Dr. med. Ewald Becherer

Dr. med. Ewald Becherer

Die Patientin war 1 mal bei mir, 40 min. lang ("wenig Zeit" ?). Sie kam in der 15. Schwangerschaftswoche zur Erstuntersuchung in der Schwangerschaft und hatte ein paar Risikofaktoren, die ihre Schwangerschaft zur Risikoschwangerschaft machten. Ich empfahl ihr ein gut verträgliches, schulmedizinisches Medikament (ASS 100). Sie lehnte aber ab, wollte "keine Chemie schlucken" und erwartete eine naturheilkundliche Alternative. Eine gleichermaßen bewährte und verlässlich wirksame naturheilkundliche Alternative gibt es aber nicht und eine weniger verlässliche Behandlung schien mir in dieser Situation nicht angemessen. Sie war enttäuscht und verärgert ("Aufklärung sehr mangelhaft"). In Anbetracht der Risiken hatte ich kein Verständnis für Ihre Entscheidung ("null Empathie") und klärte sie noch einmal eindringlich über die Risiken und die möglichen Folgen auf ("nicht gewillt Ängste zu nehmen"). Sie ging ohne Behandlung und kam nicht wieder.
Wenige Wochen nach dieser "Bewertung" erhielt ich einen Brief aus der Klinik, dass die Schwangerschaft in einer später Fehlgeburt zu Ende gegangen ist.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie mit ihrem Unbehagen anders umgegangen wäre.

Dr. med. Ewald Becherer

Alle Menschen machen mal Fehler, auch die Ärzte. Ich auch. Und auch die Patientin wird keine Ausnahme sein. Dass ich den Nierenstau nicht erkannt habe, tut mir leid. Warum es nicht geschehen ist, bleibt leider unklar. Wie jeder Frauenarzt weiß auch ich, dass es zu einem Nierenstau kommen kann. Um das zu klären, wäre ein gemeinsames Gespräch hilfreich gewesen. Was hat die Patientin gesagt? Habe ich nicht an einen Nierenstau gedacht oder den richtigen Gedanken nicht weiter verfolgt? Und wie kam es dazu? Zu diesem Gespräch kam es leider nicht.
Ohne uns (und vielleicht insbesondere mir) die Möglichkeit zu geben, den Fehler zu erkennen und daraus zu lernen, prangert mich die Patientin einfach öffentlich an. Ich kann diesem Umgang mit einem (vermeintlichen?) Fehler nichts Positives abgewinnen. Und ich hoffe für uns Menschen, dass ein solches Verhalten nicht üblich wird.

Ich glaube schon, dass ich den Schwangeren die wichtigen Informationen zu einer Schwangerschaft weitergebe.
Und zusätzlich besprechen wir alle persönlich wichtigen Fragen, die eine Schwangere darüber hinaus noch hat. Bisher wurde noch nicht an mich heran getragen, dass dieser Informationsfluss unzureichend oder problematisch ist. Diese Patienitn bedauert öffentlich, dass sie Fragen stellen musste. Es bleibt offen, ob es allgemein wichtige Informationen waren oder vielleicht für diese individuelle Patientin persönlich wichtige Fragen. Was man öffentlich bei anderen bemängelt, sollte man meines Erachtens selbst leben. Wenn jemand einen Fehler macht, wären menschliche Wärme und ein klärendes Gespräch hilfreich.