Zahnimplantate bei Osteoporose - ein unkalkulierbares Risiko?

© contrastwerkstatt - Fotolia.com
Bei einem Patientenanteil von über 70% Frauen bei implantologischen Fragestellungen in unserer Praxis-Klinik tritt die Frage nicht selten mehr als einmal am Tag auf.

Nach Einschätzung führender Orthopäden in Deutschland leiden etwa 4,8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik an Osteoporose (Knochenerweichung). Meist sind Frauen während und nach den Wechseljahren betroffen. Neben den hormonellen Umstellungen können aber auch andere Ursachen eine Osteoporose begünstigen: Falsche Ernährung mit Verzicht auf kalziumhaltige Nahrungsmittel (Milch, Gemüse, Mineralwasser) kann den Verlust von Kalzium aus den Knochen begünstigen.

Glücklicherweise zeigt sich eine Osteoporose im Kieferknochen erst sehr spät. Die vom Orthopäden durchzuführende Knochendichtemessung macht unserer Erfahrung nach keine treffende Aussage über die Knochenqualität des Kieferknochens. Hier scheinen andere Gesetzmäßigkeiten zu gelten, d. h. der Kieferknochen ist noch lange stark und kräftig, selbst wenn andere Knochen im Körper bereits schwächer geworden sind.

In Fällen schwerster Osteoporose lassen sich Implantate zwar einsetzten, deren Belastbarkeit ist allerdings meist deutlich herabgesetzt. Erfahrungsgemäß zeigt der Knochen dann auch eine geringere Widerstandskraft gegen Entzündungen. Kommt eine Neigung zu einer parodontalen Erkrankung (entzündlich verursachte Taschenbildung des Zahnfleisches) hinzu, so kann die Prognose schwierig werden. Im Extremfall sind auch über Jahre hinweg gut osseointegrierte (eingewachsene) Implantate schon bei kleineren unphysiologischen Belastungen (z. B. Abdrucknahme) verloren gegangen.

Der erfahrene Implantologe wird schon bei der Anamneseerhebung nach Osteoporose fragen. Spätestens bei der ersten Bohrung wird der Spezialist die Knochenqualität einschätzen können. Gute Vorhersagen bezüglich der Qualität des Kieferknochens fallen schwer. Mit bildgebenden Verfahren (Computertomographie=CT, Digitale Volumentomographie=DVT) lassen sich Dichtewerte in größeren Knochenarealen bestimmen. Leider zeigen die dort zu messenden Dichtewerte nicht immer die wirkliche Situation. Neuere Forschungen (z. B. mit Ultraschall) laufen diesbezüglich, sind aber noch nicht zur klinischen Reife gelangt. Derzeit ist also die Erfahrung des Implantologen noch unersetzbar.

Besonderes Augenmerk verdient eine inzwischen weit verbreitete Behandlungsform der Osteoporose mit so genannten Bisphosphonaten. Diese Substanzen reduzieren den Knochenstoffwechsel anhaltend. Die implantologischen und chirurgischen Fachgesellschaften sind sich derzeit in Ermangelung einer guten Datenlage noch sehr uneinig, in wieweit in solchen Fällen auf Implantationen verzichtet werden muss.

Die medizinischen Zusammenhänge sind sehr komplex. Deshalb ist in Fällen von Osteoporose eine Implantatversorgung durch den Facharzt für MKG-Chirurgie empfehlenswert, da dieser durch sein Doppelstudium (Medizin und Zahnmedizin) über einen sehr guten allgemeinmedizinischen Hintergrund verfügt.

Fazit: In leichten und mittleren Fällen von Osteoporose kann implantiert werden. In jedem Fall sollte fachkundiger Rat eingeholt werden.

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

Wie hilfreich fanden Sie diesen Artikel? 27

Kommentare (20)

Kerstin, 14.07.2019 - 21:22 Uhr

Hallo. Würde mich sehr über einen Ratschlag von ihnen freuen. 2017 hatte ich Brustkrebs, und muss Anastrozol täglich einnehmen. Es verursacht Osteoporose. Jetzt wurde eine Ostepanie festgestellt. Eigentlich sollte ich Ende Juli 3 Implantate im Unterkiefer gesetzt bekommen, aber eine befreundete Ärztin sagte mir das sollte ich lieber sein lassen

AM, 08.04.2019 - 20:50 Uhr

Herzlichen Dank nochmals Herr Dr. Fürstenau. Ich wäre auch zu jung für eine Osteporose, gebe ich Ihnen Recht. Sie sind Fachmann und ein sehr guter Ortopäde, davon gibt es eben nicht viele, was ich eben so erfahren habe.Ich wollte ja von der Ärtztin wissen, ob die Osteporose von der damaligen Fraktur entstanden ist, diese Frage konnte sie mir nicht beantworten. Dann wäre ich eben schon zufrieden. Ob da was bei der Knochendichte schiefgelaufen ist, war nicht immer so ruhig auf der Liege. Habe auch gelesen bei dünnen Männern besteht die Gefahr eine Osteporose zu bekommen.Möchte Ihnen noch mitteilen, dass ich im November sehr krank war, eindeutig kam es durch das Antibotikum was ich im Juli einnahm, ich hatte eine Blasenentzündung, ich wollte es zuerst nicht, trug Tage das rezept mit mir rum. Ich arbeite übrigens im Seniorenheim, kenne mich da allgmein im medizinischen Beriech ganz gut aus. Jedenfalls verlor ich im November 7 kg Gewicht, Durchfall, Untersuchung auf alles gemacht, ich hatte eben nur noch schlechte Darmbakterien. Bis heute habe ich wieder 5 Kg zugenommen. Ich esse gut, kann auch alles Essen, verbrenne eben schnell. Jetzt noch was, ich treibe seit 2004 Kraft-und Ausdauertraning, Gewichte, Bankdrücken, etc. Mein Rücken ist oben durchtraniert, den Rückenstrecker/beuger kennen Sie bestimmt, dass habe ich selten gemacht, da hab eich immer etwas Rückenweh bekommen,Ledenwirbel, da ist wohl nicht so gut traniert, konnte mir bisher auch niemand sagen, ob ich den Rückenstrecker machen soll. Ich bin 188cm groß und wiege heute 67 Kg. Muskelmasse hatt eichja auch verloren durch krankheit. Ich gehe jetzt wieder 3x die Woche, bin froh wieder so auszusehen wie damals. Schade, dass Sie nicht in meiner Nähe sind. Morgen will die Ortopädie Praxis Blut abnehmen, dann soll die Therapie besprochen werden. Ich werde auf keinen Fall täglich über 2-3 Jahre diese Tabletten einnehmen, dann gibt es ja auch Spritzen die man alle 6 Monate bekommen kann. Kann ich da zu jedem Internisten gehen? Das muss ich klären. Ich glaube, Sie haben da Recht mit den Kalksalzen im Körper. Wenn es so ist, muss ich dann trotzdem diese Tabletten Therapie machen? Ich nehme zurzeit Cholecalciferol D3 ein,kein zusätzliches Calzium. Mit freundlichen Gruß AM

Antwort von Dr. med.Werner Fürstenau, MSc, verfasst am 09.04.2019

Das kann ich von hier aus nicht beurteilen. Die mögliche Therapie sollte mit dem Doc vor Ort abgestimmt werden. Jeder Fall ist tatsächlich anders. Sollten Sie vielleicht Bisphoshonate bekommen, dann muss vorher unbedingt eine Untersuchung des Zahnsystems erfolgen! Bitte beim einem mit diesem Thema vertrauten Oralchirurgen oder beim Kieferchirurgen. [Nebenbei: ich bin kein Orthopäde, sondern Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie]

A.M, 06.04.2019 - 13:24 Uhr

Vielen Dank Herr dr. Fürstenau, zu meinem Anliegen: Internistische Abklärung verstehe ich nicht? Hallo, ein T-Wert von -3.6 spricht für eine Osteoporose. In der Regel ist dann auch ein Behandlungsbedarf gegeben, insbesondere, wenn zuvor schon eine Fraktur gegeben war. Wenn die angegebene Fraktur vor 13 Jahren war, sollte abgeklärt werden, ob ein Zusammenhang besteht. Ebenso sollte unbedingt eine internistische Abklärung erfolgen. Altersentsprechend scheint mir der Befund jedenfalls nicht. Also: 1. zum Internisten 2. Ursache der Fraktur klären 3. Therapiemöglichkeiten ausloten 4. Zahnimplantate bis zur Klärung zurückstellen.

Antwort von Dr. med.Werner Fürstenau, MSc, verfasst am 08.04.2019

Es gibt Fälle in denn z. B. ein Hyperparathyreoidismus vorliegt, der verfrüht zum Verlust von Kalksalzen im Knochen führen kann. Das bekommt nur der Internist raus mit Laboruntersuchung und ggf. Sonograpfie. Eine vollständige Diagnostik sollte vor einer etwaigen Therapie erfolgt sein. Sie sind halt viel zu jung für den Befund.

Andreas M., 03.04.2019 - 22:22 Uhr

Guten Tag, ich habe seit Befund März 2019 Gesamt Werte Hals-3,2 Gesamt T-Wert 3,6. Ich war geschockt bei dem Ergebnis, ich bin Sportler 58 j , mache schon seit Jahren Krafttraning, hatte allerdings eine Fraktur im Bereich 4 2006 gehabt. Ich bekam nicht meine Fragen alle beantwortet bei dem Ortopäden, ob es sich durch den Bruch entwickelt haben könnte. Nun sollen auc hbei mir 2 Implantate gesetzt werden, habe noch keine Therapie angefangen, soll ich erst ohne die Therapie die Implantate setzen lassen? Ich brauche da Hilfe umgehend. Ich muß jetzt meinem Zahnarzt Bescheid geben. Im Befund bei mir bei der Knochendichtemessung steht: Die Werte liegen im osteporotischen Bereich, konkreter ist keine Aussage gemacht, eben der Wert 3,6. Ist das denn eine leichte oder mittlere Osteporose? Freue mich über eine Antwort. Vielen Dank.

Antwort von Dr. med.Werner Fürstenau, MSc, verfasst am 06.04.2019

Hallo, ein T-Wert von -3.6 spricht für eine Osteoporose. In der Regel ist dann auch ein Behandlungsbedarf gegeben, insbesondere, wenn zuvor schon eine Fraktur gegeben war. Wenn die angegebene Fraktur vor 13 Jahren war, sollte abgeklärt werden, ob ein Zusammenhang besteht. Ebenso sollte unbedingt eine internistische Abklärung erfolgen. Altersentsprechend schient mir der Befund jedenfalls nicht. Also: 1. zum Internisten 2. Ursache Fraktur klären 3. Therapiemöglichkeiten ausloten 4. Zahnimplantate bis zur Klärung zurückstellen

Frank S., 03.05.2018 - 21:44 Uhr

Ich habe starke Osteoporose. Alle Zähne sind locker. Der Zahnarzt möchte mir ein Gebiss-oben und unten mit jeweils 4 Implantaten als Unterstützung einsetzen-hat das überhaupt Zweck ? Alter 60

Antwort von Dr. med.Werner Fürstenau, MSc, verfasst am 07.05.2018

Sie haben sicher eine Knochendichtemessung (z. B. beim Orthopäden) durchführen lassen. Sollten Sie von dort die Mitteilung bekommen haben, dass die Osteoporose schwergradig ist, so sollte man den Kieferknochen gut einschätzen. Häufig sieht man im 2D-Röntgen erste Anhaltspunkte. Eine bessere Einschätzung erlaubt eine 3D-Röntgendiagnostik (DVT); hier kann man mehr zur Knochendichte sagen. In jedem Fall sollte ein extrem erfahrener Implantologe die Sache mit Ihnen zusammen einschätzen und eine Entscheidung treffen. Der "Gelegenheits-Implantologe" mit wenig Erfahrung in schwierigen Fällen kann damit überfordert sein. Die Interpretation einer Knochendichtemessung vom Orthopäden ist für Zahnmediziner häufig schwierig - ein Kieferchirurg hat dazu mehr Ausbildung und mehr klinische Erfahrung. Wenn alle Zähne locker sind, dann ist nicht selten eine parodontale Vorerkrankung daran beteiligt. Auch das muss gut überlegt sein, inwieweit sich eine Implantatversorgung dann überhaupt anbietet.

Erika S, 27.10.2016 - 12:50 Uhr

Ich habe vor circa 5 Jahren mit der Einnahme von Osteoporose-Behandlung-Tabletten aufgehört. Kann ich trotzdem Zahnimplantate gesetzt bekommen?

Antwort von Dr. med.Werner Fürstenau, MSc, verfasst am 28.10.2016

Dazu müsste man zunächst wissen, welches Medikament genommen wurde.

Kerstin, 25.08.2015 - 21:55 Uhr

Hallo hätte auch eine Frage. Mir wurde im Oberkiefer Frontzähne künstlicher Knochen aufgebaut. Nach 9 Monaten wurde jetzt eine Schleimhautmessung durchgeführt und dabei festgestellt, dass noch immer nicht genug Knochen vorhanden ist. Jetzt soll bei mir die Knochendichte gemessen werden. Bin schon total verzweifelt . Muss ich denn jetzt noch mehr Knochen aufbauen lassen und die ganze Prozedur geht von vorne los? Vielen Dank M.f.G. Kerstin

Antwort von Dr. med.Werner Fürstenau, MSc, verfasst am 27.08.2015

Hallo Kerstin, ist bei Ihnen denn eine Osteoporose bekannt? Mit welchem Material ist der Aufbau denn gemacht worden? Wenn zu wenig Substanz da ist, dann nützt die Dichtemessung allein auch nichts. Wenn nun angeblich zu wenig Knochen da sei, was hat Ihnen der Behandler denn jetzt für eine Strategie empfohlen? Vielleicht sollten wir verschieden Details besser privat klären: Schreiben Sie doch bitte an info@drfuerstenau.de Ganz allgemein: Nach Zahnverlust bildet sich der zahntragende Kieferanteil gerne rasch zurück. Gerade in der Front sieht man das häufig. Ein Knochenaufbau kann auf viele verschiedene Arten stattfinden. Meist stellt sich der Erfolgt deutlich früher ein als 9 Monate. Das hängt aber stark vom Material und von Ihren Gegebenheiten ab. Nach einiger Zeit versucht der Körper auch, einen Aufbau wieder klein zu kriegen. Können rechtzeitig Implantate eingebracht werden, so bildet sich der aufgebaute Knochen nicht mehr zurück.

Güni, 25.09.2014 - 15:47 Uhr

Guten Tag Dr. Fürstenau, Ich sollte zwei Implantate in den zahnlosen Oberkiefer bekommen. Bei der Freilegung ist ein Implantat gleich wieder rausgefallen. Daraufhin wurde ein DVT angefertig und mir wurde anhand der Bilder gesagt, dass der Kochen sich in der Zeit zwischen Implantation und Freilegung zurückgebildet hat und daher die Implantate ausfallen. Begründung evtl. Osteoporose und keine Durchblutung des Knochens. Ist das innerhal 5 Monaten möglich? Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen Günther

Wilma, 27.05.2014 - 17:22 Uhr

Danke,mir haben ihre Hinweise sehr geholfen.Wollte mir Implantate im OK setzen lassen.Die Kieferchirurgin hat mich verunsichert,weil ich eine mittelschwere Osteoperose habe und seit mehr als vier Jahren mit Actonel behandelt wurde(jetzt 1 Jahr Prolia bekomme.Ich kann jetzt besser das Risiko einschätzen und muß leider von Implantaten Abstand nehmen.

Thomas, 21.11.2013 - 16:17 Uhr

Laut meinem Zahnarzt kann das aber auch schon die jüngere Generation betreffen. Hab mich bzgl. des Themas Zahnersatz nun mal an einen Arzt gewandt und ich hoffe erst ist der richtige AP für Zahnimplantate in Zurüch. Bin selbst erst 26 und muss mich schon mit diesem Thema beschäftigen. Eigentlich traurig...:-(

Helga Hatje, 21.10.2012 - 03:47 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Fürstenau, Ihr Artikel mit seinen Erklärungen hat mir sehr geholfen! Danke und mit freundlichem Gruß Helga Hatje

Ingeborg lorenz, 20.09.2012 - 13:33 Uhr

ich bin 66 jahre alt und habe osteoporose.mein behandelter arzt hat mir ein Medikament verschrieben. kann ich trotzdem zahnimplantate im oberkiefer setzen lassen?

Hana laufer, 02.09.2012 - 20:06 Uhr

Ich bin 80 Jahre alt und leide sehr durch die Unterfütterung und die damit verbundenen Klebeemittel beim Zahnersatz.Trotz schwerer Osterporose erwäge ich nun 2 Implantate im Oberkiefer.Ist das sinnvoll?vielen Dank Hana Laufer

Antwort von Dr. med.Werner Fürstenau, MSc, verfasst am 03.09.2012

Sehr geehrte Frau Laufer, sollte Ihre Osteoporose sehr weit fortgeschritten sein und sollten ggf. auch schon Spontanfrakturen aufgetreten sein, so ist zu erwarten, das gerade der Oberkiefer auch betroffen ist. Letztlich muss das der erfahrene Implantologe abschätzen - spätestens bei der ersten Bohrung wird er dazu etwas sagen können. Etwaige Knochendichtemessungen im Kieferbereich können mittels DVT erfolgen. Meiner Erfahrung nach lässt sich das aber recht schwer anhand von Messwerten einschätzen, da für den Kieferknochen andere Gesetzmäßigkeiten gelten als für alle anderen Knochen. Darüber hinaus muss man fragen, wie der Zahnersatz aussehen soll, der im Oberkiefer mit \"nur\" 2 Implantaten gehalten werden soll.

Interessante Artikel zum Thema

Sie suchen einen passenden Arzt für Ihre Symptome?