Artikel 01/12/2014

Die Wurzelkanalrevision als Alternative zur Wurzelspitzenresektion

Dr. med. dent. Patrick Prinz Zahnarzt
Dr. med. dent. Patrick Prinz
Zahnarzt
wurzelkanalrevision-oder-wurzelspitzenresektion

Die Frage „Wurzelkanalrevision oder Wurzelspitzenresektion?“ stellt sich meist dann, wenn ein bereits wurzelbehandelter Zahn Probleme macht und Schmerzen versursacht. Diese Schmerzen können z.B. auftreten, wenn eine Wurzelkanalbehandlung zwar durchgeführt wurde, aber nicht vollständig erfolgt ist. Zum Beispiel wenn der Zahnarzt nicht alle Wurzelkanäle eines Zahns „gefunden“ hat oder sie nur unvollständig füllen konnte.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass die behandelten Wurzelkanäle von Bakterien besiedelt wurden. Dies kann passieren, wenn Undichtigkeiten im Wurzelkanalsystem den Bakterien die Möglichkeit geben, sich im nicht-abgedichteten Wurzelraum auszubreiten. In der Folge kann es - auch noch Jahre nach der erfolgten Wurzelbehandlung - zu einer Entzündung und damit einhergehenden Schmerzen im Bereich der Wurzelspitzen kommen.

Um die Beschwerden zu behandeln, bietet sich dann entweder die Wurzelkanalrevision oder die Wurzelspitzenresektion an. Ziel beider Behandlungsarten ist es gleichermaßen die Entzündung im Bereich der Wurzelspitze und damit die Schmerzen zu beseitigen.

Während meiner langjährigen Erfahrung als Zahnarzt hat sich die Wurzelkanalrevision als erfolgsversprechende Alternative zur Wurzelspitzenresektion herausgestellt. Im Nachfolgenden werde ich die beiden Behandlungsformen für Sie erläutern und bewerten.

Bei der Wurzelspitzenresektion erfolgt vom Zahnfleisch aus ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Spitze der entzündeten Wurzel, zusammen mit dem betroffenen Gewebe, gekappt wird. Bei einer Wurzelspitzenresektion wird also die entzündete Spitze einer Zahnwurzel abgeschnitten. Dies geschieht normalerweise in einem operativen Eingriff unter örtlicher Betäubung. Dabei wird das entzündete Gewebe entfernt, der Innenraum des Zahns gereinigt und der verbleibende Hohlraum versiegelt.

Bei der Wurzelkanalrevision handelt sich dagegen um einen sanfteren, nicht-chirurgischen Eingriff. Ziel ist es dabei, die unvollständige Wurzelfüllung aus den Wurzeln zu entfernen und durch eine erneute bakteriendichte Wurzelfüllung wiederherzustellen. Vorher wird der Wurzelraum durch Spülungen und Desinfektion von Bakterien befreit. Dabei ist der sog. „Kofferdam“, ein Gummituch zur Isolierung des Zahnes von der Mundhöhle, ein unverzichtbares Hilfsmittel. Er soll verhindern, dass neuen Bakterien in den Zahn gelangen, während die Wurzel gefüllt wird.

Nach erneuter Wurzelbehandlung bildet sich im besten Fall die Entzündung an der Wurzelspitze zurück. Der Kieferknochen kann sich regenerieren und die Beschwerden lassen nach. Die Erfolgsraten einer Wurzelkanalrevision liegen nach meinen persönlichen Erfahrungen hinreichend hoch. Auch die Fachliteratur sieht den Behandlungserfolg bei 60 - 80 Prozent¹.

Daher lautet mein persönliches Fazit: Die Wurzelkanalrevision sollte zeitlich immer vor der Wurzelspitzenresektion erfolgen. Sie verspricht gute Erfolgsquoten und macht eine Wurzelspitzenresektion häufig unnötig. Die Wurzelspitzenresektion sollte also erst dann erfolgen, wenn ein Zugang über den Zahn in die Wurzeln nicht möglich ist, oder nicht zum Erfolg geführt hat.

Bitte beachten Sie, dass sich Komplikationsrisiken auch mit sorgfältigster Behandlung nicht immer ausschließen lassen. Ziel der hier vorgestellten Behandlungsoptionen soll immer der Erhalt Ihrer Zähne sein. Wiederholt auftretende Entzündungen können allerdings dazu führen, dass beide Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr erfolgsversprechend sind. So kann letztendlich doch die Entfernung des Zahnes nötig werden. Daher sollten Sie Ihren Zahnarzt/Ihre Zahnärztin immer um eine individuelle Einschätzung Ihrer persönlichen Risiken bitten.

¹ Friedman S: Treatment outcome and prognosis of endodontic therapy. In: Orstavik D, PittFord TR: Essential Endodontology. Blackwell Science, Oxford UK 1998, 367-401

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.