlebnissen anderer berichtet bekommen haben oder den genauen Ablauf mancher Therapien nicht kennen. Ein allzu häufig mit negativen Vorurteilen verbundenes Verfahren ist dabei die Wurzelbehandlung.

Eine genaue und einfühlsame Aufklärung kann den Patienten auf eine solche Behandlung aber gut vorbereiten.

Wann ist eine Wurzelbehandlung notwendig?

Zunächst gibt es verschiedene Ursachen, die eine Wurzelbehandlung notwendig machen. Dabei kann man im Wesentlichen zwischen einem vitalen und einem nicht mehr lebendigen Zahn unterscheiden. Um zu verstehen, was bei einer Wurzelbehandlung passiert, ist es wichtig zu wissen, wie ein Zahn aufgebaut ist.

Der Zahn besteht aus einer Zahnkrone, dem im Mund sichtbaren Teil des Zahnes und einer Zahnwurzel, mit der er im Kieferknochen verankert ist. Im Inneren des Zahnes liegt die Nervenhöhle, in der sich der Zahnnerv befindet.

Eine Wurzelbehandlung wird notwendig, wenn die Karies die Zahnhartsubstanzen (Zahnschmelz und Zahnbein) bis zur Nervenhöhle aufgeweicht hat. Aber auch wenn sich, beispielsweise infolge eines Traumas, eine Entzündung an der Wurzelspitze ausgebildet hat.

Ist eine Wurzelbehandlung schmerzhaft?

Wenn bei einem lebendigen Zahnnerven eine Wurzelbehandlung erfolgen muss, macht sich der Zahn im Vorfeld meist schon durch eine starke Temperaturempfindlichkeit bemerkbar. Vor allem auf Kälte reagieren solche Zähne hochsensibel.

Dann erfolgt zunächst eine lokale Betäubung des Zahnes. Wenn die Anästhesie gesetzt wurde, spürt der Patient häufig sofort eine Schmerzlinderung. Ist das nicht der Fall, wird der Zahnarzt die Dosierung noch etwas anpassen, bis ein vollständiges Taubheitsgefühl des Zahnes einsetzt.

Diese Nachinjektion wird der Patient kaum noch spüren, da die Schleimhäute schneller taub werden als der Zahn selbst. Sollte der Zahnnerv einmal dennoch nicht absolut zur Ruhe kommen, wird der Zahnarzt erst einmal ein Medikament einlegen, das die Entzündung eindämmt. In einer weiteren Sitzung wird die Behandlung mit einer Lokalanästhesie problemlos durchführbar sein.

Ein nicht mehr lebendiger Zahn reagiert nicht mehr auf Kälte. Dennoch können solche Zähne sehr berührungsempfindlich sein. Dann haben sich meist schon entzündliches Sekret und Eiter in der Umgebung der Wurzelspitze angesammelt. Dadurch kann es nötig sein, das Gewebe zu betäuben.

Bei einer stark entzündeten Umgebung mit Schwellung der Gewebe muss der Schmerz etwas entfernt von der Entzündungsregion ausgeschaltet werden. Dadurch kann das Betäubungsmittel seine volle Wirkung entfalten.

Wie läuft die Wurzelbehandlung ab?

Ist der Zahn schmerzfrei, kann die Wurzelbehandlung erfolgen. Dabei wird zunächst die Zahnkrone von der Kaufläche her bis zur Nervenhöhle eröffnet. Bei Schneidezähnen erfolgt diese Eröffnung der Nervenhöhle unauffällig von der Innenseite des Zahnes. Dabei werden stark entzündete und vereiterte Zähnen meist schon entlastet, da das angehäufte Sekret jetzt einen Abflussweg hat.

Nun werden die Nervenkanäle in den Wurzeln, ausgehend von der Nervenhöhle, mechanisch durch feine Instrumente gereinigt. Ein Seitenzahn kann dabei bis zu vier Kanäle haben. Eine zusätzliche chemische Aufbereitung durch antimikrobielle Spüllösungen sorgt dafür, dass auch feine Abzweigungen bei der Reinigung erreicht werden. Wenn die Nervenkanäle vollständig gesäubert sind, können sie wieder keimdicht verschlossen werden.

Hierzu werden meist kleine kautschukähnliche Stäbchen in Kombination mit einem fließfähigen Zement verwendet. Das Loch in der natürlichen Zahnkrone wird abschließend durch eine Füllung wiederaufgebaut. Bleibt der Zahn beschwerdefrei, muss er meist durch eine zahntechnisch hergestellte künstliche Krone oder Teilkrone wieder stabilisiert werden…

Wie kann mein Zahnarzt helfen, wenn ich dennoch Angst vor der Behandlung habe?

Um dem Patienten im Voraus die Angst vor einer Wurzelbehandlung zu nehmen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Der Patient sollte vorab ausreichend Informationen von seinem Zahnarzt erhalten, um sich mit den Abläufen auseinandersetzen zu können. Dabei kann der Behandler auch genau darüber aufklären, welche Optionen der Schmerzlinderung und -ausschaltung zur Verfügung stehen.

Praxen, die sich auf Angstpatienten spezialisiert haben, legen schon bei der Innenausstattung Wert darauf, dass sich eine gewisse Wohlfühlatmosphäre einstellt. Ein wohnlich gestaltetes Wartezimmer, warme Farben an den Wänden und stimmungsvolle Musik lassen den Patienten fast vergessen, dass er beim Zahnarzt sitzt.

Bildschirme an der Behandlungseinheit können mit einem beruhigenden oder erheiternden Programm auch im Sprechzimmer für ausreichend Ablenkung sorgen. Hilfreich können auch angstlösende Verfahren wie die Lachgassedierung sein. Sie sind häufig eine Alternative zu risikoreichen Maßnahmen, zum Beispiel einer Vollnarkose.

Und was kann ich selbst noch tun?

Auch der Patient kann dazu beitragen, seine Angst vor zahnärztlichen Therapien, wie einer Wurzelbehandlung, zu bekämpfen. Lassen Sie sich nicht von den negativen Erfahrungen anderer verunsichern. Teilen Sie Ihren Freunden und Verwandten mit, dass Sie lieber mit einer positiven Erwartungshaltung herangehen möchten. Bitten Sie sie, von detaillierten Schilderungen Ihrer unangenehmen Erlebnisse abzusehen.

Vorsicht auch bei der Suche nach Informationen im Internet. Eine informative Onlinerecherche ist für Laien häufig schwierig und führt meist zu unnötigen Verunsicherungen. Stellen Sie Ihrem Zahnarzt lieber direkt alle Fragen, die Sie im Vorfeld einer anstehenden Behandlung noch beschäftigen. Er wird sicher gern bereit sein, mit Ihnen einen Beratungstermin zu vereinbaren.
Stören Sie die Geräusche während einer Behandlung? Fragen Sie Ihren Zahnarzt, ob Sie Ihre eigene Musik über Kopfhörer anhören können.

Es kann auch hilfreich sein, sich ein wenig mit verschiedenen Entspannungstechniken zu beschäftigen (z. B. autogenes Training, Progressive Muskelentspannung etc.), um die eigene Anspannung vor einem anstehenden Termin zu reduzieren.

Eine Verordnung zusätzlicher beruhigender Medikamente ist nur in seltenen Fällen erforderlich.
Und zum Schluss: Bleiben Sie entspannt! Eine Wurzelbehandlung ist eine recht aufwändige zahnärztliche Therapie. Mit einer lokalen Betäubung kann sie aber schmerzfrei durchgeführt werden.

Ihr Zahnarzt wird Ihnen gern dabei helfen Ihre Angst zu besiegen. Dann können Sie die Praxis mit Ihrer eigenen positiven Erfahrung verlassen.

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