Therapiezentrum Münzesheim

Wenn der Träger einer Klinik eine von der jeweiligen Kirche notorisch unterprivilegierte Einrichtung - hier die Stadtmission Heidelberg - ist, sollte man dies mit Vorsicht genießen. Den jahrelangen Leiter, Dr. B., schätze ich sehr sowohl aufgrund seines angenehmen Umgangs mit Menschen als auch wegen seiner offenkundigen Qualifikation. Er kann sich darüber hinaus auf eine Reihe m.E. psychologisch sehr qualifizierter Mitarbeiter verlassen. Das relativ angenehme Ambiente und die herrliche Lage dieser (früher geschlossenen) Klinik täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass abgesehen von einem Stamm sehr qualifizierter und auch engagierter Mitarbeiter zahlreiche sog. Fachkräfte beschäftigt sind, die vermutlich im Rahmen der Verwaltungsbürokratie dort einen Job bekommen haben. Junge und völlig unerfahrene Frauen, die sich erst mal selbst finden und auch organisieren müssen, auf - mit Verlaub gesagt - versierte \"Suchtbolzen\" anzusetzen, ist zwar bürokratisch nachvollziehbar, fachlich jedoch eigentlich nicht zu verantworten. Für einen Patienten ist es reine Glücksache, ob er psychotherapeutisch in qualifizierte Hände gerät oder eben nur zur Nummer wird. Den Chefarzt und einen Teil (aber auch nur einen Teil) seiner Stammkräfte halte ich für durchaus kompetent, sehe sie aber leider nur als Figuren in einem Gesamtkonzept, das auf dem Umweg über die Einrichtung Volksmission dazu da ist, Geld für die Kirche zu verdienen. Patienten werden aus vermeintlich therapeutischen Gründen und natürlich ohne Entgelt und womöglich ohne ausreichenden Versicherungsschutz zu Arbeitseinsätzen herangezogen, für die ein qualifizierter Handwerksbetrieb teuer bezahlt werden müsste. Es kommt also auch in Münzesheim vermutlich nicht von ungefähr, dass die Zahl der vorzeitigen Abbrecher, die natürlich in keiner Erfolgsstatistik auftauchen, meiner Erkenntnis nach relativ hoch ist. Die angeblich hohen Erfolgs- oder Heilungsquote ist für mein Empfinden also mit größter Vorsicht zu genießen.