Artikel 12/12/2009

Paraffin: Gesundheitsgefahren durch Kerzen in der Weihnachtszeit

Team jameda
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Kerzen vermitteln in der Weihnachtszeit Gemütlichkeit und lassen einen durch ihr warmes Licht innerlich zur Ruhe kommen. Auf dem Adventskranz, in Teelichtgläsern im Haus verteilt und an Weihnachten als Illumination eines traditionellen Weihnachtsbaumes, sind Kerzen ein fester Bestandteil der Weihnachtsdekoration. Wissenschaftliche Untersuchungen stellten jedoch fest, dass herkömmliche Kerzen die Gesundheit erheblich gefährden können. Der Trend sollte daher zu Kerzen aus natürlichen Rohstoffen und ohne Beduftung gehen.

Vielfältige Schadstoffe in Kerzen
Ungefähr 95% aller auf dem Markt befindlichen Kerzen sind aus schnell abbrennendem Paraffin, einem Erdölprodukt, hergestellt. Vor allem billige Kerzen aus Asien sorgen in vielen Fällen für enorme Schadstoffbelastung in unseren Innenräumen. Neben Verbrennungsrückständen aus dem Paraffin gelten z. T. auch Pestizide, Lösemittel, PAK’s und Schwermetalle wie Blei und Zink zu den Stoffen, die durch Kerzen in Innenräumen freigesetzt werden können. (1,2,3,4,6)

Natur nicht grundsätzlich bedenkenlos
Konventionelle Bienenwachskerzen sind oft mit Pestiziden und Arzneimitteln belastet, die durch Abbrennen freigesetzt werden. (7) Wenn nicht vermerkt ist, dass die Kerze aus 100% Bienenwachs besteht, kann das Wachs auch mit billigem Paraffin gestreckt sein.

Bei Stearinkerzen sollte man darauf achten, dass sie aus rein pflanzlichen Fetten (Pflanzenstearin) gewonnen sind, da es auch Kerzen gibt, deren Stearin aus Rindertalg und Schlachtabfällen hergestellt wird. Auch Stearinkerzen können einen hohen Paraffinanteil aufweisen, was auf den ersten Blick nicht auffällt (6). Echte Stearinkerzen riechen nicht, das Material sieht zudem durch seinen besonderen Glanz und die materialbedingte Marmorierung sehr edel aus.

Achtung giftige Farbstoffe
Violettfarbene Kerzen waren vor Jahren häufig mit dioxinhaltigen Farben und Pigmenten verunreinigt. Ob importierte Kerzen diese seit 1994 in Deutschland verbotenen dioxinhaltigen Farbstoffe noch enthalten, ist nicht völlig auszuschließen (6).
 
Auf Duftkerzen besser verzichten
Beduftung von Räumen ist zu einer Problematik herangewachsen, die bei von vielen Menschen zwischenzeitlich als störend empfunden wird. Menschen, die unter Allergien, Atemwegsbeschwerden, Chemikalien-Sensitivität oder unter häufiger Migräne leiden, sind besonders betroffen. Bei ihnen lösen Duftstoffe vielfältige Gesundheitsbeschwerden aus. Man sollte daher in Gegenwart dieser Menschen auf Duftkerzen verzichten und sie auch in Räumlichkeiten mit Publikumsverkehr nicht einsetzen.

Wie problematisch Duftkerzen für Allergiker sein können, zeigte eine Studie aus den USA. Wissenschaftler ließen Studienteilnehmer eine Duftkerze in der Hand halten. Sie stellten fest, dass ein kurzes Anfassen ausreichte, um bestimmte Chemikalien über die Haut in den Körper gelangen zu lassen. (8) Ist jemand auf Duftstoffe allergisch, kann dies schon zu Kontaktdermatitis führen.
Eine ganze Reihe von Duftstoffen, die bei Kerzen zum Einsatz kommen, sind noch aus anderen Gründen überaus problematisch. Duftstoffe lösen nämlich nicht nur klassische Kontaktallergien aus, also Hautausschläge und Ekzeme, sondern u.a. auch Kopfschmerzen, Asthmaanfälle, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Übelkeit, etc. Die Ursache dafür ist, dass sie aus einer Mischung von Chemikalien bestehen, die auf unseren Organismus einwirken.

Umweltbehörden und Wissenschaftler warnen
Die Abteilung für Luftverschmutzung der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA warnte bereits 2002 vor Bleiemissionen durch Kerzen. Das Blei wird dem Docht zum Erreichen von mehr Stabilität zugesetzt. Die Dochte der von der EPA untersuchten Kerzen bestanden zu 39-74% aus Blei. (1)

Weitere Wissenschaftlerteams fanden heraus, dass Emissionen zum Teil so stark sind, dass Wohnräume erheblich durch die freigesetzten Bleidämpfe belastet werden können. (1,2, 3) Die Schadstoffpartikel schlagen sich auf dem Boden, Wänden und Mobiliar nieder und dünsten weiter aus. Sie können leicht über die Lunge und den Gastrointestinaltrakt aufgenommen werden. Australische Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Bleibelastung in kleinen, schlecht belüfteten Räumen bei regelmäßiger Kerzenbenutzung sogar so hoch werden kann, dass sie eine Bleivergiftung und Tod verursachen kann (2).

Gesundheitsrisiko vor allem für Kinder
Trotz, dass Blei nicht mehr in Benzin oder Farben zugesetzt ist, haben Kinder heutzutage noch häufig eine deutliche Bleibelastung aufzuweisen. (1,2) Blei- und Schadstoffemissionen aus Kerzen können für Kinder eine bedenkliche Belastungsquelle darstellen, denn sie halten sich im Durchschnitt 88% der Zeit in Innenräumen auf. Eine Bleibelastung im Blut eines Kindes kann schon durch einmal wöchentliches Anzünden von entsprechenden Kerzen erreicht werden. Die EPA geht daher davon aus, dass die Bleibelastung bei Kindern heutzutage z. T. auch auf das Konto von häufigem Abbrennen von Kerzen geht, oder nahezu alleinig durch Kerzen verursacht wird, die in kleinen Räumen abgebrannt wurden. (2) Der Organismus von Kindern ist weitaus anfälliger als der von Erwachsenen, weshalb Schwermetalle und Chemikalien zusätzlich leicht die neurologische und immunologische Entwicklung stören können. (1,3)

Welche Kerzen kann man ohne Bedenken einsetzen?
Ökologische Kerzen aus Pflanzenstearin ohne Paraffinzusatz, Soja oder Bienenwachs stellen eine vergleichsweise gefahrlose Alternative dar. Die zum Färben verwendeten Farbstoffe sind unbedenklich. Der etwas höhere Kaufpreis zahlt sich aus, denn sie brennen wesentlich länger.

Kleine Tipps am Rande
Um ein Rußen der Kerzen zu verhindern und die Brenndauer maximal auszunutzen, sollte der Docht immer kurz gehalten werden. Zusätzlich sollte man darauf achten, Kerzen nicht in Zugluft zu betreiben oder Windlichter zu verwenden. Das Löschen einer Kerze sollte durch Eintauchen des Dochtes in das flüssige Wachs erfolgen, um Rauchentwicklung zu verhindern. Es gibt auch spezielle Kerzenlöscher aus Metall, mit denen man die Flamme ersticken kann. Nach jeder Kerzenbenutzung sollte grundsätzlich gründlich gelüftet werden.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. November 2009

Literatur:

Wasson SJ, Guo Z, McBrian JA, Beach LO. , Lead in candle emissions.  US Environmental Protection Agency, National Risk Management Research Laboratory, Air Pollution Prevention and Control Division, Research Triangle Park, NC 27711, USA. Sci Total Environ. 2002 Sep 16;296(1-3):159-74.

Van Alphen M. Emission testing and inhalational exposure-based risk assessment for candles having Pb metal wick cores. Lead Sense, South Australia, Australia. Sci Total Environ. 1999 Dec 15;243-244:53-65.

Nriagu JO, Kim MJ. Emissions of lead and zinc from candles with metal-core wicks. Department of Environmental Health Sciences, School of Public Health, University of Michigan, Ann Arbor 48109-2029, USA. Sci Total Environ. 2000 Apr 24;250(1-3):37-41.

Lau C, Fiedler H, Hutzinger O, Schwind KH, Hosseinpour J. Levels of selected organic compounds in materials for candle production and human exposure to candle emissions. University of Bayreuth, Germany. Chemosphere. 1997 Mar-Apr;34(5-7):1623-30

Bonnekoh B, Merk HF. Airborne allergic contact dermatitis from benzoyl peroxide as a bleaching agent of candle wax.Department of Dermatology, University of Cologne, Koln, Germany. Contact Dermatitis. 1991 May;24(5):367-8.

Bayrisches Landesamt für Umweltschutz, Umweltberatung Bayern, Weihnachts- und Silvesterartikel, Nov. 2004

Wallner, K. Kerzen aus Bienenwachs – ein Risiko. Die Bienenpflege: 296-298, 1998

Api AM, Bredbenner A, McGowen M, Niemiera D, Parker L, Renskers K, Selim S, Sgaramella R, Signorelli R, Tedrow S, Troy W., Skin contact transfer of three fragrance residues from candles to human hands,Regul Toxicol Pharmacol. 2007 Aug;48(3):279-83. Epub 2007 Apr 20

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