Artikel 21/07/2015

Kreuzspinne trifft Brustimplantat: Neues aus der Biotechnologie

Team jameda
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Von der Kreuzspinne zur Spinnenseide

Der Gedanke an eine Kreuzspinne mag den ein oder anderen ekeln. Aber was hat eine Kreuzspinne mit Brustimplantaten zu tun? Es ist die Seide, die das Interesse der Materialwissenschaftler und Mediziner geweckt hat. Ihre physikalischen Eigenschaften sind erstaunlich. Sie ist stabiler als Kevlar und gleichzeitig elastischer als Nylon. Biologisch betrachtet ist sie nicht weniger interessant, denn im Gewebe anderer Organismen löst sie keine Abstoßungsreaktion aus, d.h. sie ist biokompatibel. Um diese Eigenschaften nun aber für neue Anwendungen zu nutzen, war es notwendig, mehr über die ‘Herstellung’ der Seide in der Spinne zu erfahren. Nach der Identifizierung des Gens, welches für die Seidenproduktion verantwortlich ist, wurde es in E.-coli-Bakterien übertragen. Wie bei der Herstellung von Medikamenten übernehmen diese nun die Produktion der Seide.

Spinnenseide als Biomaterial

Es stellte sich anschließend die Frage, wie man die Eigenschaften der ‘künstlich’, d.h. außerhalb der Spinne hergestellten Spinnenseide zur Anwendung bringen könnte. Silikon ist eines in der Medizin am häufigsten eingesetzten Materialien. Dennoch löst es nicht selten eine Fremdkörperreaktion aus, die bei Brustimplantaten als Kapselfibrose oder Kapselkontraktur bezeichnet wird. Gerade Frauen nach einer Brustkrebsoperation und Rekonstruktion der Brust mit einem Brustimplantat belastet diese Komplikation sehr. Könnte eine Beschichtung mit Spinnenseide nicht eventuell die Verträglichkeit solcher Silikonimplantate verbessern? Unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Zeplin ist eine Gruppe von Forschern aus Bayreuth, München und Leipzig dieser Frage nachgegangen und untersuchte den Einfluss der Spinnenseide auf das Gewebe über ein Jahr. Die Beobachtungen waren erstaunlich.
Die wasserabweisende Silikonoberfläche integrierte sich durch die Beschichtung deutlich besser in das umgebende Gewebe. Entzündungszellen, Fresszellen und Bindegewebe produzierende Zellen waren viel seltener anzutreffen als bei unbeschichteten Implantaten. Und: Dieser positive Effekt war auch noch ein Jahr nach der Implantation nachweisbar.

Aussicht für die Zukunft

Die Beobachtungen und die Innovation der Spinnenseidetechnologie sorgten in der Wissenschaft und Presse für großes Aufsehen. Die Ergebnisse wurde hochrangig publiziert und mehrfach ausgezeichnet - unter anderem mit der höchsten Auszeichnung der Deutschen Chirurgischen Gesellschaft, dem von-Langenbeck-Preis. Es bleibt spannend, welche Geheimnisse sich noch in der Spinnenseide verbergen und welche Anwendungen noch möglich werden. Es scheint, als wären beschichtete Brustimplantate nur der Anfang. Vielleicht erinnern Sie sich das nächste Mal an die herausragenden Eigenschaften der Spinnenseide, wenn Sie eine Kreuzspinne in Ihrem Garten eine Netz bauen sehen.

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